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Buch.
Drittes
Dritter Abfc11nitt.
Arbeiten dieser Art aber konnten in Deutschland nur Ausnahmen bleiben;
was verlangt wurde, waren vorzugsweise Epitaphe, Votivbi1der, Altare für
Kreuzgänge, Capel1en und Kirchen, und solche schuf Holbein theils in feiner
Augsburger Werkstatt, theils auch an anderen Orten, wo er Arbeit fand. Die
A..gshkzk;;. Nonnen des Katharinenklosters in Augsburg, in dessen Räumen sich jetzt
Odem. die königliche Gemäldegalerie befindet, liessen aus Veranlassung eines ihnen
ertheilten päpstlichen Ablasses eine Folge der alten Bafiliken Roms für
ihren Kreuzgang malen, Tafeln in breitem Spitzbogenformat mit einem Ges
bäude, das die betreffende Bas11ika bedeutet, in der Mitte und mit mehreren auf
dieselbe bezüglichen Darstellungen ringsum. Dem älteren Holbein fiel zunächst
die Bas1lika Santa Maria Maggiore zu CAugSburg, GalerieJ, I499 bezeichnet,
mit der Geburt Christi, der Krönung Marias durch die Dreisa1tigkeit1J und der
Enthauptung der heiligen D0rothea, Patronin der vor ihr knieenden Stifterin
Dorothea Rölinger.
Schon in diesem Bilde tritt der Handrische Einfluss etwas zurück, und noch
mehr ist dies der Fall bei den grossen Altären aus den folgenden Jahren. Von
dem I501 vollendeten Altar der Dominicanerkirche in Frankfurt a. M.,
YOU dessen Mittelstück eine geschnitzte Kreuzigung gebildet hatte, befinden sich
die Flügel, sieben Passionsscenen keine achte ist verscho1lenJ im Städel,schen
Institute daselbst, ein Abendmahl, ursprünglich wohl Altarstassel oder, wegen
des l1ohen Formats, vielleicht eher Krönung, in der Leonhardskirche, vier
dazugehörige FlLigelbilder, Einzug in Jerusalem, Austreibung der Wechsler,
Fusswaschung und 0elberg, sowie die ehemalige Rückseite des Schreins, der
stammbaum Marias und derjenige der D0minicaner, in der städtischen Gemäldes
fam1nlung. Eine zweite Pass1onsf01ge, aus zwölf Bildern bestehend, grau in
grau gemalt, nur Fleischtheile, Haare und einzelne Nebendinge farbig, ist in der
Donau. Galerie zu Donauescl1ingen LFig. I69J; eine dritte, acht Darstellungen, bildete
Mhlngens einst die Aussenseiten der Flügel des 1502 datirten Hochaltars der Abtei
Kaisheim bei Donauworth; die Innenseiten, jetzt mit jenen in der Münchener
PWkOMks Pinakothek, sind dem Marienleben und der Kindheit Christi gewidmet. solche
Pass1onsbilder zeigen den Einfluss Schongauers am deut1ichsten, der Christuss
typus ist dem seinigen nachempfunden, viele Motive gehen direct auf ihn
zurück. Die Gewaltsamkeit des Vorgangs, das hässliche Gesmdel und die
rohen Buben, aus denen die Widersacher bestehen, sind hier überaus abstossend,
die Schwäche des Malers in der Körperkenntniss, besonders in den Beinen
und Füssen, tritt bei stärkerer Bewegtheit auffallend hervor; dennoch werden
wir durch seinen drastischen Sinn, durch manchen Zug inniger und tiefer
Empfindung, endlich durch das schlagend Individuelle und Charakteristische
einzelner Nebenfiguren betroffen CFig. I69J. Dieser letzte Vorzug tritt ebenfalls
auf den Innenseiten der Kaisheimer AltarHügel hervor; wier finden hier Ges
sichrer aus dem älteren Skizzenbuche des Künstlers im Base1er Museum wieder.
Zugleich sind diese als Festtagsseiten, mit Goldgrund statt der Luft, sorgfältiger
behandelt und componirt; durch die holden, oft kindlichen Frauenköpfe
Augsburg,
Galekie.
Fkankfu
a. M.
III dem in der Mori7.capelle f0 ähnlich, dafS es von der gleichen IIa11d fein n1ufS; der Maler hat Ach
bei der Bezeichnung eben nur den Scherz erlaubt, die edlen Buchstaben des V0rnamek1s Hans durch
das Buc11 verdec1cl zu Hugiren, fo dass nur deffen letzter Bucl1slabe S f1c11tbar ist.
II E. J7Z52Jk7s.s Denlcmale, I.