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Buch.
Zweites
Pgriode.
ErPcer
Abfchnitt.
Franzöfifche Dann kommt die franzöfifche Behandlung auf, die Umriffe werden mit
Behandlung flächenhaft hingefetzten Deckfarben gefüllt, wie in den zwei berühmten
llgltfägäfär- Sammlungen von Minneliedern, der Weingartener in Stuttgartl) und
Paris- der Pariferz). Die Motive, oft aus den Liedern felbfl gefchöpft, {ind ziem-
lich übereinftirnmend, aber die Bilder der etwas fpäteren Parifer Handfchrift
(I4. Jahrhundert) fmd nicht nur weit zahlreicher (114), fondern auch gröfser im
Format und reicher in der Compofition. Kaifer Heinrich und König Wenzel
von Böhmen thronen, letzterer von anderen Sängern umgeben; König Konrad
der junge (Conradin) fprengt auf der Jagd einher (Fig. 103); Markgraf Otto von
Brandenburg fpielt Schach mit einer Dame, andere turnieren, während Damen
vom Söller zufchauen; Graf Kraft von Toggenburg erfleigt auf einer Leiter
F11
J
IO2.
Meerfahrt,
aus dem Münchener Trifkan.
Nach ICugIeY.
das Fenüer feiner Dame; Heinrich von Stretlingen tritt mit der Schönen zum
Tanze an; Walter von der Vogelweide ützt {lnnend auf dem Steine, ein Bein
über das andere gefchlagen; der Schulmeifter von Efslingen hält Schule;
Kriftan von Luppin kämpft mit den Sarazenen. Zu Klingesor von Ungar-
land ifi der Sängerkrieg gemalt. Niemals gingen Abficht und Fähigkeit da-
hin, ein wirkliches Bildnifs zu liefern. Das Charakteriftifche blieb auf die
Situation und das Coflüm befchränkt. Die Schofshündchen der Damen, die
I) Königl. Privatbibliothela, Poet. germ. I. Liter. Verein, V, mit Abbildungen,
2) Bib. nat. Allem. 32 F. H '11. d. Hagen, Atlas "zu den Minneflngern. Bilrlerfaal altdeut-
fcher Dichter (Ergäniung zu der Minneflnger-Sanlmlung) Berlin 1856. 40. Mallzieu, Minnefänger
aus der Zeit der Hohenflaufen. Paris 1850 fol. Vgl. Ralm, Gefch. d. b. K. in der Schweiz und
im Anzeiger für fchweizer. Alterthumskunde 1877 Nr. 3.