Volltext: Die Malerei des Alterthums (Bd. 1)

Zweites 
Buch. 
rönüfche Malerei. 
griechifclme und 
Die Anzahl der heutzutage dem Erdboden wieder abgewonnenen antiken 
Gemälde ift freilich eine fehr grofse. Viele Taufende von Vafen, die mit 
figürlichen Malereien gefehmückt lind, fmd aus grieehifchen und italifchen 
Gräbern wieder zum Vorfchein gekommen. Die antiken Fufsbodenmofaike 
mit bildlichen Darftellungen, welche diesfeits wie jenfeits der Alpen das Tages- 
licht wieder erblickt haben, zählen nach hunderten. Bemalte Steintafeln und 
Sarkophage find keine Seltenheiten. Vor allen Dingen aber fmd es die auf 
italifchem Boden, theils in den Gräbern Etruriens, theils in Rom und deffen 
nächfier Umgebung, theils in Unteritalien und hier vornehmlich in den vom 
Vefuv verfchütteten Städten Campaniens zu vielen Taufenden wiederaufgefun- 
denen antiken Wandgemälde, Welche uns eine recht lebendige Vorftellung von 
der Malerei der Hellenen und Italer gewähren. 
Allein kein einziges von allen diefen Gemälden läfst flch mit irgend einem 
Bilde, deffen die Schriftfteller gedenken, identificiren; ja, mit völliger Sicher- 
heit läfst flch fogar von keinem einzigen behaupten, es copire die Motive 
eines anderweitig bekannten Bildes. Eine Zurückführung mancher ausgegrabenen 
Wandgemälde und Mofaiken auf verlorene, in der antiken Kunftgefchichte hoch- 
berühmte Originalgemälde ift freilich von manchen neueren Archäologen ver- 
fucht und zum Theil mit Glück verfucht worden. In einigen Fällen ift ein 
derartiger Zufammenhang in der That in hohem Grade wahrfcheinlich gemacht 
worden; aber apodiktifche Gewifsheit ift nirgends erreicht. 
Iln-handi Unter allen Umftanden fmd auch diefe etwaigen Nachbildungen grofser 
wäÄifsÜritiik Meifterwerke, wie Alles, was uns von antiker Malerei erhalten ift, nur kunft- 
äiäiiailßilff gewerblich ftilifirte und mehr oder weniger handwerksmäfsig ausgeführte Ar- 
beiten, von deren Behandlungsweife nur mit grofser Vorflcht auf den Stil der 
Originalwerke der berühmten Künftler zurückgefchloffen werden darf. Freilich 
flnd manche diefer ornamentalen Vafenbilder und diefer decorativen Mofaik- 
darftellungen und Wandgemälde offenbar von Handwerkern gefchaffen worden, 
deren Gefchicklichkeit nahe an wirkliche, freie Kunfl grenzte, von Handwerkern, 
die felbftbewufst genug waren, vielen erhaltenen Vafenbildern und einigen 
Mofaiken ihren Namen als den des Verfertigers anzufügen. Aber diefe Namen 
find eben keine berühmten Namen der Kunftgefchichte, und einen berühmten 
Namen der Kunitgefchichte finden wir auf keinem erhaltenen Werke. 
Methode Unter diefen Umftänden leuchtet die Schwierigkeit ein, eine zufammen- 
ilülhii- hängende Gefchichte der Malerei des claffifchen Alterthums zu fchreiben. 
labil?" Jedenfalls ift die in der Regel befolgte Methode der Kunftgefchichte, die über- 
 lieferten Nachrichten über die Künftler fofort durch die Befprechung der 
Nmmi" erhaltenen Werke derfelben zu illuftriren, zu erläutern und, wenn es fein mufs, 
zu berichtigen, hier von vornherein ausgefehloffen. Ganz ausgefchloffen braucht 
die Benutzung der erhaltenen Werke zur Erläuterung der überlieferten Gefchichte 
der antiken Malerei damit nicht zu werden, aber {ie wird nur in äufserft 
 wenigen Fällen zur Charakteriflik eines Künftlers verwendet werden können; 
fne foll und mufs von Anfang an auf ein ziemlich kleines Mafs des Zuläfflgen 
befchränkt werden. 
Principiell mufs die Gefchichte der griechifch-römifchen Malerei nach 
 Mafsgabe der Schriftquellen alfo von ihrer Gefchichte nach Mafsgabe der 
 erhaltenen Monumente getrennt werden. Die erftere, die im Folgenden in 
Ihr hand- 
werksmäfsi- 
ger und 
decorativex 
Charakter.
	        
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