Volltext: Die Malerei des Alterthums (Bd. 1)

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Zweites 
Buch. 
Abfchnitt. 
16. Jahrhunderts, deffen Reifenotizen aus Oberitalien Morelli herausgegeben l), 
endlich Vafari2), handeln. Neben Altichiero fcheint aber Yawpo Awzz-zzz", ein 
Künitler, über deffen Herkunft die Nachrichten fchwanken, an denfelben Bilder- 
cyklen theilgenommen zu haben 3). Der wichtigfte befindet {ich in der Capellc 
(jlzxzrä-aeifa S. Felice, früher S. Jacopo, im Santo (der S. Antoniuskirche) zu Padua, für 
s. Felice. deren Ausmaluixg Altichiero im Jahre 1379 Zahlungen erhielt 4), nachdem drei 
Jahre vorher der Bau der Capelle, einer Familieniliftung des Bonifacio dei Lupi 
Marchese von Soragno, vollendet worden war. Den Arcaden, die in die Kirche 
münden, gegenüber ift die grofse Compoiition der Kreuzigung zu fehen, durch 
entfprechende Arcaden in drei Abtheilungen gefchieden: in der Mitte der 
Heiland am Kreuze mit emporblickenden, meift vom Rücken gefehencn Ge- 
ftalten, einerfeits die würfelnden Kriegsknechte mit einer Fülle zufchauender 
und üch drängender Figuren, andererfeits die Gruppe Marias und der Frauen 
und im Hintergründe, als neue, felbfiändige Epifode, die Heimkehr des Volkes 
von Golgatha nach der Stadt. Die Weftwand zeigt ein Votivbild, das fehr 
gelitten hat, Bonifacio und feine Gemahlin, durch die Heiligen Jacobus und 
Katharina empfohlen, vor der Madonna. Acht Spitzbogenlünetten und zwei 
Bilder an der Oitwand enthalten endlich die Gefchichte Jacobus des Acltcren 
und feines Leichnams nach der Legenda Aurea; die Wahl war dadurch ver- 
anlafst worden, dafs die Stifterfamilie Lupi jene in der Legende auftretende 
Gräfin Lupa mit ihrem Haufe in Beziehung brachte. Hier war den Künftlern 
ein für bildliche Darftellung noch ungewöhnlicher Stoff geboten, der ihre Ein- 
bildungskraft reizte. Die Expofitioix, an der Lünette der fchmalen Oitwand, 
bildet die Predigt des Apoflels gegen die Irrlchrer, während die Seitengruppen 
die Zufammenrottung feiner Wiederfacher und die Entführung des Magiers 
Hermogenes durch die Teufel fehen laffen. Dann folgen die drei Bilder der 
I) Der nAnonymus des Morelliu! Notizia d'0pere di disegno nella prima melä del secolo XVl. 
eissistenti in Padova, Venezia, Milano, Pavia, Bergamo, Cremn. e Cremona, scritln da un anonimo di 
quel tempo, pubblicntn e illustrata da 1). Yacopo lllorclli. Baffano 1800. 
2) Ed. Le Jlimzier, VI., 89, im Leben des Carpaccio; dazu Commeutar S. 109. Zevio lacifst 
ein Dorf bei Verona. 
3) Vafari erwähnt von Altirlziero grofse Wandbilder, den Krieg um Jerufalem nach Jofephus 
darlizellend, im Palalle der Scaliger zu Verona; unter denen dann Iacopo Avanzi, mit ihm concurrirend, 
zwei fehr fchöne Tüumphzüge ausgeführt habe. Wahrfcheinlich war dies, wenigflens zum Theil, eine 
Verwechfelung mit den Sälen des Palazzo del Capitano zu Padua. In der Sala dei Gignnti, jetzt zur 
Univerfitiitsbibliothek gehörig und noch mit geringen, nicht mehr kenntlichcn Reden von Wandhildern, 
halte, nach dem Anonymus des lllorelli, yaconzo Dazrmzzo die Gefangenfchafl des Iugurthn und den 
Triumph des Marius gemalt. Nach Szzzmnnrola hatte aber auch xlllicliierzß in demfelbcn Raume gear- 
beitet. Ueber yaropzfr Heimath vergl. die nächfte Anmerkung. 
4) Gualandi: Memoire delle belle arti, Ser. VI., S. 135. Dagegen nennt Sazmnarala diesmal 
Yaropa Avanzi als llleiüer. Von den auswärtigen Malern, die in Padua gearbeitet, gebühre dem Giolln 
der erfle Platz. wSecundam sedem Jacobo Avantii Bononiexisi dabimus qui magniücorum Marchiorum 
de Lupis admirandam cappellam veluti viventibus figuris ornavita Der Anonymus des Morelh" nennt 
njacomo Davanzo Padovano, ovver Veronese ovver, come dicono alcuni, Bolognese" und vAlfiChlöm 
Veronefeu zugleich. Ein Paduaxier kann Yaropa kaum gewcfen fein, das hätte Savonarolzz gewufst. 
Will diefer ihn, was dem Anonymus nicht wahrfcheinlich ifl, zu einen: Bolognefen machen, fo kann 
dem eine Namensverwechsluxig zu Grunde liegen, denn die vjacobus de Avanciis de Bononian be- 
zeichnete Kreuzigung in der Galerie Colonna in Rom ift viel geringer. Der Name A-uanzo ifl im 
nordöflzlichen Italien häufig, und fo könnte es noch einen yacupo Ava1zzz' aus Verona gegeben haben.
	        
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