Das
fpäte
Mittelalter.
Italien.
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di-e acht Engel beiderfeits find nicht mehr in ganzer Figur einer über dem
andern angebracht, wie bei Cimabue, aber die Anordnung ift kaum minder
alterthümlich, indem nur von den zwei vorderften die Gefialt, von den übrigen
Kopf über Kopf in fenkrechten Reihen zu fehen ift. Im übrigen fcheint das
an feinem Platze fchlecht flchtbare Bild fich durch forgfame Ausführung und
milden, edlen Ausdruck auszuzeichnen. Auch noch andere Tafelbilder
deffelben Meifters kommen vor, bezeichnet nBernardus de Florentiau, wie
ein kleines, fehr ruinirtes Madonnenbild in der Akademie zu Florenz 1). Seine
Wandbilder in der Capelle S. Stefano in S. Croce, die Martyrien des Lau-
rentius und Stephanus, find aber bei vieler Gediegenheit doch höchft ge-
zwungen und fieifin den Motiven. Dem Bernardo haftet immer ein alterthüm-
licher Zug an, der ihn nicht zu voller künftlerifcher Freiheit kommen läfst.
Unter den Künfilern einer etwas jüngeren Generation bilden die Schüler gjäkiggäntäll
des Taddeo Gaddi eine befonderc Gruppe. Yacopo da Cafentzizo, der 1349 zu
dem erften Vorftande der neu gegründeten Malerbruderfchaft gehörte, war
nachher in Arezzo thätig, wo von feiner Hand noch Refie einiger Wandbilder
übrig find, und fiarb in feiner Heimath Prato Vecchio im Cafentino. Ein aus
der dortigen Kirche S. Giovanni Evangelifta ftammendes Altarwerk, das ihm
zugefchrieben wird, befitzt die Nationalgalerie zu London; Johannes der Evan-
gelift lebend in den Himmel aufgenommen, beiderfeits Heilige, in oberen
Feldern Chrifti Auferftehung, die von den beiden Johannes empfohlene Stifter-
familie und die Erzengel Michael und Raphael, noch höher die Dreifaltigkeit
und die in zwei Theile zerlegte Verkündigung, an den Pilaftern Heilige, an
der Predella Scenen aus der Johanneslegende; im Ganzen 22 Bilder.
An Giovanni de: jlizlmw, eigentlich Yolzamzes Yarobz" aus Caverzajo bei Giovanni da
Como, rühmt Vafari befonders die Fortfchritte im Colorit; dazu kommen aber Mhno"
noch die Gewiffenhaftigkeit der Durchbildung, die Heifsige Modellimng, ein
Streben nach Wärme und Feinheit des Ausdrucks, welches die Eigenthümlich-
keiten der fienefifchen Schule, wie wir fie fogleich kennen lernen werden, mit
denen der Horentinifchen zu verfchmelzen fucht. Bezeichnete Tafelbilder von
ihm find eine thronende Madonna zwifchen Heiligen nebii zwei Reihen von
Sockelbildern aus dem Evangelium in der Galerie zu Prato und eine Beweinung
Chrifii von 1365 in der Akademie zu Florenz 2), beide Werke leider fiark
ruinirt. Ein Altarbild aus der Kirche Ognifanti, das Vafari erwähnt, befindet
flch jetzt in den Ufßzien; fünf Hauptabtheilungen enthalten Paare von Heiligen,
die Felder darunter die Chöre der Propheten, Patriarchen Apofiel, Jungfrauen
und Märtyrer. Crowe und Cavalcafelle erkannten feine Hand in den Wandbildern
aus der Gefchichte der Madonna und der Maria Magdalena in der Capelle Ri- Riliigiui
nuccini an der Sacrifiei von S. Croce, und diefes Urtheil hat urkundliche Be- s. Croce:
{iätigung durch eine Aufzeichnung über die Beftellung der Malereien im Jahre
1365 gefunden 3). In den Bildern aus der Marienlegende ift Giovanni fichtlich von
den Arbeiten feines Meifters in der Capelle Baroncelli abhängig, aber da er
I) Solche Bilder wurden früher irrthümlich dem unten zu erwähnenden Bruder Orcagna's zuge-
fchrieben, deffen abgekürzter Namen Nardo aber nicht Bernardo fondern Lionardo bedeutet.
2) lfaßni, Abbildung im 'l"exte Bd. II, zu S. 112.
3) Alilanqjllr Vafari I. 572 Anm. Die Geburt Mariä abgebildet bei [Caßni Taf. I7; E. Fözßcr,
Denkmale, II, Taf. ro.