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Zweites
Euch.
Periode.
ierler
Heiligen, Scenen aus dem alten Teftamente, dem Evangelium und der Apo-
kalypfe. ln diefem Meifter üeht man einen fpäteren und fchwächeren Fort-
fetzer des GiottoTchen Stiles, der in der Farbe kräftig ift, aber in der Zeich-
nung, dem Ausdruck, den Motiven befangen und Rumpf bleibt. Es fcheint,
dafs er in dem Reichthum der Compoiitionen mit Altichiero wetteifern wollte,
aber die Ueberfüile der Figuren, die er nicht hinreichend zu beleben wufste,
beeinträchtigt doch die Klarheit.
Die
Miniaturen.
Stellux1_g_dcr Dic italienifche Miniaturmalerei nahm feit der Mitte des I3. Jahrhunderts
Inlärillir" einen bedeutenden Auffchwung und war im 14. fähig, Luxusarbeiten- köftlichfter
Art zu liefern, die an Pracht der Ornamentik und Zierlichkeit der Darilellung
den bellen franzöfifchen Leiftungen nicht nachftehen. Dennoch werden wir
uns mit ihr nicht eingehender befchäftigen. Die Miniaturmalerei hat eine
allgemeine kunftgefchichtliche Bedeutung nur in folchen Perioden, aus denen
andere Denkmäler nicht oder nur in ungenügendem Umfange erhalten find.
Dies gilt im fpäteren Mittelalter noch für die nördlicheren Länder, nicht aber
für Italien, welches damals an anderen Denkmälern fo reich ift, dafs fich aus
den Bilderhandfchriften keine wefentliche Ergänzung unferer Anfchauung ergibt.
Wiznglluugcxl Zu forgfaltigerer künftlerifcher Ausbildung der Handfchriftenmalerei
I3._J?l1rll. fcheinen die Italiener im I3. Jahrhundert zunächft durch das Vorbild fran-
zöfifcher Manufcripte geführt worden zu fein. Die Concordia discordantium
Canonum in dem Böhmifchen Mufeum zu Prag, die in 38 kleinen Bildern die
verfchiedenen Rechtsfälle und ihre Verhandlung vor dem Richter illuftrirt
zeigt, bleibt in den Rundbogenarcaden, welche die Compoiitionen umrahmen
und theilen, wie in den einförmig bewegten Figürchen, dem Kopftypus, dem
antikifirenden Faltenwurfe wefentlich noch dem italienifch-romanifchen Ge-
fchmack, felbft mit Anklängen an griechifche Manier, treu, aber zeigt in dem
Auftrag der Deckfarbe, dem harten Zufammenftellen lebhafter Töne wie Blau
und Zinnober und in gelegentlichen Dröleries am Rande, die zwar noch roh,
aber ungleich frifcher und bewegter als die Hauptbilder fmd, den Einflufs
franzöfifcher Mufter.
Eine ähnliche Wandlung zeigt Friedrichs H. Buch von der Falkenjagd in
der Vaticana, das fchon dem Titel zufolge erft nach dem Tode des Kaifers
entftanden ift1) und alfo nicht mit Agincourt als erftes Beifpiel vom Wieder-
aufleben der Malerei in Italien behandelt werden darf. Der thronende bartlofe
Kaifer vorn ift typifch und ganz fymmetrifch aufgefafst, aber in den folgenden
kleinen Vignetten, den Thieren aller Art, den Jägern beim Abrichten der
Falken und auf der Jagd, kommt bereits lebendige Auffaffung und gefchickte
Bewegung zum Durchbruch. Wohlgelungen ifl z. B. die nackte Rückenfigur
eines Schwimmers, mag auch das Waffer recht kindlich dargeftellt fein und
nach oben fliefsen, oder ein Jäger, der, vom Rücken gefehen, zu Pferde fteigt.
Die Farben fmd grell und ziemlich dunkel bei fchwarzen Umriffen aufgetragen.
1) Nr. 1071.
impcrator, Jeruf.
Liber de venatione aviuln.
ct Sie. rex. Agincazzri
Auctor cst
T af. 73.
divus Augustus Frider
secundus Romanorunm