Zweites Buch.
Erßcr
Abfchnitt.
Riilillllgillle Als ältefter Römer, der gemalt, wird ein Mitglied der berühmten Familie
Fabills der Fabier genannt, der deshalb den Beinamen Pictor, der Maler, erhielt. Die
1mm" grofsen Figurengemälde diefes Zikzbius Pzrlor im Tempel der Salus, im Jahre
450 der Stadt Rom gemalt, werden ihrer Sorgfalt, Frifche und Einfachheit
wegen gelobtax Sie follen die feften und feinen Umriffe mit der älteren griechi-
fchen Schule gemein gehabt, zugleich aber mit der blühenden Farbengebung der
fpäteren Gemälde Griechenlands gewetteifert haben. Die römifclien Philifter
follen es dem Fabius jedoch verdacht haben, dafs er den Pinfel geführt. Edle
Römer gaben es daher auf, fich in der Kunft zu verfuchen. Dagegen glaubte
Pacuvius. der tragifche Dichter Pacuwärs, von dem ein Gemälde genannt wird, {ich in feiner
Poeteneigenfchaft über das Vorurtheil hinwegfetzen zu können. Erft in der
Kaiferzeit fchwanden alle derartigen fpiefsbürgerlichen Anfichten. Doch können
wir von den meiften römifchen Malern, die aus diefer Zeit genannt werden, wie
TurpiliuS. von Turpilizzs, der mit der linken Hand malte, von dem gewefenen Prätor und
{gäfäf Proconful Titzrlizrs Labeo, der mit feinen dilettantenhaften kleinen Bildern nur
Q. Petlius. Spott ärntete, von Q. Pedius, welcher, da er ftumm war, malen lernen follte,
Amulius. darüber aber ftarb, von Anzulius, der als ernfter, {trenger und zugleich blühender
Maler gefchildert wird, u. f. w., kaum mehr berichten, als ihre Namen. Die
römifchen Kaifer, welche gemalt haben, find natürlich vollends Dilettanten
gewefen. Von wirklichem Intereffe ift eigentlich nur ein einziger römifcher
Ludius. Maler, der zur Zeit des Kaifers Auguftus gelebt, nämlich Ludius, wie wir ihn
hergebrachter Weife nennen wollen, obgleich die Lesarten, die ihn Tadius
oder Studius nennen, vielleicht den Vorzug verdienen. Plinius berichtet das
Folgende über ihn: nAuch Ludius zur Zeit des göttlichen Auguftus foll nicht
um feinen Ruhm betrogen werden. Er führte zuerft eine äufserit anmuthige
Art der Bemalung der Wände ein. Villen und Säulenhallen und Gartenanlagen,
Wälder und heilige Haine, Wafferbehälter, Meerengen, Flüffe, Küftengegenden,
wie fie jemand nur wünfchen möchte; darin manichfaltige Geftalten von
Spaziergängern, Schiffahrern und Leuten, die ihre Villen am Lande zu Efel
oder zu Wagen befuchen; ferner Fifcher, Vogelfänger, Jäger und Winzer.
Unter feinen Werken befinden {ich z. B. vornehme Villen mit fumpßgem
Zugange, in dem Männer, welche die Frauen unter feierlicher Zufage auf ihre
Schultern genommen haben, unter der zitternden Laft fchwanken und fehr
vieles Charakteriftifche der Art vom drolligften Witze. Derfelbe hat auch zuerft
Seefiädte unter freiem Himmel gemalt, vom reizendften Anfehen und mit fehr
geringen Kolienß
Es ift nun zwar als ficher hinzuftellen, dafs Plinius {ich geirrt, wenn er
meint, alle diefe Dinge habe Ludius zuerft gemalt. Sahen wir doch, dafs
fchon nach dem viel älteren Vitruv ndie Altenu ganz ähnliche Dinge dargeftellt
hatten! Immerhin aber dürfen wir dem Ludius einen wefentlichen Antheil an
der Einführung oder doch Neubelebung diefer Decorationsweife in Rom zu-
fchreiben, ja einige der von Plinius genannten landfchaftlichen Gegenflände,
die Vitruv nicht nennt, wie jene Villenbilder mit witziger Staffage und die
Gartenmalereien, die in Rom und Pompeji unzählige Male an altem Mauer-
werk wiederentdeckt find, mag Ludius in der That neu erfunden haben.
Möglicherweife iPc Ludius der einzige von den alten Schriftftellern namhaft
gemachte Maler, von deffen eigener Hand ein Gemälde {ich erhalten hat. Es