Werke
erhaltenen
Die
der gr
iechifch-rijmifchen
Malerei
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wird der Stil wirklich freier, zugleich ruhiger und lebendiger. Die Gefichter
gewinnen Ausdruck, die Gewänder einen edlen Flufs, die Körper fchöne Pro-
portionen, die Bewegungsmotive harmonifchen Rhythmus. Es gelingt, die
Köpfe und Glieder von den verfchiedenflen Seiten, allmählich fogar mit immer
kühner werdenden Verkürzungen correct darzuftellen. Dabei waltet anfangs
jener feierliche Ernfl der Auffaffung vor, der den hohen Stil kennzeichnet.
Vafen diefer Art fxnd geeignet, uns eine VorPcellung von dem Stile P0lygno-
tifcher Zeichnung zu geben. Dann tritt ein Element gröfserer Anmuth und
Freiheit hinzu. Wir finden Vafenzeichnungen, welche nach allen Richtungen
Vorrathsgeffifs (aroipwog).
Rothi
Vafc.
M ün chen.
hin zu dem vollendetften und fchönften gehören, was die zeichnende Kunfi;
innerhalb diefer Sphäre hervorgebracht hat. (Fig. I4). Endlich, im Verlaufe des
vierten Jahrhunderts, wird die Freiheit zum Streben nach mehr reizvollen, als
edlen Wirkungen. Lange aber bleiben Anmuth und Formenreinheit die Ge-
fährten diefes Stils, der erft nach der Zeit Alexanders Nachläffigkeiten zu
zeigen anfängt, die den Verfall einleiten.
Freilich zeigt die Mehrzahl befonders der nicht in Griechenland, fondern
der in Etrurien gefundenen rothfigurigen Vafen des ftrengen und hohen Stiles
fehon Nachläffigkeiten, die in jener älteren Zeit fchwer zu erklären wären.
Deshalb nimmt Brunn auch in Betreff ihrer an, dafs fie nicht Originalgemälde
des fünften Jahrhunderts, fondern abfichtlich alterthümelnde Arbeiten einer