Das
fpäle
iltelalter.
Künlllerifch werthvoller und von ausgefprochen italienifchem Charakter fmd
die Monatsbilder am Anfange eines Pfalteriums in der Laurentiana zu Florenz l),
meift anmuthige, in Coflüm und Typus ganz antike, auch im Nackten wohl-
gelungene Figürchen von feinfter Durchbildung.
Als im I4. Jahrhundert der Stil der toscanifchen Malerei volllländig in
die Miniaturen eingedrungen war, lebt doch mitunter der franzöfrfche Gefchmack
noch in den Randverzierungen und den Dröleries weiter. Die Bibliothek der
Abtei La Cava bei Salerno befitzt zwei auf Veranlaffung des Abtes Philipp
de Haya (r316_1331) gefchriebcne lrVerke, das ziveibändige Slaecultun histo-
riale von 1320 und eine von dem Schreiber Gnizia hergeflellte Bibel, die hie-
für charakteriilifch find 2).
In den fchönften Denkmälern rein italienifchen Stiles, welche der feitlgeinnaiiq;
Cimabue und Giotto herrfchenden Richtung entfprechen, haben neuere Beur- "ifchersn"
theiler oft die Hand eines der bekannten grofsen Maler wahrnehmen wollen.
Aber dazu liegt in keinem einzigen Falle eine hinreichende Veranlaffrlng vor.
Auf dem Titelbilde eines Virgil in der Ambrofiana wird allerdings Sinzolzcliünfller-
von Siena als Urheber genannt, aber dies gefchieht durch ein fpäter darauf namm
gefetztes Diiiichon, die Arbeit felbft bleibt erheblich gegen feine Leiflungen
zurück 3). Die Illuminirktxnft bildete auch in Italien einen befonderen Beruf.
Doch in diefem treten nunmehr berühmte lVleifler auf, von denen wir
freilich nur noch die Namen aber keine beglaubigten Arbeiten kennen, da fie
ihre Bezeichnung nirgends angebracht haben. Zwei von ihnen, Oderzgi von Qderigi.
Gubbio und Franco von Bologna, hat Dante unfterblich gemacht. Zu dem BFianco
Erften, der fchon vor Entftehung des Purgatorio geftorben fein mufs, hatte der Cognac"
Dichter nähere perfönliche Beziehungen, wie aus der Stelle des elften Gefanges,
in der er denfelben auftreten läfst, hervorgeht. Als Dante neben den Ruhm-
gierigen einherfchreitet, die ihre fchweren Laften bergan zu fchleppen haben,
erkennt ihn einer und nennt ihn beim Namen.
llß:
O, rief ich aus, biPc du es Oclcrili,
Der Stolz von Gubbio und der Stolz der Km
Die in Paris Illuminiren heifst?
Ach, Bruder, fprach er, lachendcr lind doch
Des lüanco Bologncfe Malereien,
Vor {einem vollen Ruhm erblafst nun meiner
Nach dem Dante-Commentar des Benvenuto da Imola (um 1376) hat
Oderigi in Bologna gelebt 4). Einen dritten, etwas fpiitcren Miniator erwähnt
Vafari, den Florentiner Camaldulenfermönch Dulz Silwßro, der um 1350 geblüht "Don
habe. Die grofsen Chorbücher des Kloflers degli Angeli, in welchen er gelebt, SQÄÄIiÄZ-
ünd in die Laurentiana gelangt; einzelne gehören noch dem Ende des I4. jahr- km"
hunderts an, aber keines enthält Don Silveftrds Namen. Vielfach fmd Iie
1) Nr. 300, kl. 13. Jahrhundert.
2) Vgl. Paul Guillaume: Essai historique sur Yabbaye de Cava dei Tirreni, 1877, S. 190.
3) Kajilzi Taf. XVI. Vgl. die Zurückweifung von Simonds Urheberfchaft durch Scluzaaß, VII,
S. 430.
4) Beflätigt für die Jahre 1268-1271 durch neue Unterfuclnmgen. Vgl. Giornale (PErudizione
Artistica, Perugia 1873, II, S. I.