Das
Mittelalter.
fpäte
VVLIIICII
nalerei
tcxtile Kunß,
Tafelmalerei.
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Karlftein. Da in der erften von feinen Malereien in Burgen die Rede iPr, 1)
liegt es nahe vorauszufetzen, dafs er namentlich in dem Schloffe Karlftein be-
fchäftigt gewefen, welches der Kaifer feit 1348 im Beraunthal erbauen liefs,
um fo mehr als fein Hof in der Nähe lag. Es fehlt an ficherern Anhalte, um
irgend ein Werk ihm pofitiv zufchreiben zu können, aber allerdings enthält
gerade die untere, fchon 1357 geweihte Marienkirche in Karlilein eine Folge Nlnricn-
von Wandbildern, welche weder den ausgefprochenen Typus der Prager Schule, KäliÄlÄ-iii.
wie wir ihn gleich keimen lernen werden, noch auch italienifchen Charakter
zeigen, fondern ganz der Art und Auffaffung der meiften deutfchen Wand-
malereien aus dem I4.]ahrhundert entfprechen. Auf der einen Langfeite und
ziuf der Hälfte der anftofsenden Schmalwand bis zum Altar lind noch theil-
weife unter roher Uebermalung Darftellungen aus der Apokalypfe über einer
gemalten Arcatur mit ausgefpannten Teppichen fichtbar, und auf der Lang-
feite gegenüber das apokalyptifche Weib im Strahlenkranze, bedroht von dem
fiebenköpügen Drachen, als Madonnengefralt in weifsem Kleide mit blauem
Mantel, auf den Armen das mit rothem Röckchen bekleidete Kind, das nach
ihrer Hand greift. Diefes letzte Bild ift noch am deutlichilen und zeigt fchlanke
Körperverhältniffe, weich fliefsende Gewandung und holden, {innigen Ausdruck
bei klarer, licht geflimmter Färbung.
Auch einige Tafelbilder in Böhmen zeigen einen verwandten Charakter: Cfafelbilder
eine Halbfigur der Madonna mit dem nackten Kinde, das liebkofend zu ihrem iiiäliifriär.
Gefiehte emporlangt, in St. Stephan zu Prag; dann zwei Bilder mit ähn-
lichem Motive, unter einander völlig übereinftimmend, in der Minoritenkirche
zu Krumau und in der Kloflerkirche zu Hohenfurt. Maria's Geficht ifi ein
feines Oval mit hoher Stirne, fall ohne Augenbrauen, mit weifsen Lichtern im
Fleifche und gefirieheltem Vortrage in den Haaren. In beiden Fällen ifi: der
Rahmen mit Heiligengeftalten bemalt; in Krumau grofsentheils mit Heiligen
der Bettlerorden, in Hohenfurt mit weiblichen Heiligen und St. Wenzel nebft
dem Stifter, einem Ciftercienfermönche. Aehnlieh iPr der Rahmen der Vera
Icon im Prager Dome mit Geftalten der Landesheiligen von Böhmen ge-
fchmückt, und auch diefes Bild gehört wahrfcheinlich der gleichen Richtung
an, obwohl deren Eigenthümlichkeiten an dem Hauptbilde, dem ganz von
vorn gefehenen typifchen Antlitze Chrifti, nicht fo deutlich zu erkennen find.
Unterdeffen hatte {ich aber in Prag eine neue Richtung entwickelt, die Prager
ihre eigenthümlichen, fcharf ausgefprochenen Züge befafs. Diefe, die eigent- Schult
liche Prager Schule, tritt uns am deutlichflen in der 1365 geweihten," zur
Aufbewahrung der Reichskleinodien gebauten Kreuzcapelle im Bergfried Kreuz-
dcr Burg Karlflein entgegen. Der Raum, beftehend aus zwei im Kreuzge- iääliiiiih.
wölbe gefchloffexien Abtheilungen, enthält über einer Bekleidung aus böh-
mifchen Halbedelfieinen in vergoldeter Gypsfaffung als fortlaufende Täfelung
an allen Wänden 133 Gemälde auf Holz in zwei und drei Reihen: überlebens-
grofse Halbfiguren von Apofteln, Evangeliilen, Kirchenvätern, männlichen und
weiblichen Heiligen ü). Als Hauptbild über dem Altare diente ein etwas
gröfseres Bild, Chrifius am Kreuze zwifchen Maria und Johannes, den Sockel
fuerit.
Ut ipse diligenciori studio pingat loca et castra ad quae deputatus
Ungenügende Abbildungen in den Pamätky archeologichä Bd. VI.