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Buch.
Zweites
Periode.
Vierter Abfchnilt.
bezahlt. In der Legende diefes Pifanifchen Heiligen fuchten die beiden Maler,
die von alter Energie und Gröfse wenig mehr aufweifen, den Ton behaglicher
Erzählung anzufchlagen. Aus heiterem Weltleben, aus dem Reigen fchöner
Mädchen wird der Jüngling durch eine ernfte Mahnung abgerufen, in einem
Kloiter thut er Bufse, Chriftus erfcheint ihm und gibt ihm das Geficht wieder,
das er durch heftiges Weinen über feine Sünden verloren. Auf einer Handels-
reife über Meer kommt ihm der Gedanke, die Welt zu verlaffen. Er befiegt
die Anfechtungen des Teufels und den Grimm wilder Thiere, hat die Er-
fcheinungen der Madonna und der Verklärung Chrifti auf Tabor, fpeift die
Armen, ohne dafs das Brod fich mindert. Hier endigt Andrea's Arbeit. An-
tonio Veneziano, von deffen Bildern nur das erfte einigermaßen erhalten ift,
läfst dann fehen, wie Rainer zu Schiffe heimkehrt, das Waffer von dem Weine
fcheidet, indem er fich denfelben von dem betrügerifchen Wirthe auf fein Ge-
wand giefsen läfst, ferner an der Tafel der Canonici von Pifa fitzt. Dann
folgen fein Tod, feine Beifetzung im Dome, die Wunder nach feinem Tode:
Heilungen von Kranken, Aufhören eines Seefturmes bei Anrufung des Heiligen.
Beide Meifter haben viel Verwandtes; auch die reiche Ausbildung der Archi-
tektur, die fich fiattlich in den Hindergründen aufbaut, ift bei ihnen eine ähn-
liche; Antonio läfst auch die bekannten Bauwerke von Pifa felbft, Dom,
fchiefen Thurm und Baptifterium, in ziemlich correeter Wiedergabe fehen. An-
drea zeigt vielleicht noch mehr Anmuth, namentlich in den Frauengeftalten
des erften Bildes, und erfcheint noch tiefer und fatter in der Farbe; fein
Nachfolger ift mitunter faft noch draftifcher, aber nicht frei von Oberfläch-
lichkeit in der Durchbildung der Körperformen wie der Gewandung.
Spinellg Die fechs folgenden Bilder aus der Legende der Heiligen Ephyfius und
Afetlm" Hippolyt, von denen nur noch die drei oberen einigermafsen kenntlich fmd,
wurden 1392 von Spinelb Aretzäzo ausgeführt, auf den wir noch zurück-
kommen, und fmd höehft flüchtige Producte. Dann reihen fich fechs Bilder
aus der Gefchichte des Hiob an, die bei Vafari unter Giottds Namen gehen,
dlgralräclfäffa. aber 1370- 1372 von Frarzcesco du Voltarra gemalt Wurden, ganz lebendig compo-
Sxggcggäwgf nirt und namentlich wegen gut beobachteter Thiere fowie reicher Berg- und
Stadtanfichten in den Hintergründen beachtenswerthl). Aufserdem gehören
unferer Periode noch drei Bilder aus der Genefis in der oberen Reihe am
WePcende der Nordwand an, nach Vafari von ßzgßzzlazzrzrro, nach urkundlichem
igelrggiäie Ausweife von Hblro a7 Hzcrzb aus Orvieto im Jahre 1391 ausgeführt. Vorher
Genefisl geht ein viertes Bild, der Schöpfer, eine grofse Scheibe mit den Weltkreifen
haltend, die feine Gefialt ganz verdeckt, während unten St. Auguftin und
Thomas von Aquino als Halbfiguren zu fehen fmd; dann folgt die Erzählung
von Adam und Eva, Abel und Kain und der Anfang der Noah-Gefchichte
mit grofser Häufung der Einzelfcenen und fchwacher, im Nackten weichlicher
Zeichnung, aber von technifchem Gefchick in der Ausführung.
Die Mehrzahl der Maler, die im Campo Santo gearbeitet haben, zählt
alfo zu den fpäteren Ausläufern der GiottoTchen Schule, und bedeutendere
Künfilercharaktere fxnd wenigftens unter denen, die wir mit Namen kennen,
nicht zu Hnden. In diefer Generation überwiegen die gefchiekten, routinirten
Das
He rrn
dem
zwifchen
Zwiegefp räch
Satan bei
und
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Den km.
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