Volltext: Die Malerei der Renaissance (Bd. 2)

DrjtteS Buch. 
Abthei1ung. 
Zweiter Abschnitt. 
angeblich als Reste vom Salom0nischen Tempel, in der alten Peterskirche Zu 
Rom vorhanden waren CFig. I59J. 
F9Hcquekss JZogiEJ, Turm xZeJs WxJszZm und ,7m7nczzF Am GmZ waren in Italien gewesen, 
Neuling. aber ihren Arbeiten sieht man nicht den geringsten Einfluss dieses Landes 
und feiner Kunst an. Spätere Niederländer dagegen, die über die Alpen zos 
gen, bÜsSten ihre nati0nale EigenthLimlichkeit ein, wurden von den italienischen 
Eindrücken uberwältigt und aus ihrer Bahn abgelenkt. Bei dem Meister von 
Tours finden wir weder das Eine noch das Andere. Individuelle Charakteris 
siik, landschast1iches Gefühl, Sinn für Lichtwirkung, zarte colorisiische Behands 
lung, die Eigenschaften der heimatlichen Kunst, verbindet er mit der gewähls 
ten Anordnung, dem Liniengefijhl und den Architekturs0rmen der italienischen 
Renaissance, und diese Elemente gelangen bei ihm zu wahrhaft harmonischer 
Verschmelzung. Foucquet ist vielleicht kein Meister von frappanter 0riginas 
lität, aber ein feiner, hochgebildeter und anziehender Künstler, der Jahrhuns 
derte lang von keinem Landsmann übertroffen worden ist. 
5iizy112n. Unter den von Foucquet unabhängigen Bilderhandschriften aus dem Ende 
MWchCni des I5. Jahrhunderts steht die Mehrzahl der Handrischen Richtung wieder näher, 
so das Bändchen mit den Sibyllen in München 1J, mit I3 Blättern und 25 
Miniaturen. Noah, der aus der Arche den Raben fliegen lässt, macht den 
Anfang. Dann thront immer aus der Seite links eine der zwölf dargeste1lten 
Sibyllen, rechts ist ein biblischer Vorgang mit 1andschaftlicl1em Grunde, dars 
unter stets ein Prophet und ein Evangelist, zu sehen. Bei sinniger Zusammens 
siellung und reinem Geschmack in den Linien der Bewegung wie der Gewans 
dung befriedigt die vorzügliche Ausführung der Köpfe, der ernsten Evanges 
listen und Propheten wie der meist jugendlichsanmuthigen Sibyllen, über deren 
Antlitz oft ein Hauch leiser Melancholie hingleitet. In dem Landschaftlichen 
sind oft Beleuchtungseffccte angewendet, wie in der Morgensiimmung auf dem 
letzten Bilde, der Auferstehung. Aber auch hier ist der italienische Einfluss 
merklich, in der Liniensührung, in den reichen Renaissanceformen der Throne, 
in nackten Figuren, die hie und da in Reliess an den architektonischen Hinters 
griinden und Umrahmungen Zu sehen sind. 
 Noch ausgebildetere Kunstformen zeigt ein dem Enkel König Rene7s, 
MZZ;f,ITn11fIlr Herzog Reue II. von L0tl1ringcn  gewidmetes Gedicht vLe 
wiss, songe du PastoureIa, in Wien II, das dessen Kämpfe mit dem burgundischen 
Haufe und Karls des Kühnen furchtbares Ende bei Nancy bes1ngt. Die Bils 
der, ziemlich gross im Massstabe, sind nur leicht aquarellirte Federzeichnungen, 
aber voll Formverständnifs, lebendiger Bewegung und in einem über die alt. 
fiandrische Schule hinausgewachsenen Stil, der sich schon der Freiheit des 
I6. Jahrhunderts nähert. 
p2.kis. Das Gebetbuch desselben Herzogs in Paris 3J gehört wieder zu den prächs 
 tigPcen und zartest ausgeführten Erzeugnissen der Schule, die sich hier auf der 
Höhe der Vollendung Zeigt. Der Handrische Charakter wirkt noch in den 
    
2J  Nr. 2556. 
3J Bib. nat. Lat. 1o532.  
1831, Nov., Section V1I.
	        
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