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Drittes Buch.
Abthei1ung.
Erster
Abfch11itt.
fchwärmerifcher Ekstafe, wie bei St. Franz von Afsisi, endlich bis zu dem sichs
Abwenden und WeinensMüfsen des heiligen Damianus.
0k,ekkMk. Eine Fülle von Bildern enthält endlich das Dormitorium im oberen Stocks
Werk. werk. Den Emporsteigenden begrüfst der Treppenmündung gegenüber der
englische Grufs, auf welchem beide Gestalten an Demuth und Seelenreinheit
mit einander wetteifern. Fast jede Zelle enthält sodann ihren Schmuck. Trotz
aller grofsen Aufträge war der Künstler immer bereit, feinen Brüdern ein Bild
zu perfönlicher Andacht zu malen. Manche diefer Fresken sind flüchtig, zum
Theil vielleicht nur von Gehilfen ausgeführt, andere aber von hoher Schön.
heit. Mehrsach kehrt der Gekreuzigte mit St. Dominicus wieder; dann kommen
Madonnenbilder und Scenen aus dem Leben Christi und Marias vor. Die Aufs
fafsung ist die überlieferte, aber alles ist tief und persönlich empfunden. Das
Abendmahl ist nicht in der gewöhnlichen Weife, sondern, wie vielfach in alts
christlichsbyzantinifcher Kunst und in dem Bilde des Justus von Gent zu
Urbino, als Cultushandlung, als Austheilung des Sacramentes aufgesafst, und
ergreifend ist das Bewufstfein des Geheimnifsvollen in den Jüngern. Bei bei
wegter, leidenfchaftlicher Handlung, wie auf der Gefangennehmung, haben die
Compositionen Fra Giovanni7s oft etwas Ungefchicktes. Seinen Intentionen
wird er daher besser gerecht, wenn er derartige Momente nur symbolisch fafst,
nur den geistigen Gehalt herausfchält, wie bei der Verfpottung. Der äufsere
Apparat, die Schar der Peiniger, ist ferngehalten, nur eine Andeutung ihres
Thuns ist gegeben, die Hand, welche fchlägt, der Mund, der befpeit; Christi
Augen verhüllt ein Tuch, um feinen Mund spielt die innere Erhebung über
alle Qualen, und ihm zu Füssen sitzen Maria und Dominicus, die im Geiste in
die Betrachtung dessen verfunken find, was wir leibhaft fchauen. Wie hing
reifsend der Gefühlsausdruck fein kann, zeigt die Beweinung Christi, auf wels
eher die Frauen und St. Petrus Martyr, der mit herangetreten, sich an den
Wunden des Heilandes nicht fatt sehen können. Zu den festlichsten Dars
stellungen gehört auch hier eine Krönung Marias, nur einfacher als auf den
Tafelbildern, Christus und Maria ganz weifs gekleidet. Das dichterische Ers
fassen und Combiniren zeigt das Bild des 0elbergs; an den Garten grenzt
eine Hütte, in der Christi Freundinnen, Martha und Maria, wachend und betend
knieen, während die Jünger draufsen vom Schlafe überwältigt sind. Eine Zelle,
die Cosmo von Medici Ach felbst für Andachtsübungen in stiller Zurücks
gez0genheit vorbehalten hatte, ist sinnig mit der Anbetung der Könige, den
Mächtigen der Erde, die f1ch vor dem Höchsten beugen, gefchmückt.s
Ei.2wikkuHg Fast so Jahre war Fra Giovanni alt, als die Arbeiten in S. Marco begans
Rs2iiTiT2us. nen; dennoch nennt ihn Vafari als den ersten unter denen, die in der Capella
Brancacci, wo Mafaccio ein Jahrzehnt früher feine Meisterwerke geschaffen,
studirten; gewiss nicht mit Unrecht, denn dass der Maler, dessen Richtung eine
so in sich einige und abgegrenzte war, doch gegen das Neue der realistifchen
Kunst in Florenz fein Auge nicht verfchlofs, beweisen namentlich seine späteren
We,rke in Rom und Orvieto.
Sp5:2ks Nach.Rom war er gegen Ende der Regierung Papst Eugens IV. Lsls 1447J
Werke. berufen worden II, und unter Nicolaus V. erhielt er hier weitere Aufträge.
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la cour des
Paris
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