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Zweites Buch.
Periode.
Vierter Abfchnitt.
s. Crocc. bilder aus der Conllantinslegende in der Capelle S. Silveßro zu S. Croce.
Diefe, {tattlich componirt und fehr forgfam durchgeführt, füllen die ganze
Südwand des Raumes, während in die Nordwand zwei Nifchen mit Grab-
monumenten und mit Malereien über den Sarkophagen eingebaut find. Das
gröfsere diefer zwei Bilder, ein richtender Chriftus, vor dem der Verltorbene
kniet, iPr wegen Uebermalung kaum mehr kenntlich, das kleinere, die Grab-
legung Chrifti, fcheint aber von derfelben Hand wie die übrigen Malereien
der Capelle zu fein, die auch in decorativer Hinficht auf diefe Nifchen Rück-
{icht nehmen. Hier ift namentlich der intenfive Ausdruck des Schmerzes mit
höchfter Erregung, faPc gekniffenen Augen, aber fchlichten Motiven der körper-
lichen Bewegung merkwürdig. Mafo's Hand haben Crowe und Cavalcafelle
in der kleinen Grabcapelle der Str_0zzi hinter der Spanifchen Capelle bei
Süolllgwlüa S. Maria Novella zu Florenz mit zwei Wandbildern: Chriiti Geburt und Chriftus
am Kreuze, wiedererkannt, und diefes Urtheil verdient volle Zuftimmung.
Schon lange war man auch auf die Aehnlichkeit der erwähnten Grablegung
mit einem Tafelbilde in den Ufüzien, Chrifti Beweinung, voll tiefer Empfindung
und von zarter Durchführung, aufmerkfam geworden. Diefes Werk, das man
vermuthungsweife dem Mafo zufchreiben darf, iit auf den Katalognamen
Giottino. Giotiino getauft, weil Vafari zwei ganz verfchiedene Künitler, Mafo und Giottino,
irrthümlich zu Einer Perfon machte 1). Erlierer aber ift wahrfcheinlich mit
ZVIafu, Sohn des Barzco identifch, der 1343 in die Gilde der Speziali, 1350 in
die Malerbruderfchaft eingetragen wurde; Giottino dagegen hiefs Giatto dz"
Swfarw- Magßro Slefano und kommt 1368 in dem Malerbuche vor. Von feinen Werken
wiffen wir ebenfowenig etwas Sicheres, wie von denen feines Vaters Sicyüzrzo,
den Ghiberti als trefllichen und erfahrenen Meifter hervorhebt, von dem aber
Alles, was er und Vafari ihm zufchreiben, untergegangen oder wenigftens
unkenntlich iPt. Stefano wäre nach Landinids Dante-Commentar nscimia della
naturau, Affe der Natur, genannt worden, was auf ftärkere realiitifche Nei-
gungen, als fie fonft der Schule eigen waren, fchliefsen liefse. Auch manche
andere Künftler, von denen unfere Quellen berichten, fmd blofse Namen für
_Puccio uns geworden. So Gi0tt0's Schüler Puccio Caprzmza, von deffen Bildern im
ßapimna" Chore von S. Francesco zu Piftoja nur noch Ueberrefte da lind, und Bzzonan-zico
ßuffalmaww-Crzfijanz", genannt Bzgfalanacco, ein gleichzeitiger Florentiner, der nicht aus
Giott0's Schule hervorgegangen, fondern nach Ghiberti Autodidakt war. Er
lebt als luftiger Gefelle bei den florentiner Novelliften fort, aber das Bild des
Künftlers ift erlofchen. Während Vafari ihn 1340 iterben läfst, kommt er noch
1351 im Buche der Malerbruderfchaft vor.
Andererfeits hat die neuere Forfchung 2) aber auch einen vergeffenen
Schüler Gi0tto's, über den die älteren Quellen wenig zu fagen wiffen, wie-
Berßzifdßmdi der zur Geltung gebracht: Bemardo di Daddo, der 1320 im Arte de' medici
e speziali immatriculirt wurde, 1349 unter den Vorftänden der bneuen Maler-
bruderfchaft war und nach urkundlichem Zeugniffe iu den Jahren 1346 bis 1347
das grofse Madonnenbild in Orczzgmfs berühmtem Tabernakel zu Or San
Michele ausführte. Das Kind langt liebkofend zum Gefichte Marias empor,
I) Vgl. die Aufklärungen in [llilanejfs Vafari I.
2) jllilanaßlv Vafari I, 459.
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