Das hohe lklittelalter.
Italien.
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geflalten in den Zwickeln der Arcaden und darüber zwei Reihen erzählende
Bilder aus dem Evangelium. Die ügurenreiche Kreuzigung zeigt die feiifizehenden
Motive, Maria und Johannes, Sonne und Mond, den Mann mit der Lanze,
klagende Frauen, Kriegsknechte, die Lofenden; Chriftus ifi; nackt, aber noch
aufrecht mit vier Nägeln dargeftellt. Vielfach iit wirklich der Ausdruck des
Schmerzes und der Erregung getroffen. In der Apiis thront Chriitus mit dem
offenen Buche zwifchen den Evangeliiienfymbolen, unter ihm {tehen drei feier-
liche Engel in ebenfolchen Prachtgewändern, jwie der Engel an der Front,
feitwärts von ihnen St. Benedictus und der Abt Defiderius mit quadratem
Nimbus und dem Kirchenmodell.
Wendet man {ich um, fo erblickt man das wichtigfte Gemälde des ganzen
Raumes: das koloffale Jüngfie Gericht an der Eingangswand, eine wohlge-
gliederte Compofition (Fig. 96). Oben, zu den Seiten der
Fenfier, erfcheinen Engel mit Pofaunen und unter I I ,I I
ihnen läuft ein fchmaler Fries mit auferftehenden Todten
hin Die Mitte der Wand nimmt der richtende Chrifius 2 2
in der Mandorla ein; die Geberden feiner Hände {ind 4- 1,.
diejenigen, die typifch bleiben, um auszudrücken, dafs er
die Gerechten zu {ich ruft, die Verdammten von {ich 5 5
weift Seitwärts {ieht man Engel die {ich adorirend DTKEG
vor ihm neigen und unter diefen die fitzenden fhQ
Apofiel Das Centrum des nachiten Streifens nehmen 9 H,
drei Engel mit Schriftrollen ein, von denen der mittelfte
die feinige grofsartig mit beiden Armen emporhebt
beiderfeits {iehen die Seligen, unter denen man Bifchöfe, Fi 6 Eüniggcericht
Fürften, Geiitliche erblickt und ziehen die Verdamm- Säiggelo ä] Formis.
ten erfchreckt von dannen Den Abfchlufs, rechts
und links von der Thüre, bilden der Garten des Paradiefes (9) und die Hölle
Satan ergreift die nackten, in den Höllenrachen geflürzten Verdammten,
unter ihnen den Judas.
Diefe Malereien {ind fchwerlich von Griechen ausgeführt, wohl aber von
Künftlern, die von Byzantinern gelernt hatten. Die Beziehungen zu dicfen
fprechen {ich nicht blofs in einzelnen griechifchen Infchriften, fondern noch
mehr in der architektonifchen Strenge der Anordnung, der typifchen Auf-
faffung beftimmter Scenen, den Coftümen, den Motiven der Bewegung aus.
Dennoch ift die Zeichnung gewöhnlich, das Nackte roh, die Malerei ziemlich
derb und bei grünlicher Unterlage der Fleifchtöne und harten Gegenfätzen in
den Gewändern unharmonifch. Die italienifchen Schüler der Griechen konnten
die einheimifche Roheit nicht {o fchnell loswerden, aber auch die Byzantiner
felbft {landen nicht mehr auf der Höhe, wie zu Theophano's Zeit, als die
deutfche Kunft von ihnen berührt wurde, fondern übten eine fchon eritarrte
Kunft nur noch technifch gefchickt aber mechanifch aus.
Die Bilder zu S. Angelo in formis {tehen in Unteritalien nicht vereinzelt
da. Am nächften kommen" ihnen die in der gleichzeitigen Kirche S. Marias. lMQYlElQ
la Libera zu Foro Claudio bei Seffa 1). In der Apfis thront Maria mit Llbem
Salazzzra, I,