den
Die griechifche und römifche Malerei nach
Schriftquellen.
dortigen Malers Aglzzapllon. Das Jahr, wann er nach Athen gekommen, können
wir ebenfowenig genau beitimmen, wie fein Geburts- und Sterbejahr. Es mufs Seine zur.
uns genügen, feine Blüthezeit zwifchen die 75. und 80. Olympiade zu verlegen,
nach unferer Zeitrechnung etwa zwifchen 475 und 45 5 vor Chr.
Unentgeltlich übernahm Polygnot die Ausführung einiger grofsen nationalen Perfönliches.
Monumental-Gemälde in Athen. Zur Belohnung dafür erhielt er das attifche
Bürgerrecht. Ueberhaupt genofs er fchon bei feinen Lebzeiten eines folchen
Ruhmes, dafs die Amphiktyonen ihm das Recht der öffentlichen Bewirthung
in den grieehifchen Städten verliehen, die Dichter, wie Simonides, aber ihn
und feine Werke befangen.
Polygnotos war das Haupt einer Schule oder doch einer Gruppe gleich- SeineSchule.
firebender Maler, die fich in Athen um ihn fammelten. In Gemeinfchaft mit
ihnen führte der thafifehe Künftler die grofsen Wandgemälde aus 1), mit denen
unter Kimoifs Verwaltung die öffentlichen Gebäude Athens gefchmückt wurden.
Ihn felbft haben wir uns als den Leiter und geiitigen Mittelpunkt diefer Unter-
nehmungen zu denken. Die Namen der bedeutendften Künftler, die in Athen
an feiner Seite arbeiteten, flnd [Uileon und Pmzzzinos, von denen letzterer ein läläiäinägd
naher Verwandter des grofsen Bildhauers Phidias war. Die Werke, die in der
herrlich aus ihren Ruinen wiedererblühenden Iliffos-Stadt von diefen Malern
ausgeführt wurden, waren: I) in der Poikile, der nbu nten Hallen am Markte, Werk; zu
vier grofse Schlachtenbilder, von denen die Einnahme Troja's (von Polygnot) Aiiäilißfler
und der Amazonenkampf des Thefeus (von Mikon) der Heroenfage, die im 'l'hefeus-
Schlachten bei Oinoö und bei Marathon aber der noch in aller Andenken mnpcl;
lebenden Vergangenheit der griechifchen Gefchichte angehörten; 2) im
Tempel des Thefeus: verfchiedene Vorgänge aus dem Leben diefes Helden
(hauptfächlich von Mikon); _G3) im Tempel der Dioskuren: die Hochzeit im 23211361
diefer letzteren mit den Töchtern des Leukippos (Polygnot) und die Rückkehr Dioskuren;
der Argonauten (Mikon); 4) in der Pinakothek, der eigentlichen Piligkgeäek
Gemäldegalerie, die mit den Propyläen der Akropolis in Verbindung itand,
eine gröfsere Reihe von Gemälden, unter denen, wie Brunn wahrfcheinlich
gemacht hat, feehs dem troifchen Cyklus entlehnte und einander in drei Paaren
entfprechende Gemälde von der Hand des Polygnot waren.
Aber nicht nur in Athen malte Polygnot mit feinen Genoffen. Auch zu Ngfääeegäl
Plataeae und Thespiae in Boötien fah man Gemälde der Meifier. In der Thärgiae
erfteren Stadt war ein gewiffer Onaßas der Gehülfe des Polygnot; die Gemälde
zu Thespiae aber wurden dem Haupte der Schule allein zugefchrieben.
Die bedeutendften Werke, die Polygnotos allein ausgeführt, ja diejenigen,
die man fchon im Alterthum als die eigentlich mafsgebenden Meiiterwerke des
grofsen Künftlers und der ganzen Schule angefehen zu haben fcheint, waren
aber die NVandgemälde in dem Verfammlungslocale (der nLescheu) der gsrrväigghig
Knidier in der heiligen Orakelftadt Delphi. Paufanias hat uns von ihnen zuDelphi.
I) Ueber die 'l'echnik diefer altgriechifchcn Wandgemälde Üud wir nicht Linterrichtet. ES Wäre
fogar möglich, tlüfS diefelben gar nicht oder doch nicht immer direct auf die Wund, fomlem, wie es
auch in neuerer Zeit gefchehen, auf bewegliche Tafeln gemalt worden waren, die nach ihrer Vollendung
an den Wänden befefligt wurden. Die NVirkung folcher YVerke als Wandgemälde wird dadurch. JedOCh
keinesfalls beeinträchtigt. Wir kommen unten (S 44.) darauf zurück. Schreiber hat im Rllßm- Muf-
1875 S. 223 ein Werk über die altgriechifche Wandmalerei in Ausficht geftellt.)