Vfpäte Mittelalter.
Das
Italien.
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Der angefehenfte unter Giotto's Schülern war der eben erwähnte Tzzddeo Taddep
Grzddi, Sohn des Gaddo Gaddi und Gi0tto's Pathe, geftorben 1366. Am bellen Gaddh
beglaubigt als feine Werke fmd zwei mit Namensbezeichnung verfehene Altar- Tgfägvigdßr-
itücke: Zunächft ein kleines Triptychon im Berliner Mufeum von 1334, die
Madonna mit dem Kinde und knieenden Stiftern nebft vielen kleinen Heiligen-
figurcn in den Seitenleiiten, Chrifti Geburt und dem Heilande am Kreuze auf
den Flügeln, Scenen aus der Legende des Nicolaus von Bari in den Bogen-
feldern, Chrilius zwifchen Maria und Johannes, St. Chriftophorus und anderen
Heiligen auf den Aufsenfeiten der Flügel. Zweitens eine thronende Madonna Siem-
mit fechs Engeln, dreiviertel-lebensgrofs, vom Jahre 1355 datirt, aus der Kirche
S. Pietro a Megognano bei Poggibonfi, feit kurzem in deriGalerie zu Siena.
In Zeichnung, Typen und Gewandung kommt Taddeo dem Charakter Giottois
aufserordentlich nahe, nur dafs die Formen kleinlicher, die Figuren länglicher,
die Köpfe in ihrem Bau etwas minder verflanden, Farbe und Vortrag fchwerer
find. Im Ausdruck des Schmerzes bei der Kreuzigung wie der Süfsigkeit bei
Madonnen und Kindern zeigt {ich eine gewiffe Uebertreibung.
Taddeds Hauptwerk in der Wandmalerei ift die Capelle Baroncelli am Wandbilder.
füdlichen Kreuzarme der Kirche S. Croce, 1352-1356 ausgeführt 1). Die 1351132231,
Angabe Vafari's findet durch die unverkennbare Aehnlichkeit mit jenen ge- 5' ("vom
fieherten Tafelbildern Befiätigung. Den Gegenftand bildet die Marienlegende,
und die öflliche Wand, deren Bilder von der Zurückweifung von Joachims Opfer
bis zur Vermählung Marias reichen, iPc am beften erhalten. So fichtlich die
ganze Darftellungsweife auch aus derjenigen Giotto's herauswächii, fo bleibt
Taddeo doch namentlich an edler Einfachheit und reiner Sachlichkeit gegen
feinen Meifter zurück. Manche Motive find zu heftig, und oft ziehen blofse
Epifoden oder Nebenfrguren zu gefliffentlich das Auge auf fich. In diefer
Beziehung ift die Darftellung der jungen Maria im Tempel, eine reiche Com-
pofition, bezeichnend. Die zufchauenden Volksgruppen vorn mit ihren naiven
Kindergeflalten, die Mädchen des Tempels, "die aus einer Seitenhalle hervor-
fchauen und freudig herauseilen, die Häufung der Motive, die Stattlichkeit des
architektonifchen Beiwerkes, deffen complicirter Stufenbau freilich arge per-
fpectivifche Mängel zeigt, bilden den wefentlichen Reiz des Bildes, aber der
ftraffe Zufammenhang der Handlung fehlt; die kleine Maria, welche die Stufen
zum Tempel hinauffteigt, ift nicht auf den Hohenpriefier gerichtet, fondern
wendet fich wie eine mittelmäfsige Schaufpielerin gegen das Publicum. Aufser-
halb Florenz hat Taddeo den Chor der Kirche S. Francesco zu Pifa 2) auS-Slfrlränicesco,
gemalt, in dem Vafari einft feinen Namen und die Jahrzahl 1342 gelefen. Das W
Erhaltene befchränkt {ich auf die Apoftel an der Bogenleibung und die
Gewölbebilder: die Verzückung des Franciscus zwifchen Glaube und Hoffnung,
drei Paare von Ordensfiiftern und Kirchenlehrern, in den Ecken Perfonifica-
tionen von Tugenden.
Unter Giottds unmittelbaren Schülern ragte ferner Mafo hervor, Ghiberti hieß-
zufolge als Maler wie als Bildhauer ausgezeichnet und Urheber der Wand-
pretation der radirtelm jahrzahl in der Handfchrift, ( XXXVIIII) zugefchrieben wird;
dell' arte de' pjttori in Siena, von 1355, bei Gayc, II, I.
I) Gefk. von Lafinio in den AiTreschi celebri del 14. e I5. secolo, Firenze 1841.
2) Heute der Militärverwaltung überwiefen und kaum zugänglich.
Statuti
Die