römifche Malerei nach
griechifche und
Die
den Schriftqucllen.
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ifl das berühmte Wandgemälde von Prima porta bei Rom, welches eine voll-
Pcändige Gartenanlage an allen vier Wänden eines Saales darflellt. Da nun
folche Gartendarllellungen von Plinius ausdrücklich dem Ludius zugefchrieben
werden, da ferner jener Saal zur Zeit des Ludius einer Villa der kaiferlichen
Familie angehört hat, die doch wohl den berühmteiten Decorateur verwendet
haben kann, da endlich die technifche Vollendung diefer Gemälde faft alle
anderen erhaltenen antiken Wandmalereien übertrifft, fo dürfte die von Brunn
als möglich hingefiellte Anflcht, dafs Ludius hier eigenhändig gemalt, keines-
wegs von der Hand zu weifen fein. Unter allen Umftänden aber bezeugt
Plinius, dafs auch die Landfchaftsmalereien des Ludius nur Wanddecorationen
gewefen, deren doch nur halb künfilerifche Oberflächlichkeit er infofern einge-
iteht, als er die Maler, zu deren Befprechung er nach Ludius übergeht, aus-
drücklich als berühmte ihm und derartigen Wandmalern entgegenfetzt.
Von berühmten Malern der fpäteren Kaiferzeit erfahren wir nichts mehr. Diinhltlnglgrei
Die künftlerifche Schöpferkraft der griechifch-römifchen Welt ging auf die Kaiferzeit.
Neige. Nur ausführliche Gemäldebefchreibungen finden wir unter den Werken
der Rhetoriker der Kaiferzeit weit öfter, als bei den früheren Schriftftellern.
Soweit derartige Befchreibungen, z. B. des Lucian, an beflimmte Gemälde
berühmter alter Meifler anknüpfen, {ind fie fchon erwähnt und benutzt worden.
Der Mehrzahl nach lind die Gemälde, welche die Rhetoren fchildern, aber
völlig namenlos; ja in manchen Fällen ift es klar, dafs das Gemälde nur
zu feinem rhetorifchen Zwecke von dem Schriftfieller erfunden ift. Die wich-
tigfien Gemäldebefchreibungen diefer Zeit fmd diejenigen, welche Philoftratos
der ältere und deffen Neffe Philoftratos der jüngere, Zeitgenoffen des Sep-
timius Severus, des Caracalla und der folgenden Kaifer, als felbfländige Werke
herausgegeben haben. Einige Gelehrte halten auch ihre Gemälde nur für fingirt 1).
Andere glauben, dafs fle wirklich exiitirt haben, und ziehen fie in der ausführ- Rietähjlgt;
lichllen Weife zur Erläuterung der fonftigen Nachrichten der Schriftileller über
Maler und Gemälde herbei. Wir glauben, dafs kein Grund vorliegt, an der gen.
einflmaligen wirklichen Exiitenz der von diefen Männern befchriebenen Ge-
mälde, am wenigften an der Exiftenz der von dem älteren Philoftratos gefchil-
derten Gemäldegalerie zu Neapel zu zweifeln, dafs es aber unthunlich ift, in
diefen namenlofen Bildern, von denen wir Kunde haben, Copien von nur dem
Namen nach bekannten Meifterwerken grofser Künftler, befonders folcher,
die der voralexandrinifchen Zeit angehört haben, wiederzuerkennen. Wir
können in den philoflratifchen Gemäldebefchreibungen daher nur intereffante
Proben vom Zufiande der griechifch-römifchen Malerei überhaupt und insbe-
fondere in jener Spätzeit anerkennen. Viele Spuren in ihnen fcheinen in der
That auf einen Verfall der Malerei hinzudeuten. Dem Inhalte nach umfaffen
L
I) Aus der reichen und intereffanten Literatur über die Philofiratifchen Genaälde feien die fol-
genden Schriften hervorgehoben: Gaethe, Werke (HempelTche Ausgabe) Bd. 28, S. 269 E. K. Friedf-
Yiclzs: Die Philoßratifchen Bilder. Erlangen 1860. Nachträgliches dazu in Fleckeifmfs Jahrbüchern
1863, S- 179 Ü. I1. Braun's Entgegnungen im SuppL-Bd. derf. Ztfchrft. 1861 und in derf. Ztfclmrft.
1871, Hft. I. u. 2. F. Malz: De Philostratorum in describend. imag. iide. Bonnae 1867 und im
Philologus XXXI S. 585 ff. Der Verfaffer hat feine Auffaffung in dem S. 64 citirten Werke
S. I66 näher motivirt.