Volltext: Die Malerei des Alterthums (Bd. 1)

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Zweites Buch. 
Periode. 
Zweiter 
Abfchnitt. 
liehen Seitenfchiffe mit Fenftern aus der zweiten Hälfte des I4. Jahrhunderts 
nicht mehr feiigehalten, indem hier erzählende Darftellungen aus der Ge- 
fchichte Marias und Chrifti ihren Platz fanden, denen fich weftlich ein noch 
fpäteres Fenfter, das wirr componirte und mittelmäfsig ausgeführte Jüngfte 
Gericht, anfchliefst. Auch die Reihe der oberen Darftellungen iit hie und 
da durch Späteres unterbrochen: durch das zweitheilige Fenfier mit dem 
Kampfe der Tugenden und der Lalter und das geringere, wenig erhaltene Ur- 
theil Salomons, das ebenfo wie die Fenfter der Thurmhalle, die Werke der 
Barmherzigkeit und die Gefchichten der Genefis, erit in das 15. Jahrhundert 
fällt. Die im Jahre 1349 geweihte Katharinencapelle am füdlichen Seitenfchiffe 
enthält Apoftel und heilige Jungfrauen unter Baldachinen, die Wohl als Arbeiten 
des Meifters Yakzznn von Kirclzlzeiwz angefehen werden können, da diefer gerade 
in einem Documente vom IO. März 1348 als Glasmaler des Münfters erfcheint. 
Seligenthal. Ein Feniler aus der Kloiterkirche Seligenthal bei Landshut, jetzt im 
Baierifchen Nationalmufeum zu München, mit Paffionsfcenen, Heiligen und der 
Stifterin Prinzeffin Elifabeth  I3I4 als Aebtiffin) wendet die architektonifche 
Umrahmung mit Mafs und Gefchmack an und läfst einfachen blauen oder 
rothen Grund hinter den Gefialten wechfeln1). 
Kümgsfelden, Zu den fchöniten Leifiungen diefer Zeit zählen dann die zwifchen 1324 
und 1351 entftandeneniChorfenfier der Klofierkirche zu Königsfelden in der 
Schweiz, von denen acht noch vollitändig erhalten {ind 2). In den meiiten haben 
die legendarifchenScenen, die Apoftelfiguren, die Stifterbilder noch nach alter 
Art in Medaillons ihren Platz gefunden, nur dafs der Teppichitil nicht mehr 
ganz in der früheren Reinheit und Gleichmäßigkeit feftgehalten iit; in anderen, 
mit der Kindheitsgefchichte Chrifti (Fig. III), und der Auferftehungsgefchichte, 
ift aber auch hier der Arcadenbau durchgeführt. Von den Kölner Fenitern 
find diefe durch eine reichere Eleganz der Figuren, eine mehr malerifche Auf- 
faffung etwas unterfchieden. Manchmal tritt fogar der Verfuch auf, die Archi- 
tektur fchon etwas über die Fläche hinaustreten zu laffen, den Fufsboden 
unter den Figuren auf vorfpringende Kragfteine zu fetzen. Die decorative 
Gefammtwirkung ift muflerhaft, das Gefetz rhythmifchen Wechfels ift gewahrt, 
in gegenüberftehenden Fenitern ift die Farbenitellung Ptets die umgekehrte. 
Nicdcrhaß, Ein ganz anderes Princip waltet in den Seitenfchifffenftern der Kirche zu 
lach Niederhafslach, die das Leben und Leiden Chriiti, das Marienleben, die 
Apofielmartyrien, verfchiedene Legenden, auch die des heiligen Florentius, und 
den Kampf der Tugenden mit den Laftern enthalten. Hier ift die Eintheilung 
in Medaillons beibehalten, nur dal's diefelben nicht ein gleichförmiges Netz 
bilden, fondern meift central um ein gröfseres Hauptmedaillon geordnet find, 
das aus einer Abtheilung in die andere übergeht ohne Rücklicht auf den 
durchfchneidenden Pfofizen. _ 
Andere Was das Langhaus des Münfters zu Freiburg im Breisgau, die Katharinen- 
ßlffßßiäfen kirche in Opp enheim, der Dom zu Regensburg enthalten, dann die fchönen 
I) Alterthünxer und Kunßdenkmale des bayerifchen Herrfcherhaufes. München 1853 f. fol. 
2) Denkmäler des Haufes Habsburg in der Schweiz. Das Klofter Königsfelden. Gefchichtlich 
dargefiellt von Tlz. v. Licäenau, kunftgefchichtlich von Willi. Lüölee, Herausg. v. d. Antiquar. Ge- 
fellfchaft, Zürich, 1867. I Band 4", I Atlas Folio. 
	        
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