Die griechifche und römifche Malerei nach
den Schriftquellen.
lieh malte. Daher können auch wir mit Brunn den Apollodoros in gewiffem
Sinne den erften eigentlichen Maler nennen.
Dem Inhalte nach kennen wir nur wenige feiner Gemälde. Abgefehen Seine
von einem betenden Priefler, hat er Stoffe der griechifchen Heldenfage be- Wüke"
handelt. Das intereffantefte feiner Bilder fcheint der Ajas in dem vom Blitze
getroffenen Schiffe gewefen zu fein, eine Darfiellung, die von felbft auf eine
malerifche Behandlung des Hintergrundes, wie der Beleuchtung, hinzuweifen
fcheint.
Uebrigens werden wir gut thun, uns das Zufammenwirken von Hinter- Cäälistrgriü"
grund und Vordergrund auf den Gemälden des Apollodoros und feiner Nach- rung.
folger nicht etwa in ähnlichem Sinne vorzuftellen, wie ihn der Fortfchritt der
neueren Malerei mit dem Auftreten der Brüder van Eyck kennzeichnet. Viel-
mehr weifen fowohl die fchriftftellerifchen Nachrichten, als auch die wenigen er-
haltenen Wandgemälde, die wir möglicherweife ihrer Erfindung nach auf Originale
der Zeit vor Alexander dem Grofsen zurückführen können, darauf hin, dafs der
Hintergrund in der griechifchen Malerei der Blüthezeit, obgleich einheitlich
zufammengefchloffen, doch nie die Bedeutung einer befcheidenen Folie für
die figürliche Scene, welche Prets die Hauptrolle fpielt, überfchritten habe. Ja,
es ift ficher, dafs das alte Princip, die Figuren von einfarbigem Grunde {ich
abheben zu laffen, keineswegs plötzlich aufgegeben wurde. Noch unter den
pompejanifchen Wandgemälden finden wir umrahmte, offenbar Tafelbildern
nachgeahmte Felder, deren Figurendarftellungen zwar einen im unteren Theile
zufammenhängenden landfchaftlichen Hintergrund haben, trotzdem aber von
einfarbigem, meifientheils weifsem Grunde fich abheben, der die Stelle des
Himmels einnimmt und noch weiter, als der Himmel es thun würde, in die
Gegenftände des Hintergrundes herabragt. Ueberhaupt werden wir ftets be-
denken müffen, dafs verfchiedene Phafen der Entwicklungsgefchichte der
griechifchen Malerei, die uns heute primitiv und längft überwunden erfcheinen,
zu ihrer Zeit als entfchiedene Neuerungen das gröfste Auffehen zu erregen im
Stande waren.
Ein folches Auffehen hat Apollodoros mit Recht bei feinen Zeitgenoffen
erregt. Gleichwohl aber mufs feine Darfiellungsweife, felbit verglichen mit
derjenigen feiner nächften Nachfolger, noch gewiffe Unvollkommenheiten und
Härten gehabt haben, die ihn nur, wie Plinius es geradezu ausdrückt, als den
Pförtner erfcheinen liefsen, welcher den berühmteren Erben feiner Kunft die
Thore der Malerei geöffnet.
In der bisher befprochenen Zeit, zwifchen den Perferkriegen und dem nieggiälere
peloponnefifchen Kriege, hatte Athen mit der politifchen auch die künftlerifche Stcthiile?
Hegemonie in Hellas übernommen. Die grofsen Maler, die wir aus diefem
Zeitraume kennen gelernt, von denen einige, wie befonders Apollodoros, noch
Augenzeuge des peloponnefifchen Krieges gewefen, waren zwar keineswegs
alle von Geburt Athener, aber Athen war die Hauptflätte ihrer Wirkfamkeit. Wir
können fie daher mit einigem Rechte unter dem Namen der älteren attifchen
Schule, die fich freilich in zwei Hauptrichtungen fpaltete, zufammenfaffeng
Durch den peloponnefifchen Krieg büfste Athen feine HegemOÜ-le 61m
Die Malerei theilte {ich nunmehr in verfchiedene Schulen, die an verfchiedenen Veäcäläfgiäne
Stätten des hellenifchen Culturgebietes ihren Sitz hatten. Als folche Schulen,