Volltext: Die Malerei des Alterthums (Bd. 1)

Zweites 
Buch. 
Zweiter Abfchnvitt. 
jüngeren Zeit find, und es fprechen natürlich diefelben Gründe für diefe An- 
nahme, welche ihr in Bezug auf die fchwarziigurigen Vafen günftig zu fein 
fcheinen.  
Pgllihcjäizlxiie An ,die f. g. rothfigurigen Vafenbilder hat neuerdings A. Flafch 1) eine 
 weitere Streitfrage von höchfter Wichtigkeit geknüpft, indem er die Anficht 
aufgeflellt, diefe Bilder, welche heutethonfarbig roth auf dem fchwarzen Grunde 
ftehen, feien urfprünglich alle mit verfchiedenen bunten Farben ausgemalt 
gewefen; die farbigen Stoffe, die {ich hier und da noch in gröfseren oder 
kleineren Partien erhalten, feien von der Mehrzahl diefer Vafen eben nur im 
Laufe der Zeit abgefprungen oder fonil verloren gegangen. 
Es leuchtet ein, dafs diefe Anficht, wenn {ie {ich beßätigte, unfere Vor- 
{lellung von dem Eindruck diefer Vafen gründlich umgefialten müfste. Schwer- 
lich aber wird man ihr in dem Umfange, den {ie beanfprucht, beifiimmen. 
Gewifs iii, dafs die Griechen in der Zeit der freien Entwicklung eine Reihe 
von Vafen wirklich mit bunten Farben auf dem fchwarzen Grunde bemalt haben. 
Eine. reiche Vergoldung kam zuweilen hinzu, ihnen einen prächtigen Schmuck 
zu verleihen. Am beften vielleicht haben derartige Farben und Vergoldungen 
{ich an einigen Gefäfsen erhalten, die in Kertfch gefunden wurden und in der 
Petersburger Sammlung aufbewahrt werden; aber auch an manchen anderen 
haften noch deutlich {ichtbare RePce einer früheren Polychromie. Gewifs ifl 
ferner, dafs es eine eigene Klaffe von Vafen giebt, die, {iatt des fchwarzen, 
einen weifsen Grund zeigen, indem f1e mit weifsem Pfeifenthon beiirichen find, 
fowie dafs diefe Klaffe, auf der auch noch einige fchwarzligurige Bilder vor- 
kommen, flch fehr bald der Polychromie zugewandt hat  wir werden auf 
{ie zurückkommen  aber ebenfo gewifs ifi es auch, dafs die überwiegende 
Mehrzahl der mit rothen Figuren auf dem fchwarzen Grunde {iehenden Vafen- 
bilder keine Spuren einer früheren völlig polychromen Behandlung zeigt. 
Nur mit Weil's und Dunkelroth wird ähnlich, wie bei den fchwarzfigurigen 
Vafen, aber noch viel befcheidener operirt. Die meifien und fchönften diefer 
Vafen verzichten felbü auf folche geringen farbigen Zufätze. Dem einfachen 
Augenfcheine gegenüber i{i es unmöglich, die Frage als eine offene zu behandeln. 
"Fechnifuhcs Das Verfahren bei der Herfiellung diefer Gemälde war das folgende. Das 
Verfahren" Bild wurde auf den noch ungebrannten Grund des Gefäfses f kizzirt ; die inneren 
Umriffe, Linien und Schraffiru-ngen wurden mit einer Feder, die voll {chwarzen 
Stellen an Ornamenten, Haaren, u. dgl. mit dem Pinfel hineingetragen. Nun 
wurden alle Zwifchenräume, indem man von den Conturen der Geftalten nach 
aufsen fortfchritt, mit vollem Pinfel zugefirichen. Am dickften {itzt die Farbe 
 zunächft jenen Conturen. Bei fchwarzem Haar u. dgl. mufste ein thonfarbiger 
Rand ausgefpart ftehen bleiben, damit die Formen vom Schwarz des Grundes 
{ich loslöften. Schliefslich wurde das Gefäfs gebrannt. 
Es ift fchon gefagt worden, dafs die rothfigurigen Gefäfse des fireng- 
fchönen Stiles uns wohl eine VorPcellung von der Formengebung eines Poly- 
gnotos geben könnten. Nachher hört ein Zufammenhang mit den weiteren 
F ortfchritten der Kunflmalerei auf. Schon Apollodoros, dann befonders Zeuxis 
und Parrhafios malten Gemälde mit gefchloffenem Hintergründe. Die Vafen- 
Die Polychromie der 
Flnfrlz : 
griechifchen 
Vafelmloilder. 
Würzburg 
1875-
	        
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