Das
Campofanto
Pifa
und der
Schule.
AuSgang
der
GiottoTchen
Keine Sahne Toscana befitzt am Ausgange des Mittelalters nur zwei grofse Schulen
v0" N3" der Malerei, die Florentiner und die Senefer. Eine eigentliche Schule von
Pifa, das doch für die Plaftik der l-Iauptort war, gibt es in der Malerei nicht,
ein Künftler wie Traini iteht vereinzelt da und war von florentiner Bildung
erfüllt. Aber Pifa umfchliefst eine der wichtigften Stätten der damaligen
camporanto Frescomalerei, fein Campofanto, an deffen Decoration zahlreiche von ver-
m NL fchiedenen Orten herberufene Meifter theilnahmen. In den Jahren 1278 bis 1283
war unter Leitung Giovanni Pifands der Bau vollendet worden, der das grofse
geiftliche Quartier am Ende der Stadt mit feinen Marmorgebäuden, dem Dome,
dem fchiefen Thurme und dem Baptiflerium, abfchlofs. Das Campofanto
bildet ein mächtiges Rechteck, gegen aufsen ftreng umfriedet, innen aus vier
Hallen beftehend, die {ich in hohen Arcaden gegen den inneren Hofraum
öffnen und an ihren Rückwänden Raum für grofse Bilderfolgen darbieten.
Noch immer ziehen fich diefe impofant über den unteren Grabmonumenten
aus allen Zeiten hin, obwohl manche unter ihnen gelitten haben, befchädigt
und erlofchen find.
Vafari's Nachrichten lind gerade bezüglich des Campo Santo recht unzu-
verläffig, aber vieles ift feitdem durch urkundliche Forfchung aufgeklärt
worden, die uns fogar manche fonft unbekannte Kiinfiler kennen lehrt 1).
Nach der Vollendung des Baues dauerte es viele Jahrzehnte bis die Aus-
malung zufammenhängend in Angriff genommen wurde. Um 1300 wurden
zunächft einige jetzt zu Grunde gegangene Malereien in der Oficapelle aus-
geführt; erfl viel fpäter, in der zweiten Hälfte des I4. Jahrhunderts, entiianden
die Malereien in den Hallen felbit; in den Jahren 1370-1392 wurden gröfsere
Folgen nicht mehr als Privatftiftungen, fondern im Auftrage der Commune
beendigt, dann kam die Arbeit wieder ins Stocken, bis fre in der zweiten
Hälfte des I5. Jahrhunderts durch 32120220 Gozzoli fortgefetzt ward.
Bilder du Wahrfcheinlich wurden die Malereien in der Oithalle vom Eingang der
(munt- Capelle aus begonnen; der Bildercyclus zwifchen diefem und der Südoftecke
des Baues befteht aus einer Figurenreichen Kreuzigung, der Auferftehung, der
Erfcheinung des Auferftandenen vor den Jüngern und der Himmelfahrt. Der
Ausdruck der Erregung ift Oft wirkungsvoll, das Betrachten und Betaften der
Wundenmale Chrifti auf dem dritten Bilde ift höchft draftifch; manche kühne
Stellungen und Verkürzungen, wie bei dem Krieger, der einem Schächer die
Beine zerfchlägt und bei den fchlafenden Wächtern am Grabe find wohlge-
lungen, aber auch häfsliche Typen und gewaltfame Verdrehungen kommen
vor. Vafari fchreibt die Folge dem Buffalmacco zu, von dem auch Ghiberti
1) Bzmaini: Memorie inedite intorno alla vita e ai dipinti di Fr. "Frailai e a. altri opere di disegno etc.
E. Fößßer, Beiträge, S. x05. Stiche von Carlo Lajivzio: Pitture a fresco del Campo Santo di Pifa,
40 Blatt.