Volltext: Die Malerei des Alterthums (Bd. 1)

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Zweites Buch. 
Periode. 
Erfler 
Abfchx 
keiten, den Juwelen und dem Silberzeuge aufbewahrt, ihre Herliellungskoüen 
und ihr Geldwerth waren bedeutend. Die Bibliotheken der Fürften glichen 
{ich untereinander, diefelben Bücher kamen meift in allen vor. Die Befteller 
wurden oft in Dedicationen genannt oder durch Wappen und Devifen in den 
Randverzierungen angedeutet. In denen des Herzogs von Berri befindet {ich 
meift eine Notiz feines Secretärs Flamel, viele enthalten auch den eigenhän- 
digen Namenszug des Herzogs nJehanu. 
Nailrlrlxsglider Namen der Illuminatoren {indet man felten in den Büchern felbft, mit- 
natoren. unter aber in Chroniken, Rechnungen und Inventaren. Manchmal waren {ie 
ihres Gewerbes nicht eigentliche Enlumineurs, {ondern Maler, ja zugleich Bild- 
hauer; die Schranken der zünftigen Arbeitstheilung konnten {ie im Dienfte 
der Fürften überfchreiten. Unter den Genannten find mehrere Niederländer, 
Andrzkvz Beazme-wu aus dem Hennegau, der von Froiffard als ein Mufter ohne 
Gleichen in PlaPrik und Malerei gerühmt wird, Yagueainart von Hesdzäz, Paul 
von Limbuzgr mit feinen beiden Brüdern, diefe alle im DienPce des Herzogs 
von Berri, Yolzamz von Brügge, Maler Karls V. Dann kommt aber auch ein 
franzölifcher Illuminator, Meiiier Yolzannßs Mklmßzzs Gallzkzzs, im Dienfte der 
Herzogin von Brabant vor. Künfllerifch hingen Brabant und Flandern damals 
mit Frankreich zufammen. Zu dem lebhaften Verkehre zwifchen den Ländern 
kam dann die politifche Vereinigung von Flandern und Burgund. Da nun diefe 
Schule der Miniaturmalerei fich fichtlich aus der franzöfifchen Schule des 
I3. Jahrhunderts herausentwickelt hat, würde man zu weit gehen, wenn man 
auf Grund jener Namen, die {ich vielfach nur vermuthungsweife mit erhaltenen 
Werken in Verbindung fetzen laffen, fie als eine {iandrifche Richtung auf fran- 
zöflfchem Boden behandeln Wollte 1). Aber die Handrifchen Künliler können 
immerhin zu der Ausbildung des fpeciiifch malerifchen und realiftifchen Sinnes 
fchon damals vorzugsweife beigetragen haben. 
Zu den ältefien Erzeugniffen diefer franzöfifch-flandrifchen Schule gehört 
Iiiviljs, die für König Johann gefchriebene Ueberfetzung des Livius2); ferner ein 
gizffralläMßfSbuCh im Haagil), bei welchem die Loslöfung von der älteren Richtung 
33g" nur theilweife gefchehen ift, aber wenigfiens in den Nebeniiguren ein realifti- 
 fches Beftreben beginnt, und die Umrifszeichnung mit der Feder fchon der 
Behandlung mit dem Pinfel Platz gemacht hat. Nach einer Notiz auf der 
letzten Seite wurde es im Jahre 1366 durch den Illuminator Presbyter Laurezztizrs 
von Aniwerpen, zu Gent wohnhaft, vollendet. Ziemlich in diefelbe Zeit fällt 
Bilgiiliwsibel, eine Bilderbibel mit 2564 Darftellungen in Paris, aus dem Befitze des burgun- 
  difchen Herzogshaufes4). Von alter Hand ift in ihr der Tod des Herzogs 
Philipp von Burgund am 21. November 1361 eingetragen; er war der Vor- 
gänger des franzöfifchen Prinzen Philipp der Kühne, dem König Johann 
das erledigte Lehen übertrug. Die zierlichen Bildchen, grau in grau, voll Phan- 
tafie und bis zum Ende geiPrreich behandelt, unterfcheiden {ich vom "gothifchen 
 I) So Sclmaajk VI, 517, ja auch fchon Waagen, Kunftwerke u. 
2) Paris, Bibl. nat. frangais 30. 
3) Mufeum Werftreenen.  Vgl. Vlizagzn: Ueber die Manufcri; 
Mufeums Werfireenen, D. Kunfiblatt HI (1852) S. 238. 
4) Paris, Bibl. nat. frangais 167. 'l'ext latcinifch und franzöflfch. 
Waagen, Kunftwerke u. 
Künfiler in Paris, 
Manufcripte 
mit Miniaturen 
Proben bei Lazumzfre a.
	        
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