Mittelalter.
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wie in der Erweckung des Lazarus. Das Aufrechtfiehen der mumienhaft in
Leichentücher gewickelten Gefialt, das {ich Zuhalten der Nafe bei einigen Um-
Pcehenden, das {ich Niederwerfen der Schwefcern lind traditionelle Züge, aber
Giotto's neuer Geiß lebt in dem mafsvollen Adel der Chrifiusflgur wie in der
Ergriffenheit der Anwefenden, die theils den neubelebten Todten anfiaunen,
theils gläubig mit dem Blick an Chrifius hängen, während {ie Lazarus aus den
Leichentüchern wickeln. (Fig. 125.) Dagegen finden bei Giotto die feelenvolle,
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Fig. 125. am. Erweung u
Zarte Empfindung, die der Gothik des Nordens eigen ift und auch bei Cimabue
und Duccio auftritt, die holde Wehmuth, die innige Verklärung des Schmerzes
keine Stelle. Nur bei voller Ruhe und jugendliche Geüchter in feinen Werken
einer {lrengen Anmuth fähig, aber die Erregung bricht {lets hoch pathetifch
und gewaltfam bei ihm durch. Da. werden, wie auf der Kreuzigung oder der
Beweinung Chrifti, die Geiichter durch den Schmerz verzerrt, die Augen zu-
famrnengekniffen; heftig bis zum leidenfchaftlichen Auffchrei, ruckhaltlos bis
zum Häfslichen, bis zum unmöglichen Recken der Glieder, wie bei dem jo-