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Zweites Buch.
Periode.
Abfchnitt.
Vierter
trotz forgfamer Feinheit doch flacher und kleinlicher als bei Orcagna (Fig. 130).
Ein" anderes, 1345 für diefelbe Kirche vollendetes Altarwerk zeigt in der Mittel-
tafel, jetzt in der Akademie zu Pifa, den ltehenden St. Dominicus und auf
den Flügeln, in der Bibliothek des Seminars dafelblt, acht Scenen aus feiner
Legende.
Lmbzgßßarärfter Neben den Schöpfungen, deren Meilter bekannt und zum Theil fogar
lllsißer- urkundlich gelichert lind, liehen aber noch manche namenlofe Arbeiten der
Zeit, über welche die Quellenfchriften wenn auch nicht fchweigen, fo doch
unverkennbar Falfches berichten. Wir llIlCl im Stande mit Beltimmtheit aus-
zufprechen, dafs diefe oder jene Arbeit nicht von dem Meilter fein kann, dem
Vafari fie zulchreibt, aber die Ermittelung des wirklichen Meillers ilt oft lchwer
erreichbar, wenn man fubjectiven Eindrücken nicht zuviel Spielraum ge-
währen will.
Rgrecccgäiiim, Hierher gehört die Weltwand des Refectoriums zu S. Croce in Florenz.
In dem Hauptfelde lieht man Chriltus am Kreuze, das zugleich als Lebens-
baum mit Prophetenbildern und Schriftltellen dargeltellt iit, in vier Seiten-
feldern legendarifche Scenen, in einer unteren Abtheilung das Abendmahl, bei
welchem die Apoltel auf Einer Langfeite des Tifches dem Befchauer gegen-
überlitzen und der fchlichte, aber intenfive Ausdruck der Köpfe bemerkens-
werth ilt1). Trotz der Vorzüge des Bildes ilt hier von Giotto keine Rede,
dem es Vafari zufchrieb, fondern wir haben nur die Arbeit eines viel fpäteren,
tüchtigen aber nicht fonderlich eigenthümlichen Nachfolgers.
Sßlfägfgfe Weit bedeutender find die berühmten Wandbilder der Spanifchen
Capelle, des ehemaligen Capitelfaales von S. Maria Novella, die Vafari
zwifchen Taddeo Gaddi und Szänonr jlfarizäzz" aus Siena vertheilt. Mit den
Arbeiten des erlteren ill keine politive, fchlagende Uebereinltimmung da, und
in noch llärkerem Mafse gilt dies von dem letzteren, deffen Theilnahme ferner
fchon chronologifch dadurch ausgefchloffen ilt, dal's er 1344 ltarb und bereits
1339 Italien verlalfen hatte, während die Malereien im Jahre 1355, bei dem
Tode des Stifters Buonamico Guidalotti, noch nicht vollendet waren 2). Die
Bilder lind allerdings in der Ausführung nicht durchgängig von Einer Hand,
aber in Geilt und Conception eine einheitliche Schöpfung. Bleibt nun
auch die Frage nach den Künltlern noch ungelölt, fo ilt doch die Prüfung
der Compofitionen felblt und des Geilles, der lie infpirirt hau-ungleich
wichtiger.
Dßmlinißffvcr- Der Einllufs der beiden Bettelorden, jener gewaltigen Werkzeuge, welche
m. der, römifchen Kirche im I3. Jahrhundert erltanden waren, ili; auch kunllge-
fchichtlich bedeutend. Wie die Klolterkirche in Affili und in Florenz die
Kirche S. Croce die Hauptltätten einer vom Franciscanerthum beeinflufsten
I) Gefi. von Laßnio, von [Cujrlzzzvrylz und bei [Cofiazi Taf. 7.
2) V. Jlfarclzeß: Memorie dei pittori scultori e architetti Domenicani, 12. Ausg. I, 124. Vgl,
Szhmzafe, VII. S. 446. Sclznaafe fchreibt die Bilder, welche Vafari dem Taddeo beimifst, fowie
diejenigen an der Eingangswand einem jüngeren Künftler der Giottdfchen Schule, die übrigen einem
Sienefen zu. Crowe und Cavulcajlellß halten für möglich, (lafs die Compofitionen von Tnddeo feieu,
erkennen aber feine Hand nicht in der Ausführung, fondern denken an ßinzlrza diFirevzze und Anlanio
Veneziann, die im Campo Santo zu Pifa. gemalt haben (vgl. unten). Aber dies ifi nur ein fubjectives
Urtheil.