Volltext: Die Malerei des Alterthums (Bd. 1)

Das 
fpäte Mittelalter. 
Tafelnmlerei. 
textile Kunß, 
Wmmdlmu alerei, 
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die ideale Auffaffung des fpäteren Mittelalters anzufehen gewohnt ift, tritt in 
ihr zurück. Diefe dagegen lebt in den übrigen Schulen weiter und offenbart 
fich gegen Ende des Jahrhunderts auf die Spitze getrieben, aber in eigenthüm- 
lich reizvoller Ausbildung. Eine Schule, die hierdurch im entfchiedenften Gegen- 
fatze zu der Prager Pceht, ift die niederrheinifche, wenn man will die Igällilg 
Kölner. 
Man darf {ich freilich nicht vorftellen, dafs diefer Geiit gerade hier (ich 
entwickelt habe und {ich als fpecififch locale Eigenthümlichkeit des Nieder- 
rhcines darfielle. Er ift vielmehr im Norden wie im Süden Deutfch- 
lands zu Haufe, in Weiifalen, Heffen, Franken, Baiern, am Oberrhein, ebenfo 
auch in Frankreich und den Niederlanden, wo wir ihn bereits in den Minia- 
turen kennen gelernt haben. Aber in Köln und feiner Nachbarfchaft hat eine 
befonders blühende Malerfchule diefer Richtung exiilirt, die wir in einer 
gröfseren Anzahl erhaltener Gemälde zu beurtheilen vermögen, und der auch 
locale Verhältniffe fördernd entgegenkamen. Nachdem diefer fpätgothifche 
Stil fich hier fchon längft in Wandmalereien, namentlich denen zu Ramersdorß 
gezeigt hatte, läfst er fich gegen Ende des I4. Jahrhunderts wefentlich in den 
Tafelbildern verfolgen. 
Wie wenig auch fonft damals noch die einzelnen Meiiler perfönlich hervor- 
treten, fo nennt uns doch eine Gefchichtsquelle, die Limburger Chronik, beim 
Jahre 1380 den Namen eines berühmten Malers aus Köln: nln diefer Zeit war 
zu Köln ein berühmter Maler, desgleichen nicht war in der ganzen Chriften- 
hcit, alfo künftlich malte er jedermann ab, als wenn er lebte, der war Wilhelm Memel- 
genanntß Nach Merlo's Erforfchung der Kölner Schreinsbücher glaubte Wilhelm" 
man ihn in dem Maler PVillzeZnz von Herle, einem Dorfe in der jetzigen nieder- 
ländifchen Provinz Limburg, wiederfinden zu dürfen, der 1358 ein Haus kaufte, 
öfter als ein Mann in guten Vermögensverhältniffen, zuletzt 1372, vorkommt 
und 1378 verftorben war, weil damals Verhandlungen über feinen Nachlafs 
{tattfanden 1). Aber das bleibt immerhin nurieine Vermuthung. Wichtiger 
ift vielleicht eine andere Spur, die der Archivar Ennen in dem {iädtifchen 
Ausgaberegiiter der Jahre 1370-1390 gefunden 2). Auf Blatt I2 fleht notirt: 
nDem Meifier Wilhelm das Eidbuch zu malen 9 Marku. Die Zahlung bezieht 
fich auf das Eidbuch von 1372, in welchem die Miniatur leider ausgefchnitten 
ift. Bei den übrigen Poften heifst es nicht mehr Magistro Wilhelmo, fondern 
nur pictori, aber wahrfcheinlich ift, dafs {ich alle diefe Zahlungen auf den 
Stadtmaler bezogen und dafs diefer auch mit dem Wilhelm der Chronik diefelbe 
Perfon war. Sie betreffen ein Marienbild bei St. Cunibert, ferner Malereien 
auf Sfädtfahncn und Wirnpeln; 116 Mark erhält er für Bemalung des Fleifch- 
haufes bei St. Cunibert, 202 für Ausmalung der neuen Halle, 290 für die 
Malerei Oben im Rathhaufc (pro pictura super domo civium). In der That 
find im Hanfafaale des Rathhaufes, dem Schnitzwerke mit den neun Helden 
gegenüber, Spuren von neun lebensgrofsen Geftalten, wahrfcheinlich Propheten, 
aufgefunden worden. Die paar Köpfe, die als Ueberbleibfel in den Kreuz- 
gang des Kölner Mufeums gelangt lind, zeigen flotte, gefchickte Arbeit, aber 
Maria, Nachrichten von Kölner 
Kölnifche Ztg. 1859, 9. Auguß. 
Künfllern, 
1850, S. 
509, Nachtrag, 
Isst:
	        
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