Die deutfc11en
Schulen des
Jahrhunderts.
Niederlanden Hof und Bürgerthum mit einander wetteiferten, ist in Deutfchs
land nicht zu finden. Die Höfe und der Adel sind herabgekommen und vers
arrnt, die feinere Sitte, welche den aristokratifchen Kreifen anderer Völker eigen
geblieben ist, fehlt diefen Kreifen in Deutfchland, die in eine arge Verr0hung
herabgefunken find. Ein befferer Greift herrfcht nur im Biirgerltande, der aber
auch in Reichthum und Glanz nicht mit dem sslandrifchen wetteifert; im
grofsen und ganzen gibt lediglich der religiöfe Sinn, der Bilder als fromme
Stiftungen anf1eht, den Malern Arbeit und Nahrung. An grofsen Schnitzaltären,
bei welchen fie mit den Bildfchneiclern gemeinfchaftlicl1 thätig waren und
neben ihnen, wenn diefe das Innere des Schreins mit plaftifchen Figuren füllten,
oft nur in zweiter Linie standen, hatten die Maler hauptfäch1ich zu arbeiten.
Nur eine Handwerksleiftung wurde von ihnen beanfprucht, die Bezahlung war
nach fabrikmäfsiger Maffenproduction bemeffen, eine zartere Vollendung wurde
von dem Beftel1er und vom Publicum felten verlangt und gewürdigt II.
lxVie die Handrifchen Einflijffe in der damaligen deutfchen Malerei vers
mittelt wurden, wiffen wir nicht durch, thatfächliche Nachrichten, fondern
können wir nur aus allgemeiner Kenntnifs der Verhältniffe fchliefsen. Für
den Maler folgten wie für alle Handwerker auf die Lehrzeit die VVanderjahre.
Der glänzende Auffchwung der Malerei in den Niederlanden lockte die Wans
dernden in die dortigen Städte; wer da gewefen war, übermittelte hernach in
der Heimat wieder anderen etwas von flandrifcher Technik und Auffaffung.
Dennoch ist es erklärlich, dafs diefe Einflüffe in den Nachbargegenden am
stärksten waren, deren Verkehr und Austaufch mit Flandern ein fortgefetzter
blieb, und fo ist denn die niederländifche Einwirkung in der zweiten Hälfte
des I5. Jahrhunderts namentlich in der niederrheinifchen Malerei wahrs N;kde,.
zunehmen. HETliIHTlJe
Die Schule von Köln gerieth in der zweiten Hälfte des I5. Jahrhunderts
in eine neue Bahn, in der f1e nicht mehr fo eigenartig war, aber der sie f1ch
doch nicht entziehen konnte. Hiftorifch sind wir über He leider fchlecht unters
richtet. Wir kennen, namentlich durch Merlols Auszüge aus den städtifchen
Schreinsbi.ichern, zahlreiche Künstlernamen, aber wir sind nicht im Stande, dies
felben mit erhaltenen Werken in Beziehung zu bringen. Dennoch treten uns
in den Bildern selbst bestimmte Kijnstlerindividua1itäten entgegen; den Meister
eines Werkes erkennen wir oft in anderen Arbeiten wieder, und um diefe
namenlofen Künftler zu bezeichnen, pflegt man f1e dann nach einem Haupt.
Werke zu benennen. In diefem Sinne fpricht man von dem JlXJesJZs7E rief McHke,d,,,.
Diefe ist eine Folge von acht Bildern aus der Leidensgefchichte, früher in PAGA
der Sammlung des Stadtrathes Lyversberg in Köln, jetzt im dortigen Mufeum.1cz11:.
II Die Erforschung dieser Partie der deutschen Kunfkgescl1ichte. liegt noch sehr im Argen. Durch
Willkür und Mangel an Methode haben namentlich D. Beiträge zur Kenntniss der
alten Malerschulen in Deutschland, Kunstb1att 1841 und l846, Verwirrung angerichtet. UX27czFw2 das
gegen, obwohl er auch nicht zu eigener historischer Specia1forschung gelangte, verstand wenigstens zu
beschreiben, richtig zu urtheilen und Zu vergleichen, und. dadurch haben seine Bücher: nKunskwerke
Und Künstler in Deulschlandcc und nHandbucl1 der niecler1änclischen und deutschen Malerschulena b1eis
benden Werth. Ein ordentlicher Anban dieses lcunskgeschichtlichen Gebietes kann aber nur durch
eisrige Specialsorschung nnd durch archivalische Studien an den verschiedenen Orten erreicht werden.