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Buch.
Zweites
Vierter
Abfchn itt.
griechifche und arabifche Bevölkerung liefern konnte. Bei den ausgedehnten
Bildercyclen, die hier entflanden, ift es erklärlich, dafs neben firenger gezeich-
neten und forgfältiger ausgeführten Darftellungen auch geringere vorkommen,
und dal's meift griechifche Infchriften auf den vorzüglicheren, lateinifche auf
den rnittelmäfsigeren zu finden lind
Palermo. Im Jahre 1030 hatte Roger, der Sohn des erflen Eroberers, den Titel
bchlofs.
eines Konigs von Sicilien angenommen, und in die Zeit feiner glanzenclen
Regierung (bis 1154) fallen die fchönften Leiftungen der mufivifchen Kunli.
Ein Zimmer im Schloffe zu Palermo zeigt noch eine reiche Decoration mit
l-Blattornament und Thieren, wie fie einPc in den Kaiferpaläften zu Confianti-
nopel exiPcirt hatte. Zufammenhängende, gröfsere Cyclen mit bildlichen Dar-
ftellungen treten in den Kirchen auf. Diele Bauwerke, in denen {ich die Ele-
mente altchriftlicher, byzantinifcher und arabifcher Architektur phantaftifch
verfchmelzen, lind über und über mit muiivifchen Bildern gefchinückt, die
zwifchen den Spitzbogenarcaden des Langhaufes beginnen, die ganze Ober-
wand füllen, Querhaus, Chor, die Kuppel über der Vierung einnehmen und
uns die byzantinifche Decoration nochmals in ihrer ganzen Pracht vor Augen
Hellen.
Ieqagälriä Das Herrlichfle zeigt die Capella Palatina im Königspalaite zu Pa-
'lermo2), die 1132 begonnen wurde, und deren Mofaiken gröfstentheils 1143
vollendet waren. Fufsboden, Chorfchranken und untere Täfelung der Wände
in Marmor und Porphyr übertreffen an Vollendung womöglich noch die
Arbeiten des unteritalifchen Fefilandes. Darüber beginnen die Bilder; an der
Eingangswand der thronende Chriftus in ganzer Figur zwifchen Petrus und
Paulus, im Mittelfchiffe Prophetengeftalten zwifchen den Bögen, dann Bilder
aus dem Alten Teftamente, in den Seitenfchiffen die Legenden von Petrus
und Paulus, im Querhaufe die Gefchichte des Evangeliums. Das Grofsartigfte
iind die repräfentirenden Darftellungen am Schluffe des Raumes: in der Haupt-
EIpllS Maria mit betend erhobenen Händen, thronend zwifchen Heiligen, und
im Gewölbe die rieiige Halbfigur des lehrenden Heilands, dem zwei ähnliche
Halbüguren von Apofteln in den Nebenapfiden entfprechen. Ueber dem Bogen
der Tribuna iPr die Verkündigung dargeflellt, dann folgen im Tambour der
Kuppel Nifchen mit Heiligen, und in der Kuppel felbft ftehen grofsartige
Engelgeftalten mit Flügeln, während das Mittelfchild nochmals das Bild ChriPri
enthält (Fig. 98). Gleichzeitig find die Darftellungen aus der Marienlegende in
Tafulggftß- der 1143 vollendeten Kirche La Martorana (S. Maria dell' Ammiraglio) und
Csfslil- die Bilder im Presbyterium der Kathedrale von Cefalu, nach einer Infchrift
in der Apiis unten König Roger im Jahre 1148 vollendet 3). Wieder nimmt das
Bruftbild Chrifli die Halbkuppel der Apiis ein, an der Wand unter ihm er-
fcheint zunächft Maria zwifchen Engeln, zwei tiefere Streifen enthalten die
I) A. Springer! Die nxittelalterliche Kunß in Palermo, Bonn 1869.
2) Andrea T erzi , S. Cavalläri u. f. w.; La Capella di S. Pietro 116118. Reggia di Palermo. Pal.
1872 Hi, fol.; im Erfcheiiuen; fchöne Farbendrucke. Farbige Anlicht bei H. lfoelzler, Polychronxe
Meiflerwerke der ornumentalen Kunfl; in Italien.
3) Für beide Denkmäler: Duca di del Duomo di Monreale e di altre chiese Siculo-
Normane, Palermo 1838, fol.