I22
Drittes Buch.
Abt11ei1un g.
Dritter
Abschnitt.
enthalten vier scenen aus dem Marienleben, zwei obere Flügel Christus am
Kreuz und die Messe des heiligen Gregor sammt der Stifterfamilie, die Rücks
seite des Schreins verschiedene Heilige und die Dreifaltigkeit. Hier erscheint
der Meister in den Formen reiner, in den Köpfen edler, in der Färbung nocl1
kräftiger als sonst. ,
Eine stattliche Leistung decorativer Malerei waren die Bilder im Raths
RaWWSihat1ssaale Zu Goslar, für die Wolgemut im Jahre I50I das Ehrenbürger.
recht der Stadt erhielt. An der Decke sind vier Scenen aus der Kindheit
Christi sowie s1tZende Propheten und Evangelisten, an den Wänden, in Leims
farben auf Leinwand, grosse Kaisers und Siby1lensGestalten zu sehen.
Seinem Alter gehört der I508 vollendete Altar in der Kirche zu Schwas
bach an; auch der mit dem Meister hierüber gesch10ssene Vertrag, mit merks
würdiger Verclausulirung für den Fall, dass das Werk isungestaltci würde, ist
erhalten. Mit den Jahren nimmt die Nothwendigkeit, vieles den Gehilfen zu
überlassen, zu, und so rühren hier vielleicht nur die Heiligen Martin und J0s
hannes der Täufer auf dem äussersten der drei Flügelpaare von Wolgemut
selbst her, während alles Uebrige Schülerarbeit Zu sein scheint.
BliJ1Mrr1e. Mit besonderer Sorgfalt und Meisterschast arbeitete Wolgemut im Porträt;
das stets eine eigenhändige Arbeit ohne Mitwirkung eines Schülers war. Nach
unserer Ansicht gehört ihm ein 1475 datirtes Bildniss von Mann und Frau in
halben Figuren, mit dem Blick durch ein Fenster in landschaftliche Ferne,
im Amalienstift zu Dessau an sFig. I7IJ. Der Bräutigam oder Gatte, in m0s
discher Tracht, mit langem Haar, Hals und Arme bloss, hält seiner Auserwählten
den Ring hin. Die Formen sind hart. und spröde, aber die Strenge der Zeichs
nung und die Energie des Ausdrucks staunenswerth. Ges1chert ist der nürnbergische
Cssse1. Ursprung und damit wohl auch die Urheberschast W0lgemut7s bei dem kleinen
Brustbilde der Ursula Hans Tucherin von I478 in der Casseler Galerie.
Bei drei späteren, 1499 datirten Bildnissen der gleichen Familie, der Elisabeth
Niclas Tucherin in derselben Sammlung und dem Hans Tücher mit seiner
Weimar. Gattin Felicitas im Museum zu Weimar, hat man W0lgemut7s grossen Schüs
ler D7ZJws als Urheber vermuthet, und doch ist wahrscheinlich Wolgemut selbst
der Meister, der hier dieselbe schlichte, individuelle Wahrheit, wie früher, zeigt,
aber in der Zeichnung fast schon in das scharfe und spitze verfällt und in
der Farbe breiter und flüss1ger, aber nicht mehr so fein und verschmolzen ist.
z2iFpkuä22g2p Von besonderer Bedeutung sist Wolgemut7s Thätiglceit für den Holzs
H0iZi2hTs:k. schnitt. Er war einer der ersten wirklichen Künstler, die zu diesem Zwecke
Zeichnungen machten, und in dem Einfluss, den er auf die F0rmschnittsTechs
nik übte, steht er recht eigentlich als Vorläufer Düreris da. Im Jahre 149I
kam zunächst bei dem berühmten Nürnberger Drücker Anton Koberger
der vSchatzbeha1ter der wahren Reichthümer des Heils und der ewigen Se1igs
ke1tcc heraus. Die Holzschneider waren nicht immer fähig, Wolgemut9s 1ntens
tionen zu entsprechen, aber idie Erfindungen sind theils erhaben und gr0sss
artig, theils voll bewegten dramatischen Lebens. Diesem Werke folgte ein
ssä3;I:i;ik11c grösseres: die Weltchronik von Dr. Hartmann Seh edel, I493 lateinisch und
1494 deutsch erschienen, mit einer Fülle von Ho1zschnit:ten, die nach der
Schlussbemerkung unter der Leitung von Wolgemut und Wilhelm Pleydens
wurfs hergestellt wurden. Da geht das Bib1ische und das XxVelt1iche bunt durchs