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Drittes Buch.
I. Abt11ei1ung.
Abfc1mitt.
Dritter
Maria und Johannes in reicher Umrahmung dargestellt. Die Vignetten zu den
Zunftstatuten haben theils die Form von Wappenschilden mit beigeordneten
Figuren, theils find sie lebendige Genrebilder. Wir blicken in die Waarenhalle,
wo der fremde Kaufmann feine Güter deponirt, in den Kramladen, die Backs
stube, in die Werkstätten des Goldschmiedes, Bogners, Schwertfegers, Glockens
giessers, Schusters u. s. w. hinein. Der Riemer bedient einen Reiter, der vor
feiner Thüre hält. Der Schneider misst einer Dame ihr Kleid an, während
ein zweiter zufchneidet, und eine andere Dame mit dem Ziegenbock seherzt.
In der WVerkstatt des Malers, die mit Bildern geschmückt ist, stehen fünf Männer
im Gespräch, und auf einem Tische am Fenster sitzt ein weibliches Modell im
Hemde. Das Costüm, fast immer das deutsche vom Schlusse des 15. Jahrs
hunderts nur der Kaufmann erscheint als 0rientale ist zierlich behandelt,
die Darstellung ist anfchau1ich, oft launig, die Durchbildung der Landfchast,
der Interieurs mit ihrem Durchblick in die Strassen der Stadt oder ins Freie
ist auch ohne gründliche Kenntniss der Perspective allerliebst, die Farbe ist
heiter und leuchtend, die Ausführung fein; der Charakter der Nürnberger
Schule ist unverkennbar. Der Künstler, dessen Name uns unbekannt bleibt,
ist kein Illuminator gewöhnlichen Schlages, und aus dem Bereich der deutschen
Miniaturmalerei von Mitte des 15. bis Anfang des I6. Jahrhunderts kennen
wir nichts, was diesem Buche gleichkommt.
scHer.c.,, Auch Scl1lefien stand künftlerifch mit Franken und besonders mit Nürns
berg vielfach in Beziehung. so vollendete Jimzx aus Nürnberg
im Jahre I462 den Hauptaltar der Elifabethkirche in Breslau. Das Werk selbst
ist im Jahre I652 beseitigt worden, aber es sind noch Quittungen und Schrists
stücke, die auf die Arbeit Bezug haben, erl1alte11 O. I11dessen gab es auch eine
tüchtige einheimische Kunst II. In Breslau bestand eine Malerinnung, von
der uns zahlreiche Meister urkundlich bekannt sind, und noch bewahren die
dortigen. Kirchen und San1mlungen manche Kunstwerke des I5. Jahrhunderts.
Das vorzüglichste ist vielleicht der Altar der Barbarakirche, 1447 datirt, der
Wehe. auf dem noch in der Kirche bewahrten Mittelbilde die heilige Barbara zwischen
Museum den Heiligen Adauctus und Abundantius, auf den Flügeln, im Museum fchles
Mis;fILI1Jek s1feher Alterthümer, eine Folge von scenen aus der Barbaralegende, beim
www ersten schliessen Paff1onsbilder, ganz aussen die Gestalten Christi und Marias
enthält. Gediegener Ausdruck, treffliche Modellirung, vielleicht noch eine
gewisse Schwäche der Extremitäten, doch gute Proportionen und ein kräftiges
Colorit zeichnen diese Bilder, ganz besonders die Mitteltafel, aus. Der slandrifche
EinHufs tritt in einem 1468 datirten, von Dr. Petrus de Wartenberg ges
Dom. stifteten Triptychon im Dome: Christus am Kreuze zwischen Maria und Johannes,
auf den Flügeln Laurentius und Johannes der Täufer, hervor. Mehr und mehr
.nimmt aber die Bildschnitzerei den grössten Theil der Altare für sich in
Anspruch, die Malereien wurden ihr untergeordnet und gewöhnlich siüchtiger
ausgeführt, fo am Altar der Goldschmiede von I476 in der MariasMagdalenens
kirche und am Marienaltar der Elifabethkirche. Zu dem Besten, was hier aus der
SchleHen.
Barbarr.
Kirche.
Künstler
sc111ef1en ,
ZeItfc:111sift
Geschichte
A1terthum
Gefchic11te der
Bres1auer
Ma1ersInnung.
Bres1au
1866.