Das fpäte Mittelalter.
Italien.
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zweig, eine Verkörperung holder, wohliger Ruhe (Fig. 134). Bei der Concordia
zeigt der Kopf, in welchem die antiken Proportionen Duccio's in einen freien
Stil überfetzt {ind (Fig. 135), einen Adel der Form, wie ihn Giotto vielleicht
kaum erreicht hat, in dem fchönen Oval, der edlen Bildung von Mund und
Nafe, der fein begrenzten Stirn, dem Schnitt der Augen mit ihrem zarten
Ausdruck feelenvoller Hoheit.
Die folgende Wand fchildert nun in genrehaftem Tone die Segnungen Segenguien
des guten Regimentes: einerfeits blicken wir in die Stadt mit Mauern, Thür- Regmmntes"
Ambrogio
Fig. 134. Der Friede,
Lorenzo XVandbild im Pal.
P ubblico
Siena.
men, Palaft und Dom, fehen allerlei Handwerker-in den Werkfiätten, das
Treiben auf dem Markte, den Reiter fein Liebchen hinter fich, den Reigen
holder Mädchen auf öffentlichem Platze. Ueber dem Thore fchwebt der
Genius nSicherheitß, in einer Hand eine lehrreiche Infchrift, in der andern
einen Gehenkten, und draufsen in der Landfchaft entfaltet fich nun ein ebenfo
heiteres Leben: Landbau, Jagd, Fifchfang, Reife.
Auf der dritten Wand ift, der erften entfprechend, die Tyrannei zu fehen, Tyrannei
ein ungeheuerliches, gewappnetes NVefen, das vor einer fefien Burg thront,