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felten. Aufser den fchon erwähnten Arbeiten fei ein trefiliches Bildchen im
Berliner Mufeum, nach den fragmentarifchen Spuren von Malerei auf der Rück-
feite einft zur Flügelthüre eines Altarfchreines gehörig, hervorgehoben: Maria
und Jofeph {itzen im Gefpräche auf einer Bank, umgeben von muiicirenden
Engeln. Es ift an den drafiifchen Geberden Iichtlich, dafs er {ich wegen feines
früheren Verdachtes ihr gegenüber zu entfchuldigen fucht. Hinter ihnen iteigt
eine reiche gothifche Steinarchitektur vor dem Goldgrunde empor.
Seit der Mitte des Jahrhunderts werden die Arbeiten diefer Gattung häu-
figer, und mit ihnen iii uns zugleich die Möglichkeit gegeben, die verfchiedenen
localen Schulen mehr als bisher von einander zu fondern und den fpeciellen
Charakter der einzelnen zu beurtheilen.
Schule
Prag
Chronologifch ift in Deutfchland die Schule von Prag voranzultellen. In
der Refldenzitadt Kaifer Karls IV. wurde nicht minder Trefüiches auf dem
Felde der Wand- und Tafelmalerei als auf dem der Miniaturmalerei geleiftet.
Im Jahre 1348 war hier die Malerbruderfchaft gegründet worden, deren erfte Lhlfääßcrhe
Satzungen in deutfcher Sprache abgefafst lind. 1) Karl IV. hatte aber auch
Künftler aus anderen Nationen in feinem perfönlichen Dienlte, fo den Italiener lfäflräilg:
Yßomas de Jlßlufinrz, von dem ein paar für die Burg Karlftein gemalte, mit feinem Tlüilrlxzälside
Namen bezeichnete Bilder theils an Ort und Stelle, theils in der Wiener Galerie
vorhanden find, und der diefe, wie durch das Vorkommen des heiligen Wenzel auf
einem diefer Bilder wahrfcheinlich wird, offenbar in Böhmen felbft gemalt hatte.
Ein Product fremderArbeiter ift dann auch die grofse Mofaik am PragerDome, lllgfnik am
1371 über dem füdlichen Querhausportale vollendet, heute fchlecht erhalten Oma"
und durch einen Firnifsüberzug getrübt. Sie enthält die Darftellung des jüngften
Gerichtes und unten fechs böhmifche Landesheilige fowie den Kaifer und feine
vierte Gemahlin. Diefes Werk war etwas Ungewöhnliches, wie fchon die Aus-
drücke darthun, in denen der Chronift Benefch von Weitmül es erwähnt; die
Technik heifst ihm eine griechifche (de opere vitreo more graeco), und offenbar
hatte der Kaifer die Arbeiter aus Italien kommen laffen, vielleicht aus Venedig,
wo noch immer eine Colonie griechifcher Mofaiciften exiftirte. Sonlt kommt
zu jener Zeit die Mofaik in den Ländern dieffeits der Alpen nur noch im
Ordenslande Preufsen vor: die muflvifch verzierte Reliefgeftalt der Madonna lilfggiffefff
an der Schlofskapelle zu Marienburg und das Bild der Matter des Evan-
geliften Johannes aufsen am Dome zu Marienwerder, aus dem llahre 1380.
VißllöiCht flnd diefe Werke Erzeugniffe derfelben kurz vorher in Prag auf-
tretenden Arbeiter. 2) Ob die Zeichnung von einem fremden oder einem ein-
heimifchen Meilter herrührte, ift bei der Roheit der Ausführung nicht zu er-
kennen. Das vereinzelte Auftreten der füdlichen Technik blieb jedenfalls ohne
weiteren Einilufs.
I) Das Buch der Malerzeche in Prag:
Woltmann (Notizen zur Gefchichfö der
XIII. Wien 1878.
2) Vgl. Sclmaafe VI. 377-
höfausgeggbgl] von jljazlllilzx läznger! mit Beiträgen von A.
Malerei in Böhmen). (Quellenfchriften für Kunflgefchichte.