Volltext: Die Malerei des Alterthums (Bd. 1)

der 
Die Malerei 
Kunü der weßaf 
atifchcn 
Völker. 
In diefer Beziehung mufs vorangefchickt werden, dafs der affyrifche Künitler, 
wie der ägyptifche, in erfier Linie deutlich, nüchtern und chronikartig er- 
zählen will. Offenbar aber gelingt das dem Affyrer noch beffer; denn manche 
fymbolifchen Hülfsmittel der ägyptifchen Kunft werden verfchmäht, und die 
Anordnung gröfserer Compofitionen iPu offenbar einfacher und natürlicher. 
Vor allen Dingen wird in vielen affyrifchen Daritellungen der Zufammenhang Compq- 
mit dem Hintergründe in einer viel anfchaulicheren und ausgedehnteren Weife fmonswelfe. 
hergeftellt. Es zeigt {ich hier deutlich, dafs den Affyrern eine Vorfiellung Von 
den Grenzen des Relieffiils und des malerifchen Stils volliiändig fehlte. Denn 
was nur die Malerei verfuchen konnte, was aber felbft die griechifche Malerei 
erft verfucht hat, nachdem fie fich technifch {lark und frei genug dazu fühlte, 
nämlich die hgürliche Handlung vor einem vollitändig entwickelten Hinter- 
gründe fich abfpielen zu laffen, das wird in vielen Reliefs der Affyrer mit 
grofser Oftentation in's Werk gefetzt. Natürlich mufste der Verfuch mifs- 
lingen; denn wenn {ich in manchen diefer Daritellungen auch ein gröfseres 
pcrfpectivifches Gefühl ausfpricht, als wir es bei den Aegyptern gefunden, 
fo fehlen doch auch den Affyrern noch alle perfpectivifchen Kenntniffe, und 
wenn die ägyptifche Vermifchung von Grundrifs- und Aufrifsdarftellung hier 
auch nur felten in gleicher Ausbildung vorkommt, fo mangelt es an Willkür- 
lichkeiten in der Anordnung doch keineswegs. Gelegentlich kommen auch 
hier Bäume, Berge und Thürme vor, die mit ihren Spitzen nach unten gerichtet 
find, und dafs die Bäume in divergirender Richtung von den Bergen abftehen, 
ift eine gewöhnliche Erfcheinung. Zugleich machen derartige mit Hintergründen 
verfehene affyrifche Darftellungen einen überfüllten Eindruck, und in manchen 
Dingen, wie in dem Schuppennetz, welches die Berge bedeckt, macht {ich eine 
conventionelle Schablone geltend, die dem anderweitigen realiftifchen Streben 
widerfpricht. Das Waffer dagegen ift zwar auch noch conventionell, aber viel 
freier dargeitcllt, als in Aegypten. An Stelle der fteifen, mit fenkrechten, 
regelmiifsigen Zickzacklinien ausgefüllten Balken tritt eine freie Wellenlinien- 
bewegung, hie und da durch förmliche Spiralen belebt, welche, wo das Meer 
gebildet werden foll, unregelmäfsig zeritreut find, wo Flüffe gemeint lind, {tets 
in derfelben Lage fich wiederholen li. (Fig. 7.) 
Das neubabylonifche Reich, welches Affyrien im fechften Jahrhundert Nein 
vor unferer Zeitrechnung in der mefopotamifchen Hegemonie wieder ablöfte Bnbylonmn" 
und unter Nebukadnezar feine höchiie Blüthe erreichte, folgte in feiner 
Kunft im Wefentlichen den urfprünglich vielleicht gerade von Altchaldäa aus- 
gegangenen, dann aber in Affyrien weiter gebildeten Stilprincipien. Für die 
monumentale Kunft, die einzige, die wir von diefen Völkern kennen, ergaben 
{ich hier im Süden jedoch aus der Verfchiedenheit der Baumaterialien etwas 
verfchiedene Bedingungen. Der Alabafier und dersKalkftein, den die Affyrer 
von den benachbarten Bergen holen konnten, fehlten den Babyloniern. Sie 
konnten daher nicht, wie ihre nördlichen Nachbarn, den unteren Theil ihrer 
Palaftwande mit Reliefplatten bekleiden, und in der That haben folche {ich 
nur ganz ausnahmsweife in den Ruinenfiätten Babylons gefunden. Dagegen 
Näheres 
-76. 
darüber 
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