Volltext: Die Malerei der Renaissance (Bd. 2)

Drittes Buch. 
Abth ei1nng. 
Dritter Abfchnitt. 
zart röthlichen Fleischton. Auch im Hintergrunde haben Rea1ismus und ma1eris 
scher Sinn gesiegt, der Goldgrund ist verschwunden; in der schönen landschafts 
lichen Ferne, die dem Mittelbilde und den Flügeln gemeinsam ist, find noch 
kleinere Scenen aus der Marienlegende zu sehen II. 
Fi:nHkirr Aus Frankfurt a. M. kennen wir zwar den Namen eines vie1beschäftigten 
Malers aus der 2. Hälfte des I5. Jahrhunderts: Jf72JHm4i J7JmJ, der zwischen 
I466 und 1498 Zahlungen empfängt und Verträge über Altarwerke abschliesst. 
Aber nur aus Gutdünken waren einige Bilder im Städelschen Institute auf feinen 
Namen getauft worden. Es ist keine Arbeit von ihm nachweisbar 2J. 
wesif2isk1. Eine der rheinifchen Verwandte Schule breitete sich in Westsa1en aus. 
Lissk;0kx2ek Eins ihrer Hauptwerke war der grosse Hochaltar der Klosterkirche zu Lies. 
Meiner. born bei Münster, I465 unter Abt Heinrich vollendet3J. Aus der Krüger7schen 
London. Sammlung find zwei Fragmente in die Nationalga1erie zu London gelangt: die 
Ha1bsiguren der Maria nebst Cosmas und Damianus und des Apostels Johannes 
nebst Scholastica und Benedict. Sie standen unter dem Kreuze Christi, was 
den schmerzlichen Ausdruck der Köpfe erklärt. Die Milde der ziemlich längs 
lichen Gesichter mit schmalen Augen, die zarten und gemesfenen Geberden 
find anziehend, die Farbe ist nicht kräftig, aber harmonisch und klar. 
Wenn hier vielleicht noch eine Nachwirkung der älteren idealistischen 
Richtung Zu spüren ist, so tritt der flandrifche Einfluss stärker aber hart und 
Biid2k aus unverarbeitet in dem grossen Triptychon aus Soest im Berliner Museum hers 
ZEIT. v0r4J. Verwirrt und überladen ist die Composition des Mittelbildes, welches 
die figurenreiche Kreuzigung mit anderen Pasf1onsscenen vereinigt. Die Flügel 
mit Scenen aus der Kindheit Christi, von der Verkündigung eingeleitet, und 
aus der Auferstehungsgeschichte find ruhiger. Goldgrund vertritt die Lust, auf 
dem Mittelbilde ist auch die Farbe unharmonisch. 
i3ii:i2k W Zu dem Ersreulichsten aus der damaligen westfälischen Schule gehört ein 
sTjsIikITL7. aus Corvey stammender Altar im Kunstverein zu Münster: in der Mitte die 
heilige Sippe, auf Aussens und Innenseiten der Flügel je sechs Heilige inners 
halb spätgothischer Architektur und aus sauber gemalten Fussbodensliesen. Die 
Köpfe, in der Form etwas kurz, sind höchst realistisch, die Kinder im Mittels 
bilde haben aber die schlankeren Proportionen von Erwachsenen. Die Bei 
handlung ist höchst sorgsam, die Farbe klar. Ganz übereinstimmend im Chas 
rakter ist ein anderes Bild ebenda: Christus am Kreuze zwischen Maria und 
Johannes, in seitenabtheilungen Andreas und Georg, unten drei kleine Stifters 
siguren, ein Ritter und zwei Damen, von bewundernswerther Feinheit. 
1J E. Fc3JjZws.I Denkmale, Bd. XlI.  
2J PJz. F. C7eiisz7zer,s Kunst u. Künstler in Frankfurt a. M. Franks. 1862, S. I6; Zusätze, I867, 
S. 22. 
3J Chronicbn Liesbornense in B. P1X7Zi77i historia WeStpl1aliae, 772. Vgl. zVz2m7zczzJs.s Die Chr0s 
nisten des Klosters Liesborn, Münster l866, S. 32 Laus der Zeitschrift für vaterl. Geschichte u. Alters 
thumskunde Westsalens, B. XXVIJ. 
4I Trug lange den von PxzJrzZ1i2J:Z ersundenen Namen Ja7sc722kc. Auf einer Beweinung Christi zu 
Wilton IsIouse hatte PczJ217JzmZ CKu11streise durch England und Belgien, S. I41, 402Z die Reste der Ins 
schritt Nazarenu5 u. s. w. aus der vom Kreuze abgenommenen Tafel yJare11uscc gelesen, und diesem 
neuentdeckten Meister zugleich jene Berliner Bilder zugescl1rieben; auch dies ohne Grund, denn das 
Bild in England ist jenen weit überlegen und steht dem niederläindischen Stil näher. Vg1,Repekk9kjHm 
Isür Kunstwissenschaft, II, S. 422.
	        
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