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Buch.
Drjttes
Abtheilung.
Nackte, wo er Nacktes darzustellen hat; aber nur der 1taliener kommt auf
den Gedanken, die bekleideten Gestalten zuerst nackt zu zeichnen und dann
mit Draperien zu umgeben, was Alberti bereits als allgemeinen Brauch erwähnt.
A.12k0mie. Aber Alberti fordert, dies als Beispiel nehmend, noch mehr: Zur Darstellung
einer menschlichen Gestalt ist zuerst ihr Knochengerüst zu zeichnen und dann
mit Muskeln zu versehen und mit Fleisch zu umkleiden. Das Studium der
Anatomie, das der Norden noch scheute, erschliesst den italienischen Künstlern
das Verständniss des Körperbaues und aller Bewegungen. Actstudium und
anatomisches Studium ergänzen sich gegenseitig, und zu beiden kommt das
Pk0p0kki0. Studium der Proporti0nen, das sich durch Beobachtung, Vergleichung und
um Messung die trotz aller individuellen Mannigfaltigkeit feststel1enden Grössens
masse der einzelnen Körpertheile in ihrem Verhältnisse zu einander wie zum
Ganzen klar macht. somit beruht auch der Begriff von den körperlichen
Formen bei den Italienern auf festem Wissen, das den Flamändern fehlt;
wurde doch schon Im Arm EyxJe selbst, um von den Nachfolgern nicht zu
reden, durch alle Schärfe und Genauigkeit der NatursBeobachtung nicht vor
Fehlern in Formen und Verhältnissen, vor harten, ungefchickten Bewegungen
bewahrt.
Tec12k2ik. Was die malerische Technik der italienischen Renaissance betrifft, so blieb
Tem,,ek,2 sur Tafelbilder die zu grosser Vollendung ausgebildete Temperamalerei üblich.
bEi;ksisH;If,l. Die 0elmalerei wurde erst unter flandrischem Einfluss aufgenommen, und zwar
erst gegen das Ende dieser Epoche. Die selbständigen Versuche einzelner
Italiener, Oel als Binde1nittel anzuwenden, bleiben interessante, aber, wie wir
sehen werden, unzulängliche Experimente. Uebrigens ist auch das Bedurfniss
der 0elmalerei in Italien minder stark; eigentlich coloristische Neigungen
erwachen hier verhältnissmässig spät, in den massgebenden Schulen und
Richtungen ist das Wesentliche des Bildes der Contour, der, wie das auch
Alberti theoretisch formulirt hat, die Grundlage der Compos1tion bildet.
1s0km des Kirchengemälde sind noch immer die Hauptgattung der Taselbilder. Bei
AlWWderi den Altarwerken wird die hergebrachte gotl1ische Form jetzt grösstentheils
beseitigt. Die Theilung in eine Anzahl einzelner Tafeln, die Spitzbögen und
Spit:zgiebel, die gothischen Umrahmungen fallen fort; der Maler sucht grössere
Felder für seine Darstellung zu gewinnen. Häufig kommen Bilder breiten Fors
mates vor, die oben in drei Bögen, deren mitt1erer grösser ist, schliessen II,
aber nur eine einheitliche Compos1tion enthalten, die also gewissermassen durch
das Bediirfniss des Zufammenschlusses die verticalen Zwischentheilungen ges
sprengt hat. Dann vereinfacht sich der Aufbau überhaupt, die Seitenabs
theilungen, in Italien ohnehin keine beweglichen Flügelthüren, fallen fort; es
gibt nur Eine grössere BildHäche und über dieser noch eine halbkreisförmige
Lünette, falls nicht das Hauptbild selbst im Halbkreise schliefst; nur die untere
Predella mit kleineren, figurenreichen Bildern wird auch jetzt beibehalten.
Neben Kirchenbildern werden auch häusliche Andachtsbilder gemalt, ferner
Af,ZIT1ZJ5. cultivirt der Familiens1nn das Porträt, das nicht mehr bloss in der monumens
P0k:k5:.talen Kunst, in Grabmälern und öffentlichen Denkmalern, sondern auch im
HEXE Hause seine Stelle findet. Eine neue Stoffwelt erschliesst sodann die Kenntniss
Vgl.
H0lzfchnitt Fig.
nach
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in der Akademie.