Volltext: Die Malerei der Renaissance (Bd. 2)

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Drittes Buch. 
L Abthei1ung. 
Dritter Ab fchnitt. 
 Im Jahre I462 wurde der Hochaltar der Georgskirche in Nordlingen von 
Ge0r3kjmhC.Jalcob Fuchshart gestiftet1J, und zu diesem Altar gehören Flüge1bilder von 
sichtlich Her1in,fchem Charakter, welche acht Scenen aus der Kindheitsges 
scl1ichte Christi und rückwärts das Jüngste Gericht, drei Pasf1onsscenen und die 
Auferstehung darstellen. Dann darf man ihm auch wohl das Epitaphium einer 
Frau aus der Familie Müller zuschreiben, welches das Datum des I9. Januar 
I463 am alten, nicht mehr vorhandenen Rahmen enthielt. Es zeigt Christus 
am Kreuze zwischen Maria und Johannes und die Stifterfamilie. 1m Jahre 1466 
vollendete Herlin sodann ein mit feinem vollen Namen beglaubigtes Werk: 
Roc11c1iIiurg. die Flügel des berühmten Hochaltars in der St. Jacobskirche zu Rothens 
burg2J. Wie stark und unmittelbar er von der Handrifchen Schule beeinflufst 
ist, lässt sich hier deutlich erkennen. Auf den Innenseiten find sieben Dars 
stellungen aus dem Marienleben und der Kindheit Christi, von der Verkündigung 
bis zum Tode Marias, der den Raum von zwei Abtheilungen einnimmt, zu 
sehen. Aufsenseiten und Rückseite des Sehreins lassen wegen schlechter Ers 
haltung kein Urtheil mehr zu. Her1in7s Hand erkannte Waagen sodann in 
 den Flügeln eines Altars im Chor der Georgskirche zu Dinkelsbühl mit 
vier Darstellungen aus demfelben Stofsgebiet und zwei Heiligengestalten aussen, 
ebenso in der Kreuzigung aus der Rückseite des Hochaltars, einer grossen 
Niik21tik2g2k.. Malerei mit plastisch hergestellter Christussigur. Die Stadtkirche zu Nörds 
lingen enthält neben einigem anderen, was ihm noch zugeschrieben werden 
darf, ein f1gurenreiches EccehomosBild von I468; die Kirche im nahegelegenen 
 zwei mit dem Namen und der Jahreszahl 1472 bezeichnete Altars 
Hügel: Christi Geburt und die Anbetung der Könige, auf den Aufsenseiten 
geringere Malereien. 
F2mi1i222. Von hervorragender Bedeutung ist endlich das grosse Triptycl1on in der 
NzkIiiI,Z,m,, Stadtkirche zu Nördlingen, das der Maler selbst für sieh und feine Familie 
gestiftet und mit feinem Monogramm sowie mit dem vollen Namen und der 
Jahreszahl I488 bezeichnet hat. Auf dem Mittelbilde CFig. I68J thront Maria 
mit dem Kinde, hinter der zwei schöne, weissgekleidete Engel einen Teppich 
halten; seitwärts stehen St. Lucas, der Patron der Maler, in dessen Buch das 
keck bewegte Kind hineingreift, und gegenüber die heilige Margaretha. Jener 
empfiehlt den Stifter mit feinen vier Söhnen, diese Herlin7s Gattin mit fünf 
Töchtern. Auf den Flügeln fleht man Christi Geburt und den zwölfjährigen 
Jesusknaben im Tempel. 
1i:ii22si12ki. Der klandrische Charakter, und zwar vorzugsweise der Anklang an den 
 Stil des Rogier van der Weyden, tritt bei Friedrich Herlin fast noch merks 
1icher, als bei Martin Schongauer hervor, in der Zeichnung der Körperformen, 
in der Gewandung und besonders in dem Einfügen mancher aus Handris 
schen Gemälden gefchopfter Figuren und Motive. Auch das Colorit klingt an 
die flandrischen Principien an, und wie Rogier und seine Nachfolger liebt
	        
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