DRITTER
ABSCHNITT.
Wandmalerei,
textile
Kunst,
Tafelmalerei.
Fufsböden,
Wandbilder,
Teppiche.
n demfelben Mafse, in welchem fich unter der Herrfchaft des gothifchen
Stiles die Glasmalerei immer glänzender entwickelt und in der farbigen
Decoration des Inneren nach Umfang und Wirkung die Hauptrolle
fpielt, treten die anderen decorativen Techniken gegen {ie zurück. In der
Verzierung des Fufsbodens hat die Mofaik einer befcheideneren Technik fäfzllegffg-
Platz gemacht, die kaum mehr als eine malerifche gelten kann: der Ein- "b.
drückung von Figuren und Muttern in weichen Ton und der Ausfüllung diefer
Vertiefungen mit mehrfarbiger Erde. Wir müffen von der Berücklichtigung
diefer Arbeiten abfehen, mögen fie nun, wie der Fufsboden des Capitelfaales
in Saint-Pierre-sur-Dive (Calvados) 1), rein ornamental fein oder, wie der
in einer Capelle der Kathedrale von Saint-Omer, Figürliche Darltellungen
aus dem alten Stoffgebiete, freie Künite, Monate, Thierbilder, enthalten 2).
Der Wandmalerei wurde in den grofsen Schöpfungen des gothifchen Stiles 31131;.
mit der gänzlichen Aufzehrung der Wände durch emporftrebende Gliederung
der Raum zu freier Entfaltung entzogen. Einzelne Refte lind auch in Frank-
reich noch übrig, wie die in der Kathedrale von Tournus, aus dem I3. und
I4. ]ahrhundert 3), aber im ganzen iit die Malerei jetzt überwiegend decorativ,
fle dient der reichen Polychromie des Inneren, indem fie die Schäfte ornamental
verziert, die Capitelle und Gewölberippen vergoldet, die Rückwand der Area-
turen mit Teppichmuftern fchmückt.
In England wurde die Wandmalerei feit Heinrich III. (1216-1272) England.
eifrig vom Hofe aus gepflegt und zur Decoration von Capellen, Sälen und
Gemächern herangezogen 4). Uns fmd manche urkundliche Nachrichten, auch
I) Holzfchnitt bei Dß Caumont, Abäcädaire, architecture religieuse, 5. Edition, S. 504.
2) Gailhabaurl, Uarchitecture etc. II; Didron, Annales archäol. XII, S. 137.
3) Publicirt in den Archives de 1a commission des monuments historiques.
4) Das wefentliche Material, nach Veriueis Collectaneen, bei Harare Wzqßole: Anecdotes of
painting in England, new edition by R. N. Wornum, 3 vol. London 1849. Ch. Eastlakz,
Materials for a history of oil painting, I, 552. Vgl. Schnaafe, V, S. 538 u. VI, S. 546.