Volltext: Die Malerei des Alterthums (Bd. 1)

Das 
Mittelalter. 
fpäte 
KunPc, Tafelnmlerei. 
textile 
Wandmalerei, 
401 
thätigkeit, Faften, Bufsübungen und frommen Stiftungen, in der Zerknirfchung, 
in welche Weltluft und Sinnnentaumel plötzlich umfchlagen, fondern in der 
Einkehr des Einzelnen in fich felbfi, in der Einung der Seele mit Gott, der 
perfönlichen Hingabe und Heilsfehnfucht. Es ift daher kein Zufall, dafs diefe 
Kunftrichtung gerade in den Rheingegenden fich ausbildete, in denen die 
Myfiiker ihren Sitz hatten, dafs gerade Köln, wo Meifter Eckhardt gepredigt, 
eine Hauptftatte derfelben war. Für die Architektur haben die Myftiker keinen 
Sinn, der Bau grofser Kirchen ift  
ihnen eine Stolzheit, die wider den    
Rath des heiligen Geiftes fei, aber ß 
Sufo empfiehlt den Chrifien, allezeit  
gute Bilder um {ich zu haben, durch ß   
welche das Herz zu Gott entzündet '  i,  
werde, und die Entzückungen und J äzx   "I 
Vifionen, in denen die Myftiker   i 4-  
fchwelgen, gePcalten fich in ihrer  wg? gg 
Dhantafie zu lieblichen Gemälden. t 4 )'ße J 
Eines der Hauptwerke diefer 4' 'V V  Claläziminir. 
Schule in Köln ift der ehemalige Y  l 
Altar de1' Clarenkirche, jetzt in S" g 
einer Chorkapelle des Domes, der  
in der Mitte, auf der Thüre der a'   ß 
Lade für die Monfiranz, einen ineffe- 
lefenden Priefier, forift, an Mittel- ä I 
fchrein und Innenfeiten der Flügel,  W 
24 Bilder, unten aus der Kindheits- P. 
gefchichte Chrifti, oben aus der g q 
Paffion, enthält. Die unteren Bilder q   Q 
{incl bei weitem die befferen, weil Q   
die ruhigen Vorgänge dem Künftler  {gf  N 
mehr entfprachen, und er in ihnen  W d, f) 
jene feelenvolle Auffaffung aus Hal- i,  . 
tung, Geberden und Antlitz reden  m  
laffen" kann, diebeifpielsweife die E!)   max 
Verkündigung zeigt. (Fig. 116.) Er wg, k-Ewwälwlr- " 914 ägis 
erzahlt naiv und ausführlich. Was   
{Oma gewöhnlich in Ein Bild vep Fig. 116. Verkündigung vom Clnreiialtar iin 
einigt wurde, Chrifü Geburt, die Kölner Dome. Aus Schnaafe. 
Verkündigung an die Hirten und das Bad des Kindes, ift hier in gefonderte 
Darftellungen zerlegt. Die gewaltfamen Marterfcenen gelingen weniger; hier 
verfahrt der Meifter äufserlicher, gibt die Vorgänge fo derb, Wie es feine 
Zcitgenoffen von der Aufführung der Paffionsfpiele her gewohnt waren, läfst 
die Henkersknechte eben fo burlesk auftreten, wie fie es da thaten, verfällt 
in Uebertreibungen und verräth die Schwäche feiner Zeichnung gerade bei 
bewegten dramatifchen Vorgängen. 
Durch das Gegenftändliche fteht diefem Werke ein Epitaphium mit 35 Epitaphillnl. 
kleinen Darftellungen in fünf Reihen im Berliner Mufeum nahe, das freilich EM" 
Gefcliichte d. hlalerei. 26
	        
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