Erfies
läuch.
Kapitel.
Zweites
zuNimrud; hügel von Nimrud ift reich an Reften folcher Wandbekleidung; dagegen find
von Gemälden auf derfelben kaum Spuren erhalten. Die Ausgrabungsberichte
erzählen zwar nicht felten von Darftellungen, die man auf den Bewurf gemalt
gefunden; aber ebenfo oft berichten fie auch, dafs diefelben fehr bald, nach-
dem fie mit der Luft in Berührung gebracht, verfchwanden. Aufihre Technik
hin fcheinen fie noch nicht unterfucht worden zu fein; doch fpricht Semper
ih'1"ha"' die Verniuthung aus, dafs fie a tempera gemalt gewefen. Von dem Inhalt
ihrer Darftellung verlautet auch wenig genug; uHerr PlEICCn, fagt Oppert in
feinem Vortrage über die Grundzüge affyrifcher KunPr, aentdeckte Fresken (F)
im Eingange des Harems Sargons. Man hatte vor dem Erdwall ein mit Kalk
beworfenes Mauerwerk gebaut. Hierauf waren nun Rofetten, Löwen, Götter
und andere Sujets gemalt. Herr Thomas, mein Reifebegleiter, fah und kopirte
fie, und hat fo das Andenken an diefelben gerettet. Denn als ich ein jahr
fpäter nach Ninive kam, fah ich allerdings noch die Mauer; der Kalk und die
Malereien hatten nur wenige Tage ihre Ausgrabung überlebt, nachdem fie
dritthalb jahrtaufende in ihrem fchützenden Grabe zugebracht hattenn.
gäääfä; Etwas bedeutender find die Refte affyrifcher Ziegelgemälde, die fich er-
halten. Auch f1e flammen zumeift aus dem Ruinenfelde von Nimrud. Es ift
aber nicht einmal ein einziger diefer bemalten Ziegel ganz in unzerbrochenem
Zuftande erhalten; um fo weniger ift es gelungen, ganze Gemälde, die aus
vielen folcher Ziegel zufammengefetzt waren, herzufiellen. Nur einzelne Stücke
mit Reiten von Bäumen, Thieren undimenfchlichen GePcalten find gerettet
VSHYQIJEÄIIIIQL worden. Das gröfste diefer Fragmente, welches in Nimrud gefunden, ftellt
drei hintereinander fchreitende Figuren dar und die vordere Hälfte einer vierten,
der voranfchreitenden Geftalt gegenüberftehenden. (Fig. 6.) Es ift der an feiner
Tiara kenntliche König, welcher, von der Jagd oder vom Kriege heimgekehrt,
die Trinkfchaale an die Lippe fetzt, die ihm der gegenüberftehende, bewill-
kommnende Diener gereicht hat, oder, nach einer anderen Auffaffung, wie er
ein Trankopfer darbringt. Hinter ihm folgen zwei Diener: zunächft der bart-
lofe Eunuch mit Schwert, Bogen und Köcher, dann ein bärtiger Speerträger mit
fpitzer Mütze, kurzem Rocke und blofsen Beinen. Diefe Figuren find nur
neun Zoll hoch. In der Regel fcheinen fie auch nicht gröfser gewefen zu fein,
fodafs ganze Geflalten auf jedem einzelnen Ziegel dargeftellt werden konnten.
Mitunter aber find die einzelnen Theile auch fo grofs, dafs jede Figur über
verfchiedene Steine fich erftreckt haben mufs. Layard fand in Nimrud einen
Ziegel mit einem Theile eines menfchlichen Gefichtes, welches auf eine Figur
von drei Fufs Höhe hinwies. Aber diefe Gröfse wird fchon als eine unge-
wöhnliche bezeichnet.
Stilgfljeßrffy- Die erhaltenen Fragmente, die vielleicht Bruchilücke von den beften
miiäfeeilc-n Malereien zeigen, die es in Affyrien überhaupt gegeben, genügen jedenfalls,
um fehr intereffante Auffchlüffe über den Stil und die Behandlung folcher
Darftellungen zu geben. Was uns fofort auffällt, ift die energifche Breite der
Umrifslinien, wie wir fre höchfiens an mittelalterlichen Gemälden kennen.
Immer iind fle fcharf und deutlich fichtbar, in der Regel von bandartiger
Breite und obendrein von einer Farbe, die {ich fowohl von derjenigen des
Hintergrundes, als von der Farbe, mit welcher fie ausgefüllt find, deutlich ab-
hebt, und zwar ift diefe breite Umrifslinie der affyrifchen Malerei, entgegen