Volltext: Die Malerei des Alterthums (Bd. 1)

Das 
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alerei. 
593 
felten. Aufser den fchon erwähnten Arbeiten fei ein trefiliches Bildchen im 
Berliner Mufeum, nach den fragmentarifchen Spuren von Malerei auf der Rück-  
feite einft zur Flügelthüre eines Altarfchreines gehörig, hervorgehoben: Maria 
und Jofeph {itzen im Gefpräche auf einer Bank, umgeben von muiicirenden 
Engeln. Es ift an den drafiifchen Geberden Iichtlich, dafs er {ich wegen feines 
früheren Verdachtes ihr gegenüber zu entfchuldigen fucht. Hinter ihnen iteigt 
eine reiche gothifche Steinarchitektur vor dem Goldgrunde empor. 
Seit der Mitte des Jahrhunderts werden die Arbeiten diefer Gattung häu- 
figer, und mit ihnen iii uns zugleich die Möglichkeit gegeben, die verfchiedenen 
localen Schulen mehr als bisher von einander zu fondern und den fpeciellen 
Charakter der einzelnen zu beurtheilen. 
Schule 
Prag 
Chronologifch ift in Deutfchland die Schule von Prag voranzultellen. In 
der Refldenzitadt Kaifer Karls IV. wurde nicht minder Trefüiches auf dem 
Felde der Wand- und Tafelmalerei als auf dem der Miniaturmalerei geleiftet. 
Im Jahre 1348 war hier die Malerbruderfchaft gegründet worden, deren erfte Lhlfääßcrhe 
Satzungen in deutfcher Sprache abgefafst lind. 1) Karl IV. hatte aber auch   
Künftler aus anderen Nationen in feinem perfönlichen Dienlte, fo den Italiener lfäflräilg: 
Yßomas de Jlßlufinrz, von dem ein paar für die Burg Karlftein gemalte, mit feinem Tlüilrlxzälside 
Namen bezeichnete Bilder theils an Ort und Stelle, theils in der Wiener Galerie  
vorhanden find, und der diefe, wie durch das Vorkommen des heiligen Wenzel auf 
einem diefer Bilder wahrfcheinlich wird, offenbar in Böhmen felbft gemalt hatte. 
Ein Product fremderArbeiter ift dann auch die grofse Mofaik am PragerDome, lllgfnik am 
1371 über dem füdlichen Querhausportale vollendet, heute fchlecht erhalten Oma" 
und durch einen Firnifsüberzug getrübt. Sie enthält die Darftellung des jüngften 
Gerichtes und unten fechs böhmifche Landesheilige fowie den Kaifer und feine 
vierte Gemahlin. Diefes Werk war etwas Ungewöhnliches, wie fchon die Aus- 
drücke darthun, in denen der Chronift Benefch von Weitmül es erwähnt; die 
Technik heifst ihm eine griechifche (de opere vitreo more graeco), und offenbar 
hatte der Kaifer die Arbeiter aus Italien kommen laffen, vielleicht aus Venedig, 
wo noch immer eine Colonie griechifcher Mofaiciften exiftirte. Sonlt kommt 
zu jener Zeit die Mofaik in den Ländern dieffeits der Alpen nur noch im 
Ordenslande Preufsen vor: die muflvifch verzierte Reliefgeftalt der Madonna lilfggiffefff 
an der Schlofskapelle zu Marienburg und das Bild der Matter des Evan- 
geliften Johannes aufsen am Dome zu Marienwerder, aus dem llahre 1380. 
VißllöiCht flnd diefe Werke Erzeugniffe derfelben kurz vorher in Prag auf- 
tretenden Arbeiter. 2) Ob die Zeichnung von einem fremden oder einem ein- 
heimifchen Meilter herrührte, ift bei der Roheit der Ausführung nicht zu er- 
kennen. Das vereinzelte Auftreten der füdlichen Technik blieb jedenfalls ohne 
weiteren Einilufs. 
I) Das Buch der Malerzeche in Prag: 
Woltmann (Notizen zur Gefchichfö der 
XIII. Wien 1878. 
2) Vgl. Sclmaafe VI. 377- 
höfausgeggbgl] von jljazlllilzx läznger! mit Beiträgen von A. 
Malerei in Böhmen). (Quellenfchriften für Kunflgefchichte.
	        
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