Volltext: Die Malerei des Alterthums (Bd. 1)

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Buch. 
Zweites 
Perio ie. 
Vierter Abfchnitt. 
und Antonius der Einfiedlerl). Die Compofition ifl fchlicht und noch zu fehr 
gebunden, die Madonna in Haltung und Ausdruck nicht über die Befangen- 
heit hinausgehoben und herb gegen Simone's Lieblichkeit; nur das Kind ift 
anmuthig bewegt und fetzt das rechte Füfschen, das freilich nicht gut ge- 
zeichnet ifi, naiv auf das Handgelenk der Mutter. Auch auf dem Madonnen- 
Florenz. bilde in den Ufüzien zu Florenz, von 1340, der fltzenden Madonna mit vier 
Engeln, fmd die Köpfe einförmig und die Augen kaum geöffnet, aber der 
Ausdruck ift zu erhabener Reinheit gefteigert, und das Kind greift in gefälliger 
Munterkeit liebkofend nach dem Kinne der Mutter. Der lichte Fleifchton und 
die zarten Farben der Gewänder find aufserordentlich fein zu einander geflimmt. 
 Die fchönfte feiner Arbeiten ifl die Geburt Marias von 1342 in der Domfacriftei 
Siena, zu Siena: die Wöchnerin auf dem Lager und das Bad des Kindes in der 
Dom" Mitte; rechts zwei nahende Frauen mit Linnen und Krug, links Joachim mit 
einem anderen alten Herrn im Vorzimmer, durch einen Diener die Nachricht 
von der Entbindung empfangend. Diefe drei durch gothifche Umrahmung ge- 
fchiedenen Felder haben einen gemeinfamen architektonifchen Hintergrund mit 
ziemlich gelungener Perfpective und einem fo realiftifchen Raumgefühl, wie 
es kaum bei Giotto auftritt. Der Gegenftand hat in jener Zeit nicht leicht eine 
glücklichere Auffaffung gefunden, und die Joachim-Epifode mit dem Aus- 
drucke des Meldens, beforgt Fragens und ftill Wartens ift höchfl eigenthüm- 
lich und anfchaulich 2). Pietr0's nicht datirtes Madonnenbild aus S. Maria 
Aygzzg, della Pieve zu Arezzo, jetzt in der Pinakothek dafelbft, die Madonna mit vier 
Heiligen und zahlreichen Nebenbildern, fteht ebenfalls auf der Höhe des 
Künillers, hat aber durch Vafari eine Reitauration erfahren 3). 
Vafari fchreibt ihm auch ein Wandbild im Can1po Santo zu Pifa, das 
Leben der Einfiedler, zu; aber da fafl in allen anderen Fällen die Auskunft, 
die er über den Meifter der Bilder im Campofanto gibt, nachweislich falfch 
ift, kann feine Ausfage auch hier kein Beweis fein. Eine wirkliche Aehnlich- 
keit mit feinen bezeichneten Tafelbildern ift nicht vorhandeni). 
Xlaädbilder Was Ghiberti von Ambrogzb di Lormzo am meiilen bewunderte, eine an die 
sßaiifeigcäl Wand gemalte Franciscanerlegende im Kreuzgange von S. Francesco in Siena, ifl 
5mm bis auf wenige, jetzt meiil in die Kirche verfetzte Refte zu Grunde gegangen. 
In diefen aber mufs man noch immer die Lebendigkeit des Affectes bewundern, 
befonders in der Scene, welche die Hinrichtung von Franciscanermönchen 
darPcellt. Das bange Erwarten des Todesftreiches bei zwei Mönchen, die eben 
dem Tode eines Gefährten zufehen, ift höchft anfchaulich. Dann haben wir 
 noch, wenn auch in fchlechtem Zuftande, Ambrogids grofse Wandbilder im 
pakmo Saal der Neun im Palazzo Pubblico, die wichtigften unter allen politifch- 
P allegorifchen Darftellungen, die aus der damaligen italienifchen Malerei erhalten 
I) Holzfchnitt nach Skizze Zeilfchrift f. bild. Kunfl; X, S. 136, zu einem Auffatze von 16. Vifrker. 
2) Holzfchnitt ebenda S. 139. 
3) Die Aenderung des Namens der Infchrift in Lazzrzzti geht gleichfalls auf Vafari zurück, 
4) Seine Urheherfchaft iß; fchon von Errzfl Föqjier mit Recht bezweifelt worden, II. S. 382. 
Damit fallen auch die Tafelbilder in den Uffizien und in Berlin fort, die man nur wegen des gleichen 
Gegenfiandes, dem Wüfltenlebeil der Eremiten, dem Pietro di Lorenzo beimeffen wollte. Crowe und 
Caualcafelle fchreiben ihm die von Vafari dem Cavzillini beigemeffenen Bilder im füdlichen Kreuzarm 
der Unterkirche zu Aflih zu. Diefelben {Hunnen eher mit Ambrogio cli Lorenzo. 
Vifrher.
	        
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