Volltext: Die Malerei des Alterthums (Bd. 1)

Zweites Buch. 
Erfier 
Abfchnitt. 
welche fchon zur Zeit des peloponnefifchen Krieges beginnen und erft zur 
Zeit Alexanders des Grofsen anderen Maler-Verhältniffen Platz machen, fmd 
in chronologifcher Reihenfolge I) die ionifche, 2) die fikyonifche, 3) die 
thebanifch-attifehe zu nennen. Doch gab es in den hundert Jahren, von 
denen die Rede iPc, auch einzelne bedeutende Künftler, die fich nur fchwer in 
einen diefer Schulzufammenhänge einreihen laffen. 
ß Das gilt gleich in Beziehung auf die erfie, die ionifche Schule. Zezrxzk 
und Parrlzaßas werden als ihre Hauptvertreter genannt. Dmrmllzes leitet von 
ihr zur fikyonifchen Schule hinüber. Aber felbft Zeuxis ift ihr doch nur in 
gewiffem Sinne zuzurechnen. 
Zeuxis, Parrhafios und Timanthes find die drei hochberühmten griechifchen 
Maler, mit denen die Kunft einer den Schein der Wirklichkeit nachahmenden 
Flächendarftellung im malerifchen, wenn auch noch nicht im coloriftifchen 
Sinne ihre Vollendung erhielt. Es ift das nur ein fcheinbarer Widerfpruch, 
da eine malerifche Behandlung im Gegenfatz zu jener altmodifchen Umrifs- 
manier auch grau in grau (monochrom) möglich ift. Von Zeuxis wird geradezu 
erzählt, dafs er gelegentlich auch monochrom gemalt, und fpätere Schriftfteller 
zählen alle diefe drei Künftler noch ausdrücklich denen zu, die ein befcheidenes 
und einfaches Colorit gehabt. Von Anderen aber werden fie ebenfo ausdrücklich 
als die Vollencler jener von Apollodoros angebahnten malerifchen Technik 
bezeichnet. 
 Zeuxzk war aus Herakleia (wahrfcheinlich der unteritalifchen Stadt diefes 
Namens) gebürtig, mufs aber früh ein künfllerifches Wanderleben begonnen 
haben, da wir ihn an verfchiedenen Orten auftauchen fehen. In Athen hat 
er fich unter Apollodoros gebildet; feine früheren Lehrer find unberühmte 
Künftler gewefen. In Ephefos fcheint er fich fchliefslich häuslich niedergelaffexi 
und den gröfsten Theil feines Lebens verbracht zu haben. Er foll der erfie 
Maler gewefen fein, welcher die reichen Mittel, die feine Kunfi ihm einbrachte, 
in verfchwenderifcher und Auffehen erregender Weife wieder verausgabte. 
In Olympia bei den Feftfpielen erfchien er in einem Gewande, in deffen Mufter 
fein Name mit goldenen Buchfiaben eingewebt war; ja fchliefslich verfchenktc 
er feine Werke, weil er der Anficht war, fie feien einfach unbezahlbar, wohin- 
gegen er in früherer Zeit fchon nach modernfter Weife ein Eintrittsgeld für die 
Beüchtigung eines feiner berühmteften Werke erhoben hatte. Sein Hochmuth 
wird überhaupt als ebenfo grofs gefchildert, wie feine Prachtliebe. Einem 
feiner Werke gab er die Unterfchrift: nTadeln wird es leichter jemand können, 
als es eben fo gut machemH). Den Wortwitz diefes griechifchen Verfes giebt 
die Infchrift eines Haufes zu Colmar (nach Woltmann, Kunfi im Elfafs S. 307): 
Eh veracht als gemacht. In einem anderen Epigramme erklärte Zeuxis fich 
geradezu für unbefiegbar. Geftorben foll er fein vor Lachen über ein von 
ihm felbfl gemaltes altes Weib. 
e Unter feinen Werken, von denen uns zwölf bis fechzchn ihrem Inhalt nach 
e" noch bekannt lind, dürfen fein von Plinius gelobter Zeus auf dem Throne, von 
den übrigen Göttern umgeben, feine von Lucian ausführlich befchriebene auf 
weichem Rafen {ich humoriflifch tummelnde Kentaurenfamile, feine Helena für 
Mwmjasral n; yällov ü" 
Mluridaraz.
	        
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