Drittes
Buch.
Abthei1ung.
Dritter Abfc11nitt.
Petri, Petrus in cathedra, die Aussenseiten CNationalmuseumI Christus am 0els
berg, Petrus Kranke heilend, die Strafe des Simon Magnus durch Petrus und
Paulus, die Geisselung und die Predigt des Paulus dar. Petrus tritt meistens
in Prächtiger rother Priestergewandung auf; er und Paulus sind würdige Typen,
die Nebenf1guren oft originelle, aus der Wirklichkeit gegriffene Charaktere;
Landschaft und Oertlichkeit sind geschickt behandelt. Der Ton ist dunkels
bräunlich und schwer. Der Realismus ist hier nicht von Uebertreibung frei,
aber von wirkungsvoller Energie, und die Behandlung verfällt trotz der Derbs
heit doch niemals in das Rohe, wie bei vielen andern Werken der Schule.
Weit gefälliger, im Charakter eher der Nürnberger Schule verwandt, ist
der berühmte baierische Miniaturma1er PewJzZx2Zzi Fzz7sr7m7Js, von dem sich eine
WfWeYTOWeltchronik und eine zweibändige Bibel, 1470sss1472 für einen baierischen
Fürsten il1uminirt, in der fürstlich Wallerstein7schen Bibljothek zu Maihingen
bei Nördlingen und ein fünfbändiges Missale, I481 für Erzbischof Bernhard
von Salzburg vollendet, in der Hofs und Staat5bibliothek zu München bei
finden II. Furtmeyr lebte in Regensburg, kommt als Hausbesitzer dort vor
und ist noch im Jahre I50l nachweisbar.
Es ist auffa1lend, dass in den baierischen Alpengegenden und ihrer nächsten
TUMMM Nachbarschaft Bilder vorkommen, die mit den Münchener Tafelgemälden keinen
Zusammenhang, aber auch ebensowenig mit der älteren Salzburger Schule
etwas zu thun haben. Vier Bilder auf G0ldgrund in der Kirche zu Grosss
gmain bei Reichenhall, deren erstes I49I datirt ist, die Darstellung Christi im
Tempel, der Christusknabe unter den Schriftgelehrten, die Ausgiessung des
heiligen Geistes und der Tod Marias, stehen mit ihrer klaren und harmonischen
Farbe, den lebensvollen, individuellen Köpfen und der liebevollen Durchführung
der schwäbischen Schule näher.
o2n2xiksish. Aus den eigentlich österreichischen Ländern sind frühe datirte Denks
mäler dieser Epoche, und zwar sowohl Miniaturen wie Tafelbilder vorhanden 2J.
Das grosse Missale Friedrichs III. in der Hofbibliothek zu Wien CNo. I767J
Wiens mit Namen und Devise dieses Kaisers und den Jahreszahlen I447 und I448 ist
trotz aller Pracht der Rand0rnamentik von geringem Kunstwerth. sowohl auf
dem grossen Dedicationsbilde mit der kaiserlichen Familie wie in den Vignetten
und Initialen mit religiösen Darstellungen sind die Bewegungen steif, die Zeichs
nung ohne Verständniss, die Köpfe ausdruckslos. ,
Von I449 ist eine grosse Kreuzigung in der kaiserlichen Galerie4 zu Wien
Welt datirt, die ausserdem den Namen zZHfe727zi7zg und die Devise ALS ICH CANN,
dieselbe die ,7s2m visit EIN; führte, aufweist. Der österreichische Ursprung des
Bildes ist zwar nicht gesichert, aber zu vermuthen. Es zeigt auch ohne eigents
lichen Einfluss der Handrischen Schule manche realistische Einzelzüge. Die
etwas bleiche Farbe scheint Tempera zu fein. Entwickelter ist der vom gleichen
Jahre datirte, Von Kaiser Friedrich III. gestiftete Altar in der Kirche zu
Aurrk:2. Aussee in Steiermark, ein Allerheiligenbild mit der Trinitat und vier Scenen aus
II Cod. 1at. 15708. Vgl. sig11art in den MittI1. der k. lc. Cenlra1commifli0n VII, S. 145.
Abbildungen bei II. FxJJyZUs.. GefcI1. der deutfc11en Kunst, II, S. 257, und Denkmo.1e, III.
2J .5xJz7mrrJe.s Zur Gcfchichte der öfierreich. Malerei im XV. Ja11rhuncIert, MittI1eilungen der k.
Centralcommiflion, VII, S. 2o5, 238, mit Abbildungen.