Volltext: Die Malerei des Alterthums (Bd. 1)

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Zweites Buch. 
Periode. 
Vierter 
Abfchnitt. 
freilich nichts mehr zu fehen iit, und dafs ein für den König ausgeführtes 
Tafelbild von 527110221: jllartiui noch in S. Lorenzo Maggiore exiftirt. Eine 
Freske, die nicht Giotto's Hand, aber den Charakter feiner Schule zeigt, iil 
die wunderbare Speifung, eine grofse, ftreng angeordnete Compoiition, in einem 
S- Chiera- Raume dicht bei S. Chiara, der einft zu dem Klofter felbft gehörte, in welchem 
Giotto nach Vafari viel gemalt hatte 1). Viel fchwächer iPc das Wandbild im 
Refectorium von S. Chiara: der thronende Chriftus mit fechs Heiligen und 
Inwrvnarß- der knieenden Königsfamilie?) Die Deckenbilder in der Incoronata, die 
Vafari dem Giotto zufchrieb, {ind fpäteren Urfprungs, die Capelle wurde erft 
1352 von Königin Johanna I. zur Erinnerung an ihre Krönung mit ihrem Ge- 
mahle Ludwig von T arent geftiftet. Die Kappen des achttheiligen Gewölbes 
enthalten die {leben Sacramente und den Triumph der Kirche 3). Jene iind 
lebendige Handlungen aus der Wirklichkeit, die Ehe beifpielsweife die Trauung 
eines fürftlichen Paares, offenbar der Königin felbft; meift lind die Situa- 
tionen naiv aufgefafst und gut beobachtet, wenn auch oft mühfam im Raume 
 untergebracht. Die reiche, farbenprächtige Architektur ift ftets forgfam wieder- 
gegeben, die Farbe fatt und im Fleifche bräunlich modellirt. Den Namen 
Robertns aß eines tüchtigen einheimifchen Nachfolgers von Giotto, Robartzzs du Orlerzßo aus 
(Manna Neapel, zeigt ein Wandbild der Kreuzigung in der Kirche S. Franeesco d'Affif1 
Eboli. zu Eboli.   
Sicilien. In Sicilien fetzt flch damals die ältere Mofaiktechnik kümmerlich und 
Memna" mit fchlechter Zeichnung in den um das Jahr 1330 decorirten drei Apfiden 
der Kathedrale von Meffina fort, welche Chriilus, Maria, Heilige und als Stifter 
König Friedrich II. von Arragon mit feiner Familie enthalten. 
Während R om, von den Päpften verlaffen und fortwährend Umwälzungen 
preisgegeben, damals keine Rolle fpielt, ift eine Kunftthätigkeit von befcheiden 
localem Charakter an einigen Orten in dem umbrifchen Apennin und in der 
Umbrien, Mark Ancona wahrzunehmen. In Gubbio kommen mehrere Fresken vor. Die 
Gubbio" 1403 datirte vMadonna del Belvedereu von Otlzwzkzrzo dz" Martina Nellz" in S. 
Maria Nuova iil: eine reiche Compofition mit muficirenden und Teppiche hal- 
tenden Engeln, dem Heiland, der in einer Engelglorie über Maria die Krone 
hält, den Heiligen Aemilian und Antonius, vor denen die Stifterin und der 
Stifter Pinoli knieen, erflere, offenbar verftorben, von einem Engel gehalten, 
während das Chriftuskind (ich lebhaft gegen fie wendet. Zeichnung und Model- 
lirung find auffallend fchwach, die Hände unverftanden oder geziert, aber in den 
Köpfen lebt eine Sinnigkeit und Süfsigkeit, die an die damaligen nieder- 
rheinifchen Malereien erinnert, mit denen auch die Fröhlichkeit der Farbe 
verwandt ift. Die Gewänder find vielfach mit grofser goldener Mufierung ver- 
fehen, und auch der blaue Grund iit mit einem Teppichmuiter in Roth und 
Gold bedeckt4). Der Maler, über den bis zum Jahre 1444 noch Nachrichten 
vorkommen, geht doch über den älteren Stil des 14.]ahrhunderts nicht hinaus. 
t) Jetzt Möbehnagazinn, der Kirche Gesü nuovo gegenüber. 
2) Schulz, Taf. 89-100 (als Giotto), FWßFT, Deukm. 1., Taf. 50 (als Simon: Zlllarlizzi). 
3) Czw. Stanisla: Alaä: Les pcintures de Giotto de Pöglise dc Plncoronata ä Naples. Berlin 
1843.  Schulz, Taf. 76. Fig. I. 
4) Farbendmck der Arundel Society.  E. Fößßcr, Denkm. III. Taf. z, 3. Vgl. deffen Gefch. 
d. ital. K. IV. S. X07.  Brufalli: Memorie originali riguardanti Ottaviaxxo Nelli, Perugia 1872.
	        
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