fpiile Mittelalter.
Das
Wandmalerei,
textile
T afelmalerei
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Kupferfliclikabinet der Bibliothek inParis bewahrt das Bruilbild KönigJohanns Paris.
in Profil, auf Holz, mit gemuftertem Grunde. Der Louvre befitzt eine grofse
Beweinung Chrifli, deffen Leichnam Gott Vater hält, durch Maria, Johannes
und Engel, fowie eine zweite grofse Tafel, die in der Mitte Chriflus am Kreuze,
links Chriftus, dem gefangenen St. Dionyfius das Abendmahl fpendend, rechts
die Enthauptung des Dionyfius enthält, auf Goldgrund in heiterer Färbung
Dem Schluffe der Periode gehört die figurenreiche Beweinung Chriüi mit dem
Abte Wilhelm von Saint-Germain-des-Pres (f 1418) als Stifter und der Aus-
ficht auf Paris und die Abtei im Hintergründe an. Colorit und Zeichnung ent-
fprechen noch der älteren Schule, im Ausdruck herrfchen Weichheit und Milde.
Das wichtigfte Handrifche Werk aus dem Ende des I4. Jahrhunderts befteht
in zwei Altarilügeln aus der Karthaufe bei Dijon, jetzt im dortigen Mufeum Dijon.
(Nr. 854). Man darf annehmen, in ihnen Arbeiten des [Vfelclzior Broederlanz aus Blzläääleiiäßä"
Ypern zu haben, der Hofmaler und Kammerdiener Philipps des Kühnen
war und in den Jahren 1382-1401 in den Rechnungen des burgundifchen
Hofes vorkommt. Er erhielt Zahlungen für gemalte Banner, für Bemalung
des Wagens der Herzogin, mehrmals auch für Tafelbilder, fo im Jahre 1392,
ferner 1398 und 1399 für Altarfehreine mit Schnitzwerk von Yacob de Bacrfe,
die für die im Jahre 1383 vom Herzoge geftiftete Karthaufe beitimmt warenß)
Die zwei breiten Flügel, gefchmückt mit Wappen und Initialen des Herzogs,
enthalten an den Innenfeiten Schnitzwerk, an den Aufsenfeiten je zwei gemalte
Darftellungen, von denen die eine unter reicher Architektur, dieiandere in
freier Landfchaft vor fich geht, ohne dafs eine Rahmentheilung fie fonderte.
I. Die Verkündigung; Maria, blau gekleidet, fitzt am Lefepulte, wendet demü-
thig den Kopf und erhebt in edler Geberde die Hand, während der Engel, roth
gekleidet und mit goldenen Flügeln, vor ihr auf den Stufen der Halle kniet.
Gott Vater erfcheint zwifchen rothen und blauen Engeln in der Höhe. 2. Die
Heimfuchung, bei der die Schwäche der Hände auffallend iPc, aber Elifabeths
individueller Ausdruck überrafcht. 3. Die Darftellung im Tempel mit reizend
bewegtem Kinde auf Marias Arm, dem milden Greife Simeon und einer roth
gekleideten Begleiterin, die einen Korb mit Tauben und eine Kerze tragt.
4. Die Flucht nach Aegypten; Maria, die auf dem Efel reitet, hat das Kind in
ihren Mantel gehüllt und drückt es an fich, Jofeph, in Bauerntracht, fein Hand-
gepäck am Stock über der Schulter, trabt vorweg und giefst fich aus der
Peldflafche einen Schluck in den Mund. So bricht mitten unter aller Zartheit
auch hier ein naives Motiv aus dem Leben durch, aber Itatt der höfifehen
Feinheit der Kölner Schule tritt bei dem flandrifchen Meifter das keck Volks-
thümnchcv fogar Ziemlich derb, zu Tage. An Stelle des Seelenreinen, Ver-
klärten geht in den Köpfen eher das Hold-Kindliche durch, der Fleifchton
m Womöglich noch feiner, mit ganz weifsen Lichtern und goldblondem, in,
das Röthliehe {Pielendem Haare, der Faltenwurf iil fchwungvoll, die Farbenluft
freut fich an dem Wechfel der Töne und an der Goldfiickerei der Gewandung.
I) Crozue und Cavalmfellc, Gefch. der altniederl, Malerei, deutfch von Springer, Leipzig, X875
S. 20. Urkundliches mitgetheilt von Pinchart und vom Grafen De Laöorde, Les ducs de Bourgogne,
preuves, I. (vgl, Regifcer). Catalogue histor. et descriptif du Mufäe de Dijon, 1869. Abbildungen
in der engl. Ausgabe von C. u. C.