Die griechifche und römifclue Malerei
den Schriftqnellen.
nach
einen Heratempel bei Kroton, deffen Bürger ihm geftatteten, fich von den jung-
frauen ihrer Stadt die fchönlten als Modelle auszufuchen, um nach ihnen (er
foll ihrer fünf gewählt haben) feine Ideal-Helena zufammenzufetzen, ferner
feine Penelope, welche als eine Verkörperung aller guten Sitten erfchien, end-
lich die Trauben, durch welche er, wir wir fehen werden, mit Parrhaflos wett-
eiferte, als die berühmteften bezeichnet werden.
Aufserdem malte er von Gottheiten noch Eros, Marfyas, Pan, von Heroen
Herakles, Alkmene, Menelaos, von mehr genrehaften Darftellungen einen
Athleten, einen Knaben mit Trauben und jenes alte Weib.
Seinen Stil und den Charakter feiner Gemälde uns veranfchaulicht zu
haben, ift vor allen das Verdienft Brunn's Im vollen Gegenfatze zu Polygnot,
dem monumentalen Wandmaler, ftellte Zeuxis, der Tafelmaler, nur einzelne
Situationen dar. Diefe Situationen aber fuchte er vor allen Dingen durch den
Reiz der Neuheit und der Anmuth anziehend zu machen. Um geiftige Tiefe
und fittlichen Ernft ift es ihm in den feltenften Fällen zu thun; vielmehr fucht er
durch die glänzendfte Pinfelführung mit der wirklichen Natur, die er gleichwohl
noch durchaus im Sinne der idealen Kunft aller zufälligen Häfslichkeiten ent-
kleidet, zu wetteifern. In der Vertheilung von Licht und Schatten ging er
noch fo weit über Apollodoros hinaus , dafs einige Schriftfteller ihn geradezu
als den Eründer der Methode diefer malerifchen Technik hinftellten. Den
hohen Ruhm, deffen er im ganzen Alterthum genofs, würden wir ihm fchwer-
lich zu fchmälern geneigt fein, wenn wir Werke feiner Hand kennten.
Pzzrrlzaßos, der Nebenbuhler des Zeuxis, war in Ephefos geboren. Anfangs "Parrhalios.
ein Schüler feines Vaters Euenor, wird auch er in Athen feine künftlerifche
Bildung vollendet haben. Jedenfalls hat er für Athen gemalt und vielleicht
Zur Belohnung für fein Gemälde des attifchen Nationalhelden Thefeus das
Bllirgerrecht diefer Stadt erhalten.
Im allgemeinen in derfelben Richtung thatig, wie Zeuxis, mit dem er oft Sgäiciätlllfxitirmr-
zufarnmen genannt wird, mufs er fich, wie neuerdings ebenfalls Brunn in geift- a"
voller Weife nach den Schriftquellen darzuthun verfucht hat, doch durch
manche ziemlich fcharf ausgefprochene Merkmale von demfelben unterfchieden
haben. Viele hielten feine Kunft für einen Fortfchritt über Zeuxis hinaus,
und einmal wenigftens mufste der letztere felbft das anerkennen. Als Zeuxis
nämlich Trauben gemalt hatte, welche fo ähnlich waren, dafs fie die Vögel
täufchten, die herbeigeiiogen kamen, um an ihnen zu picken, malte Parrhafios
einen Vorhang wie vor einem Bilde fo naturgetreu, dafs er felbft den ZCUXiS
täufchte und diefer feinen "Nebenbuhler bat, doch erft einmal den Vorhang
VOn feinem gepriefenen Concurrenzwerke fortzunehmen.
Derartige Anekdoten, die, wenn fie nicht wahr lind, doch zu den gut er-
fundenen gehören, charakterifiren jedenfalls die Darftellungsweife der Künltler,
Vorl denen fie erzählt werden. Aus der mitgetheilten können wir mit Sicher-
heit entnehmen, dafs Parrhafios fo gut wie Zeuxis das Hauptgewicht auf die
bis zur Illufion {ich fteigernde Naturiihnlichkeit feiner Darftellungen legte- Dafs
er den letzteren auf diefem Gebiete noch übertroffen, beweift nicht nur diefe
Anekdote, fondern fcheint auch geradezu aus den antiken Beurtheilungen her-
Gefch.
der griech.
Künftler II.