Dri11es Buch.
Äbt11ei1nng.
Dritter
Abfc11nitt.
sichtlich treten einzelne slandrische Typen und Motive hervor, manche Bilder
sind aber nicht frei von Uebertreibungen und nicht hinreichend geschlossen in
der Composition. Dieselbe Hand zeigt sodann ein grösseres Triptychon mit
der Beweinung Christi, ebendaselbst, das auch durch seine Datirung wichtig
ist; es wurde, laut Inschrift, zum Andenken des 1480 verstorbenen Kölner Pros
sessors Magister Gerardus de Monte gemalt. Unter dem leeren Kreuze ers
blicken wir die in Jammer ausgelöste Maria, von Johannes unterstützt, weiter
vorn tragen Joseph von Arimathia und Nicodemus den Leichnam Christi, dessen
Hand der links vor dem heiligen Andreas knieende Magister Gerhard ergreift;
rechts steht noch St. Thomas 1J. Beide Heilige kehren mit zwei Stiftern aus
derselben Familie auf den Flügeln wieder. Die Anordnung des Mittelbildes
hat vielleicht Zu sehr den Charakter des kunstvoll Ausgebauten, aber im Geiste
der besten Hämiscl1en Meister sind die charaktervollen Köpfe, besonders Nicos
demus und der Magister, und der tiefe, ergreisencle Ausdruck. Obwohl Golds
grund die Lust vertritt, ist doch die landschaftliche Ferne mit dem romanischen
Dome zwischen Hügeln schon recht durchgebildet.
iiiiiHci1cH. Nahe verwandt ist eine Folge aus dem Marienleben, die wohl auch mit
Niimi2ckg. Recht dem Meister der Lyversbergischen Passion zugeschrieben wird, und von
der sich sechs Bilder, alles kleinere Tafeln breiten Formates, Joachim und
Anna am Thor, Marias Darstellung im Tempel CFig. 163J, ihre Vermählung,
Verkündigung, Heimsuchung und Himmelfahrt, in der Münchener Pinakothek
befinden, während die Morizcapelle in Nürnberg noch ein siebentes, den Tod
Marias, bewahrt. Charaktere und Ausdruck sind nicht minder vortrefflich, die
ruhigeren Vorgänge wirken an7.iehender, und bei ihnen kommt der Meister
auch in Haltung und Motiven den slandrischen Vorbildern näher. Die Scenerie,
namentlich die architektonische, unterhalb des Goldgrundes, ist hier in der Pers
spective weniger verstanden und minder durchgebildet, als auf dem Altar von
1480, der wahrsclieinlich eine spätere Periode des Meisters vertritt, aber die
Farbe ist besonders kräftig und leuchtend2J.
Juiiuskiti Für einen Maler aus der damaligen Kolnischen Schule würde man ain
MiiJeiiiI1Eimiel1esten auch jenen ,7ZrJZzz.r rZ8 .dJZmJzag2zri halten, der nach der Inschrift im Jahre
I451 das Wandbild der Verkündigung Marias im Kreuzgange zu S. Maria di
Castello in Genua gemalt hat II. Die Köpfe sind gut durchgesührt und haben
in ihrer edlen Klarheit noch etwas von dem älteren Stil bewahrt. Den Ges
wandern, an denen viel Gold verwendet ist, fehlen noch die scharfen Briiche.
1I E. FZyJZgJE.I Denlcmale, Bd. XII.
2J Lith0grapl1ien von FZ7six7ze;s in der BoilTeräesGalerie. Die Vermäl1lung Marias ausserdem bei
E. Fis2JZey: Denlcmale, Bd. VlI. Ueber einen Altar in Sinzig und einen 1463 dalirlen Altar zu
Linz am Rhein, die demfclben Meifler lJeigemelTen werden, vgl, JcJzgZer.s Gefch. d. Mal, 2. Ansl., lI.,
S. I53. Mir felblk fchienen dem Meiiler der LyverSbergifcl1en Pafli0n zwei Bilder in der Galerie
zu Darmfiadt nahezuslel1en, seenen ans der Legencle des heiligen Bruno , des aus Köln stammenden
Stifters der Karthäufer; in unteren AlJtl1eilungen als Stifter Kaiser Maximilian nnd fein Sohn Philipp
von Burgund als Knabe. Eine Verwandte Richtung bei nicht minder starkem EinlinfS der flandrifcl1en
Schule zeigt der grofse Altar mit Darüellungen aus der Legende der Heiligen Georg nnd Hippolyt
im Mufe11m Zu Köln. Ein iilteres niederrl1einifches Bild, das Ach auch schon ganz dem niederliindis
fchen RealismuS 2uneigt, beHtzt das Mufenn1 in Bald: die Krönung Marias im Kranze von Heiligen,
bezeichnet I. M. 1457.
3J E. Fii7JJZJs.O Denlimale, XI.