Volltext: Die Malerei der Renaissance (Bd. 2)

deutfc11en 
Schulen des 
Jahr11underts. 
es ist, als Hauptorgan der künstlerifchen Erfindung, das gemeinfame Band 
aller Zweige bildender Kunst. 
Die Goldfchmiede, welche in Kupfer Rachen, befafsen die Fähigkeit 
malerifcher Darftellung, ihre C0mpofitionen wetteiferten mit denen der Maler, 
und fie vervielfältigten grofsentheils eigene Erfindungen, nicht V0rzeichnungen 
von fremder Hand. Das gilt namentlich von Deutfchland und den Nieders 
landen, wo der Kupferstich noch früher als in Italien nachweisbar ist. 
Zu den frühesten Daten auf Kupfersticlien deutfchen Urfprungs gehören Meinckv0k2 
die Jahreszahlen 1446 auf der Geifselung einer Paffionsfolge CSammlung Res MS. 
nouvier in MontpellierJ und I451 auf einer Madonna auf dem Halbmonde, deren Meister P. 
Meister aufserdem mit der Initiale P gezeichnet hat II. Dort find die Verhälts von Mr. 
niffe derb und kurz bei lebendiger Action, aber geringer Formenkenntnifs 
und fchwachen Extremitäten. Hier findet man bereits ftilvolle Zeichnung, klare 
Linienfuhrung, einen gewiffen Adel der Auffaffung. 
Ein ziemlich productiver Zeichner und Stecher ift sey JlJkfjZc7X wie  
auch  nicht fehr bezeichnend  JlIcszJZs7s MAX Im sxJzJszfZ5Zi72cz7cw2 Cmaitre aux 
banderolesJ genannt. Die Jahrzahl I464 befindet f1ch auf dem A eines von 
ihm gekrochenen Alphabetes. Dafs die Heimat des Stechers am Niederrhein 
oder in Westfalen gesucht werden mufs, beweist der niederdeutfche Dialekt 
der Umfchriften auf feinen Schöpfungstagen, feinen Lebensaltern. Aufser 
Bibelbildern und Heiligen hat er Sibyllen, Helden des Alterthums, ein Pariss 
urtheil, eine Allegorie des Glücksrades, den Jungbrunnen, eine merkwürdige 
Darfte1lung aus dem gefellfchaftlichen Leben der Zeit mit Männern bei Fechts 
übungen und badenden Frauen, die mit einem Narren k0fen, gestochen. Die 
Technik mit den schweren Umriffen und der fpröden Schattirung ift primitiv, 
die Motive find fteif und unfchön, aber bei diefer Mannigfaltigkeit der Gegens 
stände feffelt uns die Lebendigkeit der Phantafie und die Anfchaulichkeit der  
Dasrftellung. 
Bereits auf höherer Stufe steht dann der JlJZ7JZe7s E. F., auch JlJ2iJZz7 WxzIx1citkekE.s. 
I466 genannt, weil auf zahlreichen Blättern von feiner Hand jene Initialen fos 
wie djeJahreszahlen I466 oder I467 vorkommen. Die Verfuche, feinen Namen 
nach den Initialen zu errathen, haben fehlgefchlagen, aber die Infchriften auf 
Zwei Hauptblättern, der grofsen Madonna von Einfiedeln CB. 35J und dem fegs 
nenden Christusknaben LPaff. I54J, find oberdeutfch, wohl fchwäbifch. Zus  
gleich ift aber der EinHufs Handrifcher Malerei ltark wahrnehmbar. In relis 
giöfen Darfte1lungen zart und empsindungsvoll, ja graziös, baut er feine C0nis 
pofitionen mit Gefchick auf, wofür die erwähnte Madonna von Einfiedeln ein 
8Iäl1Zendes Beifpiel ift, führt die Linien mit Sicherheit, obwohl die Formen 
oft noch dürftig bleiben, und namentlich die Köpfe im Verhältnifs etwas grofs, 
die Extremitäten allzulänglich gerathen oder in der Bewegung gewunden und 
geziert find. Trotz der Schwäche in der Perfpective zeigt er doch eine ftärs 
k6kE Ausbildung der Räumlicl1keit und des landfchaftlichen E1ementes. In 
tCCl111ifChCk Beziehung erreicht er eine regelmäfsigere Strichlage, doch ohne 
Anwendung von Kreuzfchraffirungen, feinere Modellirung im Nackten und 
kräftigere Schatten. Bartfch hat ihm II3 Blatt zugefchrieben, Paffavant hat 
Sammlung. 
der Weige17fc11en 
Abb.
	        
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