I40
Buch.
Drittes
ErPcer Abschnitt.
Werkes, so muss es vor dem IT. November 1417, an welchem Martin V. ges
wählt wurde, oder fpätestens vor I420, der Zeit feines Einzuges in Rom, ents
standen sein1J.
Aussen, nach der Kirche zu, ist die Capelle an einem Pfeiler mit der Ges
stalt des heiligen Christoph0rus und in den Zwickeln über dem Bogen mit
der Verkündigung Marias geschmückt. Die Bogenleibung enthält die Brust
bilder der Apostel, das Kreuzgewölbe vier Paare von Evangeliften und Kirchen.
Vätern. An der Fensterwand rechts sind fünf Scenen aus einer noch nicht er.
mittelten Legende, an der Wand gegenüber fünf Darstellungen aus der Legende
der heiligen Katharina von Alexandrien zu sehen: Sie weigert sich, den Göttern
zu opfern; aus dem Gefängnisse bekehrt f1e die Kaiferin, deren Enthauptung
seitwärts dargestellt ist; sie disputirt mit den heidnifchen Philofophen, deren
Verbrennung, nachdem sie von Katharina bekehrt worden sind, auf einem
in die Wand eingelaffenen Bilde zu sehen ist; ein Engel zertrümmert die Räder,
durch welche die Heilige getödtet werden sollte; endlich ihre Enthauptung.
Die Wand über dem Altar ist mit einem grossen Bilde des Hejlandes zwischen
den Schächern am Kreuze bedeckt.
ski1. Man f1eht in diesen Malereien deutlich das Hervorgehen aus der älteren
Schule, aber zugleich das Streben, ihren Stil leife zu modif1ciren, um zu
gröfserer Natürlichkeit und malerifcher Wirkung vorzudringen. charakteristisch
ist vielfach die Bescheidenheit und Mäfsigung im Ausdruck wie in den Motiven
der Bewegung; die Köpfe find edel; namentlich in denen der Frauen tritt ein
zartes Schönheitsgefühl zu Tage, und unmittelbar neben schüchternen und
befangenen stehen freie, lebensvolle Gestalten. In grösseren Compositionen
fehlt, wie bei der Kreuzigung, wohl noch die straffe Gefchl0fsenheit, aber die
einzelnen Gruppen lösen f1ch klar, ohne Ueberfülle und Gedränge; stärkere
Bewegtheit, wie auf dem vierten Bilde der Katharinenlegende, führt oft zu
gezwungenen Motiven.v Wo es aber weniger auf starke körperliche Action als
auf geistige Spannung ankommt, weiss der Maler auch dramatisch zu wirken,
wie auf der Disputation Katharinas. Die unschuldsvolle, überlegene Geistess
klarheit der jugendlichen Heiligen, das Betrofsenfein, Ueberlegen, Erregtwers
den der ernsten Männer, das bei aller Gemefsenheit durchbrechende Erstaunen
des im Hintergrunde thronenden Kaisers sind höchst ausdrucksvoll; nicht minder
das aufmerksame Zuhören der Kaiserin auf dem vorhergehenden Gemälde.
An das I4. Jahrhundert erinnert namentlich die Farbe diefer FreSken,
ihr heiterer, fast rosiger Gefammtton. Vortresflich ist dabei die Gleichmäfsigs
keit, feine Vertreibung und Sorgfalt im Vortrage. Der Faltenwurf ist weich
behandelt; die Körperf0r1nen sind wohlstudirt, und trotz der nur mäfsigen
Schattirung ist doch im Nackten die feine Mode1lirung bemerkenswerth. Zus
gleich macht der Künstler manchen Verfuch in Verkürzungen, in denen er
zwar nicht immer feiner Sache völlig f1cher ist, aber doch glückliche Intens
tionen verräth; man vergleiche den Reiter auf dem ganz von vorn gefehenen
Pferde bei der Kreuzigung. Ebenfo tritt uns ein forgfältiges Studium in der
1J XI. A. zPc2z;7zwzZ.s Die cape11e der heil. Katharina in S. Clemente zu Rom. Ja11rbücher für
Kunfkwiffenfchaft, III, S. 75. Ä. 7J. ZaJz7z,s Maf01in0 und Mafacci0; ebenda, II, s. III. Ein
Zweifel an JIfzzJzmsfoiF Urheberfchaft schon bei It. Forschungen II, s. 2s0.