fpäte Mittelalter.
Das
Miniaturm alerei.
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liefert, kehren öfter wieder: der Kampf des Einhorns und des Elephanten,
das Einhorn im Schofse der Jungfrau, bekanntlich ein Sinnbild der jung-
fräulichkeit Marias, Sirenen und Kämpfe fabelhafter Thiere. In einem der
Londoner Pfalter (Arund. 83) ift endlich auch die Gefchichte von den drei
Todten und den drei Lebenden dargeftellt, die wir noch weiterhin wieder-
finden werden.
Deutfchland
bis
Zllf
Mitte
des
Jahrhunderts.
Während die Miniaturmalerei in England, Spanien, den Niederlanden
ganz unter die Abhängigkeit von der franzölifchen Schule geräth, kann fich
auch Deutfchland den Einilüffen von dorther nicht entziehen. Aber die Ueutfchllancl
deutfchen Miniaturen feit der Mitte des I3. Jahrhunderts flehen weit gegen bii-iiziiänri.
die franzöiifchen zurück. Diefer Kunftzweig hatte geblüht, fo lange er unter
den alten Bedingungen und unter fortgefetzter romanifcher Tradition arbeitete.
Jetzt hatte diefelbe {ich erfchöpft, die Thätigkeit der Kiöfter in der Illuminir-
kunft liefs nach, die weltlichen Meifter, in deren Hände fle kam, verfuhren
fabrikmäfsig und dilettantifch, ohne durch confequente Schultradition beftimmt
zu werden; der franzöiifche Gefchmack wurde aufgenommen, aber vergröbert;
die Förderung durch die vornehmen Kreife war geringer.
Ein frühes Beifpiel ift die Handfchrift des Sachfenfpiegels in der saghfen.
Bibliothek zu Heidelberg 1) mit rohen Federzeichnungcn. Dann find narnent- H25Zäfi;g_
lich mehrere Handfchriften von Dichtungen aus dem I3. und der erflen Hälfte
des I4. Jahrhunderts beachtenswerth. Die zeichnende Behandlung, wie wir {ie
früher in der Eneidt (Berlin) und den Handfchriften aus Scheiern (München)
gefunden, lebt weiter in der Liederfammlung aus Benedictbeuren zu Carinina
München?) mit Uinrifszeichnungen auf farbigenrGrunde, überfchlanken Ge- Bägliillciltf-
ftalten, deren Bewegung und Kopfhaltungfchon den Einiiufs des neuen Stils Mmche"
verrathen. Dargeftellt find das Glücksrad, die" Gefchichte von Aeneas und
Dido, luftige Zecher, Scenen des Würfel-, Damen- und Schachfpiels. Der
gleiche Gefchmack waltet dann in Wolframs von Efchenbach ParcivalPayqivalu.
ebendafelbftß) mit Umriffen in geringer Colorirung auf goldenem oder farbi- ixiaiiiiiiigiä.
gem Grunde, endlich in zwei Münchener Handfchriften des Triltan von
Gottfried von Strafsburg, von denen die reichere4), um 1300, nicht nur
anfchauliche Schilderungen ritterlichen Lebens enthält, fondern auch den Geiß
der damaligen ritterlichen Sitte in der übertriebenen Sentimentalität des Aus-
drucks athmet. Die Köpfe mit verdrehten Augen find kindlich aber füfslich,
in den Motiven waltet gefuchte Grazie; die Männer find bartlos, das Haar ift
wohlgepflegt, die Gewandung fliefsend aber ohne Veritändnifs gezeichnet, die
Pferde {ind roh, die landfchaftlichen Andeutungen ganz primitiv. Die Hinter-
gründe {ind fatt gefärbt, fonft werden die Zeichnungen höchftens leicht ange-
tufcht. Ein bezeichnendes Beifpiel iit die Meerfahrt (Fig. 102).
I) Hqfner, Trachten, I, Taf. 41.
2) Carmilma Benedictoburana, cod. c. pict. 73_
Vereins, Stuttgart, Bd. XVI, 1847.
3) Cod. germ. I9, Cimel. 28.
4) Cod. germ. 51, Cimel. 27 Abbildungen
Gefchichte d. Malerei.
Literar.
des
Abbildungen in den Publicationen
bei Ääzgier, K1. Schriften I, 88.
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