Volltext: Die Malerei der Renaissance (Bd. 2)

Florentiner Schule. 
Die 
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Stellung unter den Ersten, welche die Härten, Unvollkommenheiten und, scl1w1es 
rigkeiten der Kunit überwanden. .Er.gab zuerst den Gestalten fchone Sk61s 
hingen, freie Bewegungen, Lebhaft1gke1t des Ausdrucks und ein Re11ef welches 
der wjkk1jchkejt entfprach. Während feine Vorgänger die Figuren auf die 
Fufsfpitzen gePcellt hatten, liefs er sie richtig mit den Füfsen auf dem Boden 
llehen und lich angemeffen verkürzen, und zwar für jegliche Anf1cht. sein 
VerPcändnifs der Perfpective war fo gr0fs, dafs er die Dinge nicht nur in den 
Linien, f0ndern auch in den Farben zurücktreten liess. Dabei war fein Vors 
trag weich und harmonifch, der Fleifchton gut zu den Farben der Gewänder 
gefiimmt, der Faltenwurf einfach und breit behandelt. Mit einem Worte: er 
verdient wie ein Erfinder gepriesen zu werden, denn alles vor ihm Gefchaffene 
kann man gemalt nennen, feine Werke aber Leben, Wahrheit und Natur felbfi. 
Nur eins möchte man diefen Worten noch hinzufügen: Beruhte auch 
Mafaccio7s neue Richtung wefentlich auf dem Realismus, fo verband er doch 
mit diefem Zugleich das schönheitsgefühl, die geistige Befeelung aller Formen 
und damit den grofsen Stil. So wurde das Werk, das er unvollendet zurückk 
liefs, epochemachend. In der BrancaccisCapelle haben die Künstler von Ges 
schlecht zu Geschlecht bis zu den gr6fsten MeiPcern des I6. Jahrhunderts, 
Michelangelo und Raphael, iIudirt. Zwifchen Giotto und ihnen gibt es keinen 
für die Entwickelung der italienifchen Malerei fo bePcimmenden Meister wie 
Mafaccio. 
Meister 
des 
Ueberganges. 
Gleichzeitig mit Mafaccio, ja noch über feine Lebenszeit hinaus, sind viele 
Maler in Florenz thätig, welche durch ruhiges FePchalten an dem älteren Stile 
in ausgefprochenetn Gegensätze zu feinen kühnen Neuerungen stehen. Die 
blofsen Handwerker unter ihnen, wie iFicxzi cis Lm2m,5so und New. di Bzicci, 
brauchen wir nicht zu berühren, wenn sie auch noch so productiv waren. Aber 
auch ein Meister von hoher Begabung und gewinnender Schönheit des Gefühls 
beharrt in di6fek Richtung: der Dominicaner Fm CPiwzzJmzi Xa Fz2sJz2ZZ1J. km oi0. 
Er hiefs mit weltlichem Namen Guido di Pietro, war I387 zu Vicchio in Vk3IZH,1;1,a 
dem Bezirk Muge1lo geboren und trat I4o7 zu S. D0menjc0 bei Fief01e in 
den Orden ein. Nicht lange danach, im Jahre 1409, mufsten die Brüder diefes 
Kloster räumen, weil lie während des Schismas zu Gregor XII. flanden, 
während der 0rdensgeneral fowie die Stadt Florenz es mit Alexander V. 
hielten. Nach ihrer Vertreibung fanden sie zu Fo1igno und fpäter zu Cortona 
Aufnahme, bis sie I4I8 aus der Verbannung zurückkehren konnten. Von da 
an lebte der Maler in der unmittelbaren Nachbarfchaft von Florenz und fpäter 
f0gar in der Stadt felbPc, als den Mönchen von S. Domenico im Jahre 1436, 
auf Verwendung Cosmois von Medici beim PapPce, das KlosIer S. Marco übers 
wiefen worden war. 
In küniIlerifcher Hinf1cht sieht Fra Giovanni ungefähr auf Mafolino7s Stufe. KsJF;g:xis 
Sein Stil ruht auf den Traditionen der Giotto,fchen Schule, doch besitzt er Charakter. 
bereits mehr Anfchauung der Natur. Zwar hat die natürliche Erfcheinung 
J 
2 BGB. 
Memorie 
dei 
insig11i 
pik1 
pittori 
scultori ed architetti 
dome11icani.
	        
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